Produkttest

«Fifa 19» im Test: Leider immer noch ohne den FC Winterthur

Luca Fontana
27.9.2018

Alle Jahre wieder rollt der simulierte Fussball durchs Gamer-Wohnzimmer. Auch EA kehrt mit «Fifa 19» zurück und erfindet dabei gar nichts neu. Das war aber auch nicht nötig – «Fifa» war schon vorher gut. Auf welche Verbesserungen du dich dennoch freuen darfst, verrate ich dir im Test.

Champions League Finale. Im Wanda Metropolitano, dem Heimstadion vom spanischen Erstligisten Atlético Madrid, legt sich ausgerechnet Cristiano Ronaldo den Ball zu weit vor. Die knapp 70 000 Zuschauer tosen schadenfreudig, weil sich Thun-Verteidiger Facchinetti die Kugel gekonnt geschnappt und den Konter lanciert hat. Dann landet der Ball ausgerechnet bei Hunziker, dem personalisierten Chancentod. Fünf Hundertprozentige hat er schon vergeben – fünf! Dieses Mal muss der Schuss einfach sitzen...

Moment – Thun? Hunziker? Champions League!?

Richtig gelesen, denn pünktlich wie ein Uhrwerk kehrt EA Sports auch diesen September mit ihrem neuen Ableger der erfolgreichen «Fifa»-Reihe zurück. Neues Jahr, neues «Fifa», und nachdem ich mich die letzten fünf Tage durch alle Modi durchgezockt habe, kann ich sagen: Alles ist wieder ein bisschen besser geworden, nichts wird revolutionär anders gemacht. Ein bisschen bin ich versucht, mein «Fifa 18»-Review vom letzten Jahr zu kopieren und überall die Achtzehn durch die Neunzehn zu ersetzen.

  • Produkttest

    «Fifa 18» im Test: Ich sag dir, was es kann!

    von Luca Fontana

Tue ich aber nicht. Stattdessen sage ich dir, welche fünf Dinge wirklich neu sind und weshalb du dir «Fifa 19» trotz mangelnder Innovationen nicht entgehen lassen darfst.

1. Die Champions League und Europa League als Lizenz

Endlich ist sie da: Die Champions League. Vorbei die Zeiten, in denen «Fifa»-Zocker wehmütig zur Konami-Konkurrenz Pro Evolution Soccer (PES) rüberspirinzen mussten, weil die Rechte jahrelang bei den Japanern lagen – zum Leidwesen der PES-Anhänger, die jetzt ohne die Lizenz auskommen müssen.

EA Sports hat sich nicht lumpen lassen und lässt in Sachen Präsentation die Korken knallen: Die bekannte Hymne («the chaaaaaampioooooons!») dröhnt aus den Lautsprechern, die Fernsehgrafiken sind eins zu eins übernommen worden und das Stadion schmückt sich mit riesigen Bannern ehemaliger Vereinsikonen. Vor jedem Spiel gehen die Kommentatoren auf die besonders tolle Atmosphäre ein und erklären, warum das Champions League Finale mit diesen beiden Teams das wichtigste Fussballspiel des Jahres sei. Leider geil.

Kleiner Bonus: Zusammen mit der Champions League gibt’s auch das Gesamtpaket der Europa League. Wer’s also besonders authentisch mag, spielt das Finale zwischen der AC Milan und dem FC Zürich nicht in Madrid, sondern in Baku, Aserbaidschan.

2. Timed Finishing

Abschlüsse bekommen mehr taktische Tiefe. «Timed Finishing» heissen sie, und Ziel der perfekt getimten Abschlüsse ist es, durch doppeltes Antippen der Schusstaste einen besonders präzisen Schuss abzugeben, der eine höhere Chance hat, im Tor zu landen.

