

Ein Protektoren-Ratgeber für den Fall des Falles

Protektoren sind längst keine störende Ritterrüstung mehr, in diesem Bereich hat sich viel getan. Über 500 Produkte haben wir im Sortiment, mit denen du so gut wie alles schützen kannst. Wie funktionieren sie und was ist für dich sinnvoll? Hier ist der Überblick.
Spätestens als ich Senior Editor Patrick Bardelli vor seiner Gorilla-Tour im Büro mit einer Kiste voll Protektoren hantieren sah und sich schnell eine kleine Menschentraube um ihn herum bildete, war klar: Es besteht Klärungsbedarf. Kommt das ans Knie? Oder an den Ellbogen? Welches Gelenk hat noch nichts und was ist eigentlich mit dem Rücken? Also stürzen wir uns in die Welt der Protektoren, denn das Thema ist wichtig und die Möglichkeiten sind vielfältig.
Die passenden Protektoren für deinen Zweck
Man kann es auch übertreiben mit der Schutzausrüstung. Es gilt, den für dich passenden Kompromiss zwischen Bewegungsfreiheit und Sicherheit zu finden. Drum sind dein Fahrstil und der Einsatzzweck wichtig bei der Kaufentscheidung. Klar: Je mehr du ins Risiko gehst, desto mehr Schutz ist angebracht. Fährst du Downhill oder Enduro und stürzt dich dabei regelmässig in hohem Tempo steil bergab, müssen die Protektoren mehr wegstecken können und sollten entsprechend robust mit Hartschalen-Elementen aufgebaut sein. Bist du vor allem auf längeren Touren und leichten Trails unterwegs, wirst du eher bei den Soft-Protektoren fündig.
Soft-Protektoren: Funktionsweise und Materialien
Der Name ist Programm und lässt erwarten, dass dich Protektoren dieser Kategorie nicht gross in deiner Bewegungsfreiheit einschränken. Sie schützen alle nach demselben Prinzip: Weiche Elemente wandeln die Aufprallenergie bei einem Sturz durch Verformung um. Die Kraft des Aufpralls wird dabei gedämpft und über eine grössere Fläche verteilt. Klingt simpel. In hochwertigen Schützern steckt trotzdem mehr als nur ein x-beliebiges Stück Kunststoff.
Viskoelastische Schaummaterialien sorgen zum einen dafür, dass die Protektoren beim Tragen durch deine Körperwärme flexibler werden und sich so deiner Anatomie anpassen. Dank ihres Memoryeffekts verformst du sie so, dass sie dich nicht stören, aber eben nicht dauerhaft. Sie «entfalten» sich nach dem Tragen wieder. Bei einem Aufprall absorbieren sie die Energie und verändern dabei ihre Struktur.
Kehren sie danach in ihren Ursprungszustand zurück, spricht man von Mehrschlagfähigkeit. Heisst: Dein Protektor ist bereit für den nächsten Ernstfall und muss nicht ausgetauscht werden, wie es zum Beispiel bei Modellen mit Styroporkern der Fall ist. Modelle mit adaptiertem Dämpfungsverhalten reagieren auch noch je nach Situation unterschiedlich. Ein leichter Aufprall wird sanft abgefedert, bei harten Aufschlägen steigt der Widerstand des Schaums stark an und nimmt die Energie rasch auf.

Hartschalen-Protektoren: Funktionsweise und Materialien
Harte Schale, weicher Kern. In der äusseren Schicht bestehen diese Protektoren aus wenig elastischen Kunststoffen wie Polypropylen oder Polycarbonat. Diese Materialien sind weniger hightech, eher alltäglich. Sie können aber trotzdem Gold wert sein, denn sie werden auch von Ästen und anderen spitzen Dingen nicht durchdrungen und panzern dich entsprechend. Die harte Schale absorbiert beim Aufprall allerdings viel weniger Energie, den Job übernimmt auch hier eine Schicht aus Spezialschaumstoff darunter. Insgesamt bist du also dicker bepackt und weniger flexibel, auch wenn die Konstruktion natürlich darauf ausgelegt ist, dir möglichst viel Bewegungsfreiheit zu lassen. Deshalb greifen vor allem Downhill-Fahrer darauf zurück, die mit hoher Geschwindigkeit und entsprechend hohem Sturzrisiko unterwegs sind.
So weit, so gut. Und was gibt's jetzt für welche Körperstellen? Los geht's mit den empfindlichen Gelenken, die dir wahrscheinlich auch direkt als besonders schutzbedürftig in den Sinn kommen.
Ellbogen und Knie
Die Gelenke sind bei Stürzen häufig betroffen, gleichzeitig musst du gerade an diesen Körperstellen beim Fahren flexibel bleiben. Soft-Protektoren sind leicht und passen auch dann ins Gepäck, wenn du sie nur für heikle Passagen überstreifen willst. Die Ellbogenschützer G-Form Pro-X fallen mit gut 50 Gramm nicht entscheidend ins Gewicht.

