Produkttest

Getestet: Keine dicke Luft mit dem Electrolux Pure A9

Luca Fontana
25.6.2020

Electrolux’ Pure A9 sieht fantastisch aus, filtert besser und ist sogar ein bisschen smart. Kurz: Ein rundum gelungenes Gerät, das für gute Luft sorgt. Nur die Ersatzfilter sind ziemlich teuer.

First things first: Was genau kann ein Luftreiniger – abgesehen von seiner offensichtlichen Funktion? Nun, Luftreiniger reinigen die Luft und befreien sie von Schadstoffen. Schadstoffen wie Feinstaub, Kohlenstoffdioxid oder Pollen. Oder Gestank. Das erhöht das Wohlbefinden des Menschen. Seine Gesundheit. Gerade dort, wo die Umweltbelastung hoch ist – in Städten zum Beispiel.

Was ist mit mir?

Ich wohne nicht in der Stadt. Ich mag allerdings geruchsintensive Küche. Fondue im Winter. Thai-Curry im Sommer. Dazu kommen zwei Katzen – Katzenfutter ganzjährig. Solche Dinge eben. Meine Freundin raucht ab und an auf der Terrasse. Da zieht’s immer wieder mal etwas Rauch in die Wohnung. Und: Ich habe Heuschnupfen. So. Da kommt mir ein Luftreiniger, der das ganze üble Zeugs aus der Luft filtert, gerade recht.

Getestet habe ich Electrolux’ Pure A9 Luftreiniger. Bei uns im Shop heisst er «Himalaya PA91- 404GY». Keine Ahnung, wieso. Aber an dieser Stelle ein Full Disclosure: Das Testgerät wurde mir von Electrolux zur Verfügung gestellt.

Noch mehr Disclosure: Wenn du das Electrolux-Logo um 90 Grad drehst, dann hast du ein Damenfüdli in Unterwäsche.

Gebt dem Ding einen Schönheitspreis

Weisses, billiges Plastik. Unsauber verarbeitet. Vergilbt. So überhaupt nicht zu meinem schönen, stylischen IKEA-Sofa passend. Ich verabscheue Haushaltsgeräte, die wie solche aussehen.

Der Pure A9 ist weit weg davon.

Auf den ersten Blick kaum als Luftreiniger wiederzuerkennen.
Auf den ersten Blick kaum als Luftreiniger wiederzuerkennen.

So gross die «kleine» Version des Luftreinigers ist – etwa einen halben Meter hoch und mit einem Durchmesser von 31 Zentimetern gesegnet – der Luftreiniger wirkt überhaupt nicht wie ein Fremdkörper in meiner Wohnungseinrichtung. Das könnte an seiner Turmform liegen. Oder der modernen, hellgrauen Farbe.

Beschreiben wir das Ding mal. Unten, wo die Luft eingesaugt wird und durch den Filter geht, ist ein metallisches Gitter mit kleinen Löchern. Oben, beim Stoffüberzug, müsste sich demnach die Turbine befinden, die die gereinigte Luft zurück in den Raum bläst. Ganz oben sind die beiden beige-braunen Lederhenkel – sehr schick. Und funktional. Der 9 Kilo schwere A9 lässt sich so gut von einem Raum zum nächsten transportieren.

Das ist nötig: Zwar deckt der «kleine» A9 eine Raumgrösse von bis zu 92 Quadratmeter ab. Aber um die Ecke einsaugen kann er nicht. Will ich zum Beispiel mein Arbeitszimmer luftreinigen, muss ich den Himalaya-Luftreiniger – oder was das Wortspiel sonst bedeuten soll – auch dorthin bringen. Vom Wohnzimmer aus luftreinigen geht nicht.

Die Henkel runden das Design sinnvoll ab.
Die Henkel runden das Design sinnvoll ab.