EA selbst beschreibt es als Risiko-gegen-Belohnung-System. Um das hinzukriegen, lädst du mit der Schusstaste den Schuss genauso auf, wie du es immer tust. Wenn du jetzt ein zweites Mal auf die Schusstaste tippst, aktiviert sich das Timed-Finishing-System, ansonsten kommt die alte Schussmechanik zum Zuge. Für ein optimales Timing musst du genau dann das zweite Mal tippen, wenn bei der Schussabgabe der Fuss des Spielers den Ball berührt.

Das ist nicht so einfach, wie’s klingt. Die Spieler stehen ja nie immer gleich zum Ball. Die Zeitspanne zwischen Schuss aufladen und Schuss abgeben ist daher auch nie gleich, und du musst deinen Spieler genau beobachten, um den Moment der Schussabgabe mit dem zweiten Tippen genau zu treffen. Bei meiner wöchentlichen «Fifa»-Session mit meinen Kumpels haben unsere missratenen Schüsse bereits für viel Häme und noch mehr rote Köpfe gesorgt.

Aber Achtung: Gelungene timed finishings sind keine Torgarantie. Und umgekehrt landen auch verzogene Schüsse schon mal auf kuriose Art und Weise ins Netz. So habe ich beispielsweise den Ball per Aussenrist in die obere, rechte Ecke gedroschen – auch wenn ich eigentlich in die untere, linke Ecke gezielt hatte.

Alles in allem sorgt das neue Schuss-System zusammen mit zahlreichen, neuen Animationen für noch mehr Abwechslung bei den Abschlüssen. Sehr gut!

3. Active Touch System

EA Sports
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Das Active-Touch-System verändert die ganze Mechanik rund ums Ballannehmen und -stoppen. Neu orientiert sich das Spiel viel stärker an den tatsächlichen Stärken und Schwächen der Spieler beim «First Touch».

Das System funktioniert mehrheitlich automatisch. Schicke Ballannahmen, verbunden mit einem Trick oder Dribbling, passieren viel öfters und ganz von alleine. Trotzdem fühlt es sich nicht so an, als ob mir das Spiel das Dribbeln komplett abnimmt, denn dafür sind die automatischen Animationen meistens eher kosmetischer Natur und selten wirklich Gameplay-relevant.

Schon mehr Einfluss kannst du durch kurzes Antippen des rechten Joysticks (auch «flicken» genannt) nehmen. Damit heben Spieler bereits bei der Ballannahme den Ball in die gewünschte Richtung und können durch rasche Richtungswechsel den heranrauschenden Gegner alt aussehen lassen.

Das Active Touch System beeinflusst aber auch die Art und Weise, wie sich der Ball selbst zwischen den Füssen der Spieler verhält. Das erkläre ich im nächsten Kapitel.

4. 50:50-Zweikämpfe

EA Sports
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Was eigentlich nicht wirklich spektakulär klingt, ist in Wahrheit die Änderung, die das Gameplay laut mir am meisten beeinflusst: 50:50-Zweikämpfe. Dies, weil sich Balleroberungen und Pressing viel robuster und weniger geplant oder gescriptet anfühlen.

Das vorher angesprochene Active Touch System lässt Spieler die Bälle nicht nur stylisher oder trickreicher annehmen: Der Ball wirkt dadurch viel mehr wie eine eigenständige Einheit, die nicht zum ballführenden Spieler gehört. Ballannahmen verspringen viel öfters und die gegnerische KI, die das sofort realisiert, prescht sogleich vor. Zahlreiche neue Animationen sorgen dafür, dass dieses Ringen um den Ball viele verschiedene Ausgänge hat, die kaum vorauszusehen sind.

Ein bulliger Spieler wird versuchen, den Ball abzuschirmen, andere stürzen sich ins Gemetzel und spitzeln den Ball in letzter Sekunde gerade noch zum Mitspieler. Zweikämpfe fühlen sich hart an, kollidierende Spieler bescheren allein vom Zuschauen her ein schmerzverzerrtes Gesicht. Aber das System kommt praktisch überall zum Einsatz – nicht nur bei Tacklings. Dadurch fühlt sich der gesamte Spielaufbau wie auf Messers Schneide an, weil du dir nie sicher sein kannst, dass deine perfekte Laserpässe bei der Ballannahme nicht gleich wieder verloren gehen.

