

Dyson Purifyer Humidify + Cool Formaldehyde im Test – saubere Luft als Luxusware?

Wenn es um Staubsauger und Haartrockner geht, hat Dyson Kultstatus erreicht. Auch im Bereich Luftreinigung hat das englische Unternehmen spannende Ideen. Doch ist der «Purifyer Humidify + Cool Formaldehyde» wirklich so gut, wie es das grosse Preisschild vermuten lässt?
Mit der Frühlingszeit startet für viele auch wieder die Allergiezeit. Die Pollensaison bringt Allergene nicht nur in die Luft, sondern oft auch ins eigene Zuhause. Für viele ein Grund, einen Luftreiniger in Erwägung zu ziehen. Der Dyson Purifyer Humidify + Cool Formaldehyde gehört bei uns im Shop zu den beliebtesten Modellen – trotz des hohen Preises. Was hat der Luftreiniger mit extralangem Namen alles drauf, und ist er seine rund 700 Franken oder Euro wirklich wert?
Das Modell der englischen Marke vereint praktisch alle Features unter einem Hut, welche man sich je von einem Luftreiniger der Extraklasse erträumen könnte – so zumindest das Versprechen. Ich habe das Ding deshalb seit vergangenem Sommer in meinem Schlafzimmer Homeoffice platziert, um ihn auf Herz und Nieren zu überprüfen.
Im Grunde handelt es sich um ein Kombigerät zwischen Luftreiniger, Luftbefeuchter und Ventilator. Deshalb macht es in meinen Augen nur Sinn, diesen Testbericht in die drei Hauptfunktionen dieses Geräts n aufzuteilen. Also von Anfang an:
Purifyer: Formaldehy… – wie bitte?
Wie schlechte Luftqualität zustande kommt und warum du die Luft bei dir Zuhause im Auge behalten solltest, hat Kollege Martin in seinem Testbericht zum «Würfeli»-CO2-Messgerät erklärt. Es ist aber eben nicht nur das Kohlenstoffdioxid, welches du möglichst aus deinen vier Wänden verbannen willst. Normaler Haushaltsstaub, Pollen, Viren, andere Schadstoffe: die Luft ist in den meisten Wohnungen geradezu überfüllt mit unsichtbaren Übeltätern.
Deshalb stattet Dyson den PHCF auch mit mehreren Ebenen an Filtern aus, um gegen die Schadstoffe vorzugehen. Die erste Ebene ist eine Kombination aus HEPA-13- und Aktivkohlefilter. Der HEPA-Filter ist für alle noch so kleinen Partikel wie Rauch, Feinstaub, Viren, Pollen oder Allergene zuständig. Gerade, wer in der Frühlingszeit mit Heuschnupfen oder Allergien zu kämpfen hat, wird das besonders schätzen. Der Aktivkohlefilter hingegen fängt Gase oder Gerüche auf. Dazu zählen etwa Parfüms, Reinigungsprodukte oder durch Verbrennung entstandene Schadstoffe wie Abgase oder Gasherde. Dieser Doppelfilter nutzt sich jedoch ab und muss von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden. Mit 99 Franken ist dieser auch nicht besonders günstig, muss aber immerhin nur etwa ein Mal im Jahr ersetzt werden.

Im Luftreiniger verbaut ist zudem ein katalytischer Filter, welcher sich mit den namensgebenden Formaldehyden befasst.
Durch den Filter werden eben diese Gase abgefangen und zersetzt, sodass sie dir nicht mehr schaden können.