Alle Ellbogen-Protektoren im Überblick
Leicht unterwegs zu sein ist immer schön, aber die Protektoren sollten die gefährdeten Bereiche auch grossflächig schützen – dazu gehört zum Beispiel das seitliche Kniegelenk. Eine gute Passform verbunden mit rutschfesten Elementen an der Innenfläche und zusätzlichen Fixierungsmöglichkeiten sind ebenfalls wichtig. Denn ein Protektor, der schnell verrutscht, nutzt im Ernstfall natürlich wenig. Schlechter ist nur noch einer, den du aus Bequemlichkeit gleich gar nicht anlegst. Darum gibt es auch Modelle wie den ION Bike K-Lite-Zip, die sich durchgängig öffnen lassen und dir das Ausziehen der Schuhe ersparen. Dieser Protektor kombiniert eine verdeckte Hardcap mit einem soften Pad und steckt somit auch härtere Schläge weg.
Alle Knie-Protektoren im Überblick
An Schienbeinschützern scheiden sich die Geister
Da auch der stabilste Knochen zusätzlichen Schutz vertragen kann, gibt es Kombinationen aus Knie- und Schienbeinprotektoren. Daran scheiden sich die Geister, denn Bewegungsfreiheit im Kniegelenk ist beim Biken nun mal alles. Wenn du dir mit dem Pedal schon ein paar Narben ins Schienbein gegraben hast, siehst du das möglicherweise anders und es gibt längst Systeme, die Tragekomfort und Sicherheit kombinieren. Deshalb sind sie nicht nur für Downhiller interessant. Beim ION Bike K-Pact-Select sind die Knie- und Schienbeinelemente seitlich verbunden und übereinander verschiebbar. Er lässt sich mit seiner offenen Konstruktion auch anlegen, ohne dass du extra die Schuhe ausziehen musst.
Weste, Jacket, Shirt oder einfacher Rückenpanzer?
Dein Oberkörper soll, was den Schutz angeht, auch nicht zu kurz kommen. Protektor-Shirts trägst du direkt auf der Haut. Es gibt sie mit Polstern an Schultern, Brust, Rippen, Rücken und Ellbogen, dazu sind die Shirts atmungsaktiv und trocknen schnell.
Protektor-Westen sollen deine Wirbelsäule schützen, sie haben einen Rückenpanzer integriert. Über einen Hüftgurt mit Klettverschluss wird er bei Modellen wie dem POC Spine VPD 2.0 zusätzlich fixiert. Damit bleibt alles an seinem Platz, ohne zu sehr ins Gewicht zu fallen. Es gibt auch Varianten mit längeren Protektoren bis runter zum Steissbein, falls du keine Crashpants trägst. Wenn du nicht auf die Westen stehst, ist ein klassischer Rückenpanzer vielleicht eher dein Ding. Er bietet den gleichen Schutz, du hast mehr Bewegungsfreiheit und er ist logischerweise luftiger als eine Weste. Schliesslich hast du die Wahl, was du dazu tragen willst.
Mit einem Jacket wie dem Leatt Body Protector 3DF AirFit hast du eine Komplettlösung für den Oberkörper und bist beim Downhill oder im Bikepark gut gerüstet: Es enthält Protektoren für Rücken, Ellbogen, Brust und Schulter. Also ein Teil für alles, wobei die einzelnen Protektoren herausnehmbar und waschbar sind. Brust- und Rückenprotektor sind über elastische Bänder verbunden, damit sie stets gut sitzen ohne dich einzuschnüren.
Alle Oberkörper-Protektoren im Überblick
Protektoren-Rucksäcke
Spezielle Rucksäcke mit integrierten Rückenprotektoren eignen sich besonders für Enduro-Fahrer. Neben der Schutzfunktion hast du mit einem Modell wie dem Evoc FR Enduro Team auch 16 Liter Stauraum, in denen du nicht nur ein Trinksystem, sondern auch sonst noch einiges unterbringst. Zum Beispiel deine weiteren Protektoren. Es gibt ihn in verschiedenen Grössen, die du anhand der Tabelle bestimmen solltest, damit er deinen Rücken auch optimal schützt.
Alle Rucksäcke mit Protektoren im Überblick
Unter der Gürtellinie: Crash Pants
Wenn du schon mal mit dem Hüftknochen oder Steissbein gebremst hast, kannst du Crash Pants wie der Six Six One Evo sicher etwas abgewinnen. Auch hier sind flexible Materialien verarbeitet, die sich erst bei einem Aufprall verhärten und so den Stoss absorbieren. Oberschenkel, Steiss und Gesäss sind somit zusätzlich geschützt, die Sitzfläche ist gut gepolstert.
Alle Unterleib-Protektoren im Überblick
Zusatzschutz für deine Knöchel
Ein neuralgischer Punkt fast jedes Sportlerkörpers ist das Sprunggelenk. Einmal umknicken, schon sind die Bänder in Mitleidenschaft gezogen. Wer bereits Probleme damit hatte oder sie vermeiden möchte, kann einen Protektor wie den Amplifi Ankle Support anlegen und bekommt die Füsse künftig sicherer auf den Boden.
Nackenschutz
Wenn du auf dem Bike Kopf und Kragen riskierst, sollte deine Halswirbelsäule möglichst gut geschützt sein. Ein Nackenschutz sorgt in Kombination mit einem Integralhelm dafür, die Aufprallenergie möglichst so auf den Körper abzuleiten, dass keine zu starke Stauchung oder Überdehnung im Bereich der Halswirbelsäule auftritt. Der Leatt Brace DBX 5.5 ist sehr variabel einstellbar und lässt sich auf deinen Körperbau und die übrige Ausrüstung, wie zum Beispiel den Rückenprotektor, anpassen.
Alle Nacken-Protektoren im Sortiment
Nun ist es an dir, dich deinen Bedürfnissen entsprechend auszustatten. Auswahlmöglichkeiten hast du reichlich. Bei all den Produkten von denen ich hoffe, dass du sie nie wirklich brauchst, aber im Ernstfall eben doch dabei hast. Dazu zählt natürlich auch ein passender Velohelm.


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.