Das trägt immens zum realistischen Gameplay bei. «Fifa 18» hat sich im Vergleich dazu nach zahlreichen Patches einfach viel zu sehr wie auf Schienen angefühlt. Bleibt zu hoffen, dass EA im Laufe der Saison nicht wieder verschlimmpatchen wird.

5. Neue Anstoss-Modi: Hausregeln sind lustig

«Anstoss» ist mein Modus der Wahl, wenn ich offline eine Partie gegen Freunde spiele. Seit Jahren hat sich da eigentlich nicht wirklich was getan – wir wählen eine Mannschaft, nehmen Änderungen an der Aufstellung vor, einigen uns auf ein Stadion und los geht’s.

Dieses Jahr wird alles anders.

EA hat die sogenannten «Hausregeln» eingebaut. Spiele, in denen ganz spezielle Regeln gelten, die den Verlauf und die Dynamik komplett ändern. Ein Modus wäre etwa, dass nur Tore von ausserhalb des Strafraums zählen, oder Volley-Tore und Kopfbälle doppelt. Mörderisch ist der «No Rules»-Modus: Es gibt keine Fouls, Karten oder Offsides. Alles ist erlaubt und das blanke Chaos regiert. Bin ich ein schlechter Mensch, wenn es sich verdammt befriedigend anfühlt, Gegnern im eigenen Strafraum von hinten in die Beine zu grätschen, ohne, dass ein Foul gepfiffen wird?

Der spassigste Modus ist aber überraschenderweise «Survival»: Der Mannschaft, die ein Tor schiesst, wird ein zufälliger Spieler vom Platz gestellt – Torhüter ausgenommen. Das eröffnet sogar taktische Tiefe: Soll ich erst kurz vor Schluss ein Tor schiessen, um die Führung mit einem Mann weniger über die Zeit zu retten? Mein Kumpel und ich haben auf Taktik gepfiffen und Tore geballert, bis nur noch dreizehn Spieler inklusive Torhüter auf dem Platz gestanden haben. Sechs gegen Sechs, sozusagen, und ein wahres Fest.

Fazit

EA Sports
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Es ist eigentlich so wie jedes Jahr: Die Grafik ist ein bisschen besser geworden, vor allem die Gesichtsanimationen und Lichtverhältnisse, die Physik fühlt sich realistischer an – dank Active Touch und 50:50-Battle –, die Spieler etwas schwerer, und der beliebte Story-Modus rund um Alex Hunter geht in die finale Runde.

Für Fans des spanischen Fussballs ist neu das gesamte «La Liga»-Lizenzpaket mit vielen neuen, authentischen Gamefaces und 19 Stadien vorhanden – nur das Camp Nou des FC Barcelona fehlt immer noch, denn die Rechte hat Konamis «PES». Für Fans des italienischen Calcios wurde grossmundig das Serie-A-Lizenzpaket angekündigt – bis jetzt sehe ich aber nur, dass endlich das offizielle Serie-A-Logo im Spiel ist, aber keine TV-Grafiken und schon gar nicht sämtliche Stadien. Dafür gibt’s die Champions League, ein riesengrosses Atmosphäre-Plus.

Wirklich revolutionär neu ist also nichts. Allerdings hat’s ja auch nichts gegeben, das in «Fifa 18» kaputt gewesen wäre und repariert werden müsste. Sowieso: Solange sich die Sportart selbst nicht grundsätzlich verändert – der Ball wird ja nicht runder und das Spielfeld nicht eckiger –, dürften auch in Zukunft keine bahnbrechenden Innovationen im Spiel zu erwarten sein.

So bleibt «Fifa 19» die für mich beste Fussballsimulation dank Präsentation – das beinhaltet Grafik, Soundkulisse und Menü-Design – und Lizenzumfang.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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