Quelle: Dayan Pfammatter
Doch genug der Theorie, wie schlägt sich das Ganze dem im Alltag? Erstaunlich gut! Der Dyson PHCF merkt, wenn ich in der Küche am anderen Ende der Wohnung koche, im Badezimmer Deo sprühe oder in meinem Schlafzimmer eine Kerze auspuste. Praktisch unmittelbar dreht er seine Leistung hoch und pustet saubere Luft, bis die Luft rein ist. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Quelle: Dayan Pfammatter
Ausgelegt ist das Gerät jedoch nur für grosse Zimmer oder ganz kleine Wohnungen. Laut Dyson reicht die Leistung des PHCF für einen 81 m^3^-grossen Raum aus.
Humidify: Feuchte Luft ist gute Luft
Nicht nur rein, sondern auch genügend feucht soll die Luft für ein angenehmes Raumklima sein. Gerade in den Wintermonaten. Falls du morgens des Öfteren mit einer ausgetrockneten Nase oder trockener Haut aufwachst, könnte das am Mikroklima im Schlafzimmer liegen. Vor allem in modernen Wohnungen, wo durch grosse Fenster viel Sonnenlicht eindringt, kann es schnell mal zu einer zu trockenen Luft kommen.
Aus diesem Grund hat der Dyson PHCF einen 5-Liter-Tank für frisches Leitungswasser. Damit sich hier keine Ablagerungen oder Bakterien bilden und in die Luft geschleudert werden, verbaut Dyson im Inneren einen UV-Reiniger.

Quelle: Dayan Pfammatter
Die Luftbefeuchtung passiert dabei entweder vollautomatisch oder richtet sich nach einem verstellbaren Prozentwert. Im Dauerbetrieb hält der volle Tank in meiner Erfahrung zwischen einer Woche und einem Monat, je nach den Umständen. Ein kleines, aber besonderes Highlight des Tanks sind die Räder an der Unterseite und der ausklappbare Griff auf der Oberseite. Damit gestaltet sich das Füllen und Auswechseln des Wassertanks als wahres Kinderspiel.
Aber: Wo Leitungswasser im Spiel ist, ist Kalk nie fern. So auch im Luftreiniger von Dyson. Auch hierfür hat das Gerät eine praktische Lösung zur Hand. Bei einer zu starken Verunreinigung lässt sich unter Beigabe von etwas Zitronensäurepulver ein vollautomatischer Tiefenreinigungszyklus durchführen. Wie oft dieser durchgeführt werden muss, hängt von der Wasserhärte ab. Ich bin nach meinen neun Monaten etwa noch weit davon entfernt, einen Reinigungszyklus starten zu müssen.
Cool: Ein grandioser Ventilator, aber keine Klimaanlage
Wohl den grössten Minuspunkt muss ich beim «Cool»-Teil des Dyson Purifyer Humidify + Cool Formaldehyde geben. Diesen könnte ich gar als irreführend beschreiben.
In meiner Wohnung staut sich warme Luft recht schnell an und ich habe entsprechend in den Sommermonaten sehr mit hohen Temperaturen zu kämpfen. Deshalb war ich mehr als gespannt auf die Kühlfunktion, welche Dyson hier verspricht. Sie blieb aber aus.
So toll dieses Gerät sein mag, eine aktive Kühlung ist schlicht nicht vorhanden. Dazu müsste warme Luft irgendwie nach draussen gelangen, wie bei einem Klimagerät. Dafür ist der Dyson PHCF jedoch der wohl beste Ventilator, der mir je untergekommen ist.

Quelle: Dayan Pfammatter
Wie schon bei der Luftbefeuchtung lässt sich auch die Stärke des Luftstroms automatisch oder manuell regeln. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ventilatoren oder anderen Luftreinigern von Dyson liefert dieses Gerät aber einen entscheidenden Vorteil: Die zwei seitlichen Oszillatoren – Dyson spricht von einer «Jet Axis Control Technologie».
Statt einfach einen Luftstrom gezielt hin und her zu bewegen, kann dieses Ding zwei Ströme unabhängig in beide Richtungen steuern. Daraus resultiert ein Brisen-Modus, welcher wahrhaftig herrlich ist. Anstatt dass du in regelmässigen Abständen von einem starken Luftstoss getroffen wirst, fühlt es sich eher an, als hättest du ein oder zwei Fenster offen. Eine erfrischende Brise eben.
Wenn du überhaupt keinen Ventilator, sondern nur die Luftreinigung und -befeuchtung willst, kannst du den Luftstrom auch auf der Rückseite des Geräts austreten lassen.
Dyson liefert Features über Features
Soviel also zu den Kernfunktionen. Doch damit sind wir noch lange nicht am Ende. Denn der Purifyer Humidify + Cool Formaldehyde ist mit etlichen weiteren Funktionen ausgestattet. Da wäre etwa die enorm umfangreiche App.