Das Tüpfelchen auf dem «i» ist allerdings die schwarze LED-Anzeige, bei der nur die Schrift und der Balken aufleuchtet, der für die Drehgeschwindigkeit der Turbine steht. Je schneller die dreht, desto mehr Luft kann pro Stunde umgewälzt werden – das ist ein professioneller klingendes Wort für gereinigt.

Natürlich schlägt sich das auf die Lautstärke nieder: in seiner niedrigsten Stufe ist der A9 kaum zu hören. Auf der höchsten Stufe bringen es die Turbinen auf satte 48 Dezibel. Das entspricht etwa der Lautstärke eines Kühlschranks.

Auch von oben macht der Pure A9 eine gute Falle.
Auch von oben macht der Pure A9 eine gute Falle.

Insgesamt wirkt der Reiniger so, als ob er sich als Lautsprecher tarnen wollte. So fällt er kaum auf. Gefällt mir ausgesprochen gut.

Der smarte Luftreiniger

Zur Sache jetzt. Der Pure A9 arbeitet mit Aktivkohle- und HEPA-Filter. Das bedeutet, dass das Gerät nicht nur Gase zuverlässig filtert, sondern auch Schadstoffpartikel mit einer Grösse von 0,1 Mikrometer – also etwa ein Tausendstel der Dicke eines menschlichen Haares.

Konkret:

  • PM1-Partikel: Die schädlichsten Partikel. Sie sind kleiner als 1 Mikrometer und können daher besonders tief in unseren Körper vordringen. Beispiele: Verbrennungspartikel (Russpartikel, oder Teer aus Holz), Bakterien und Viren.
  • PM2,5-Partikel: Partikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind. Beispiele: Pollen und Sporen
  • PM10-Partikel: Partikel, die kleiner als 10 Mikrometer sind. Beispiele: Grober Feinstaub, grobe Blütensporen
  • TVOC: Flüchtige, organische Verbindungen produziert durch Pflanzen, Tiere und Menschen. Also Gestank. Oder… nun, du weisst schon. Katzenfürze!

Im Smart-Modus überwacht der Pure A9 alle Werte kontinuierlich. Schlägt einer dieser Werte aus, erhöht sich die Drehzahl der Turbinen, bis sich der Wert auf das erlaubte Maximum senkt. Mit der dazugehörigen «Wellbeing»-App lässt sich das genauestens verfolgen.

Für das untere Bild habe ich mit meinem Deo direkt neben dem A9 rumgesprüht. Keine drei Sekunden später erhöhte sich die Drehgeschwindigkeit von Stufe Zwei auf Stufe Acht – insgesamt sind da neun Stufen.

Fünf Minuten Gebläse später hat sich der Reiniger wieder beruhigt, und vom Deo-Duft (ich schwöre, es war ein Deo) ist kaum mehr was übrig geblieben.

Apropos: Die App lässt sich sowohl im Google Play Store als auch in Apples App Store runterladen. Die App ist intuitiv und selbsterklärend. Von hier aus lässt sich etwa der Smart-Mode ausschalten und die Drehgeschwindigkeit der Turbinen manuell einstellen.

Scheinbar interessant: Ich kann die gemessenen Durchschnittswerte der vergangenen Wochen und Monate nachverfolgen. Scheinbar, weil der Luftreiniger eh dafür sorgt, dass die Werte stets im grünen Bereich bleiben – wortwörtlich.

Optional lässt sich via App – und nur via App – der Ionisator aktivieren. Der stösst negativ geladene Ionen aus, die den positiv geladenen Hausstaub und andere Partikel – etwa Zigarettenrauch – an sich binden und zu Boden fallen lassen, von wo aus er nicht mehr in die Lunge geraten kann.

Aber Vorsicht: Der Einsatz von Ionisatoren ist umstritten. Das Problem ist, dass beim oben beschriebenen Vorgang Ozon als Nebenprodukt entsteht. Das willst du nicht haben. Ozon, je nach Konzentration, ist nämlich schädlicher als die schädlichen Ausgangsstoffe selbst.