Quelle: Dayan Pfammatter
Wenn du den PHCF mit deinem WLAN verbindest, hast du damit die Schaltzentrale immer bei dir. So zeigt dir die App etwa die aktuelle Luftqualität deiner Stadt an, aufgeschlüsselt in den verschiedenen Messwerten. Weiter unten findest du alle Steuerungsfunktionen, welche auch auf der Fernbedienung auffindbar sind.

Quelle: Dayan Pfammatter
Ein weiteres Mal runterscrollen bringt dich dann zu deiner eigenen Luftqualität. Hier siehst du nicht nur, welche Partikel und Schadstoffe sich derzeit in deiner Umgebung befinden, sondern auch eine entsprechende Aufzeichnung der letzten Woche.
In der App kannst du auch zeitbedingte Automatisierungen einrichten. Mein Gerät schaltet etwa täglich um 22.00 Uhr in den Nachtmodus, welcher das Display dimmt und wechselt die Luftstromrichtung nach hinten. Zu alledem kannst du den Purifyer Humidify + Cool Formaldehyde auch in dein Google-Home- oder Amazon-Alexa-Netz einbinden, um ihn per Sprachbefehl zu steuern. Mit etwas Tüftelei lässt er sich sogar ins Apple Homekit integrieren.
Wenn du die smarten Features nutzen und den Dyson übers Internet steuern möchtest, musst du dir in der App einen Account erstellen. Einige wenige personenbezogene Daten werden gesammelt, Dyson ist hier allerdings mehr als transparent. Diese Funktionen sind aber vollkommen optional, du kannst den Luftreiniger auch offline nutzen.

Quelle: Dayan Pfammatter
Fazit
Eine teure Spielerei, die sich lohnt
Hält dieser Dyson nun also, was er verspricht? Grösstenteils ja. Die Luftreinigung und -befeuchtung liefern beide mehr als zufriedenstellend ab und das Gerät ist auch ästhetisch nicht von schlechten Eltern. Eine halbgare Kühlfunktion und der hohe Anschaffungspreis verleiten jedoch nicht unbedingt zum Kauf. In jeder anderen Hinsicht bin ich aber ein grosser Fan vom Produkt.
Also: Der Dyson Purifyer Humidify + Cool Formaldehyde ist zweifelsohne ein mehr als durchdachtes Produkt. Mit seiner Vielzahl an Filtern und Funktionen schafft er in jeder Situation und Jahreszeit das optimale Raumklima. Mit seinen grob 700 Franken in der Anschaffung ist er jedoch alles andere als ein Impulskauf.
Wenn du aber tatsächlich mit Allergien oder Heuschnupfen zu kämpfen hast, oder im Winter oft mit einer ausgetrockneten Nase und Halsschmerzen aufwachst, ist dieser Dyson definitiv eine Überlegung wert. Das raffinierte Kombigerät ersetzt im besten Fall gleich drei andere Geräte – nämlich Luftreiniger, Luftbefeuchter und Ventilator. Das relativiert den hohen Preis auch wieder etwas und spart viel Platz. Einen eingängigeren Namen dürfte sich Dyson noch überlegen und dabei auf die Formulierung «cool» verzichten.
Pro
- Reinigt selbst grosse Räume sehr effizient
- Eliminiert Staub, Allergene und Viren
- Angenehmster Ventilator überhaupt
- Einfache zu steuern via Fernbedienung oder App
Contra
- Sehr kostspielig in der Anschaffung
- Kühlfunktion hält nicht, was sie verspricht
- Der Name ist zu lang und sorgt für Verwechslungsgefahr


Praktisch seit ich denken kann fasziniert mich alles, was Tasten, Displays und Lautsprecher hat. Als Journalist mit Fokus auf Technik und Gesellschaft schaffe ich Ordnung im Dschungel aus Tech-Jargon und unübersichtlichen Spec-Sheets.