Grosse Filter-Vielfalt

Electrolux bietet die Möglichkeit, den Filter an unsere Ansprüche anzupassen. Soll heissen: Je nach Jahreszeit sind andere Aufgaben prioritär. Zum Beispiel die Jagd nach Pollen und Blütenstaub im Frühling. Besitzer von Haustieren legen hingegen mehr Wert auf einen Filter, der Gerüche effizient aus der Luft schafft. Katzenrülpser zum Beispiel.

Insgesamt gibt es sechs Filter-Varianten:

  • Breeze 360: Der Allrounder-Filter, der ein bisschen alles kann und zum Lieferumfang gehört.
  • Clean 360: Der Spezialist für Feinpartikel. Ist besonders dicht. Eignet sich vor allem für Wohngebiete mit erhöhtem Luftverschmutzungsgrad.
  • Breathe 360: Der Filter für Allergiker. Spezialisiert auf Pollen und andere Allergene. Im Vergleich zu den anderen Filtern etwas weniger dicht, kann dafür aber mehr Luft pro Stunde filtern.
  • Fresh 360: Vor allem gegen Gerüche. Also für Haustier-Besitzer oder Raucher. Der Filter besitzt den grössten Aktivkohlefilter, kann daher flüchtige Verbindungen am effizientesten entfernen.
  • Care 360: Optimal geeignet für krankheitsanfällige Personen oder Haushalte mit Säuglingen. Dieser Filter ist mit einem speziellen Enzym behandelt worden, das die eingefangenen Bakterien abtötet.

Getestet habe ich den Breeze, den Breathe und den Fresh. Ganz ehrlich? Spür- oder riechbare Unterschiede habe ich zwischen den drei Filtern keine feststellen können.

Konkret: Als Heuschnupfer habe ich mit dem Breeze-Filter genauso oft (oder wenig) niesen müssen wie mit dem Breathe-Filter. Gerüche hat der Breathe genauso zuverlässig entfernt wie der Fresh. Und die PM- oder PVOC-Werte sind mit Fresh-Filter genauso grün wie mit dem Breeze-Filter.

Der Breeze-Filter gehört zum Lieferumfang. Die anderen müssen dazugekauft werden.
Der Breeze-Filter gehört zum Lieferumfang. Die anderen müssen dazugekauft werden.

Macht es also einen Unterschied, welchen Filter ich benutze? Laut meiner Erfahrung nicht, sofern mein eigener, subjektiver Eindruck und die objektiven Messwerte des Pure A9s korrekt sind. Du kannst also getrost zum «Allrounder» greifen, wenn du dir nicht sicher bist, welchen Filter du nehmen sollst.

In diesem Artikel sind übrigens alle Filter zum Kauf aufgelistet:

  • Neu im Sortiment

    Electrolux bietet konfigurierbare Luftreinigung für dein Zuhause!

Das Gute an allen Filtern: Sie haben einen «Smart-Tag», mit der die App misst, ab wann der Filter gewechselt werden muss. Der Breathe-Filter, den ich am längsten genutzt habe, hat nach etwa einem Monat noch 80 Prozent Filterlebensdauer.

Das Schlechte: Sie sind mit etwa 80 bis 100 Franken pro Filter ziemlich teuer. Ich meine, das entspricht fast schon ein Fünftel des A9-Kaufpreises pro Filter. Happig.

Fazit: Rundum gelungen, aber...

Fassen wir zusammen: Der Electrolux Pure A9 sieht nicht nur gut aus, sondern filtert zuverlässig, smart und leise. Dazu gibt’s die Möglichkeit, den Filter an die eigenen Bedürfnisse oder Jahreszeit anzupassen – auch wenn ich da keine echten Unterschiede habe feststellen können.

Wirklich kritisieren kann ich daher nur den Preis der Ersatzfilter. Der ist mit seinen 80 bis 100 Franken pro Filter deutlich zu hoch angesetzt. Erinnert mich irgendwie an die Drucker-Druckerpatrone-Debatte.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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