Hintergrund

«Mach mir den Gorilla!»

Heute lerne ich Mountainbiken. Genauer gesagt: Dave Spielmann von #allaboutmtb bringt mir die Basics in Sachen MTB bei. Und dazu gehört eben auch der Gorilla. Den werde ich heute noch einige Male machen, aber der Reihe nach.

Ich treffe Dave Spielmann von #allaboutmtb und der Bike School Engadin in St. Moritz. Dave ist Swiss Cycling Guide Experte und Ausbildner. Wenn im Engadin von Mountainbike die Rede ist, fällt garantiert sein Name.

Wir machen uns auf den Weg Richtung Bernina/Morteratsch-Gebiet. Dort gäbe es unter anderem einen neuen Flow-Trail für Anfänger, meint Dave. Das klingt doch schon mal vielversprechend. Vor etwa 20 Jahren bin ich nämlich zuletzt auf einem Mountainbike gesessen. Mehr Anfänger geht fast nicht.

Das kleine Bike-ABC

Die Bikes haben sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Das kann ich von meinem Gleichgewichtssinn leider nicht behaupten. Also legen wir zuerst einen Zwischenhalt auf einem Zeltplatz bei Pontresina ein, wo mir Dave einige grundlegende Techniken zeigt. Das Bike umlegen, nur mit den Zeigefingern bremsen, schalten und schliesslich die beiden Grundpositionen auf dem Bike: Passiv- und Aktivposition oder eben «Der Gorilla», wie er diese Haltung nennt. Auf den Pedalen stehen, Po nach hinten in die Höhe strecken, gerader Rücken, das Kinn über dem Vorbau und die Ellenbogen raus. Hú!

Meine ersten Erkenntnisse nach diesem kurzen Crash-Kurs:

  1. Das Bike soll sich unter mir bewegen, nicht ich bewege mich über dem Bike
  2. Ich will Pilot sein, nicht Passagier
  3. Im TV sieht alles immer so einfach aus

Dave Spielmann «Mister Mountainbike»

Der Mann, der mir heute die MTB-Basics beibringt, ist in Davos aufgewachsen. Über den Umweg Zürich ist Dave schliesslich vor einigen Jahren im Engadin gelandet, wie er im Interview verrät.

Ich fahre meinen ersten Trail rauf

Ich bin ein kleines bisschen nervös. Was erwartet mich auf dem Trail? Ich hoffe, dass ich das packe und mich nicht komplett zum Gorilla, respektive Affen mache. Und vor allem will ich mich nicht verletzen. Ein Freund von mir hat kürzlich einen Anfänger mit zum Biken genommen. Resultat: kaputtes Schlüsselbein. Beim Anfänger natürlich.

Die Angst vor einer Verletzung ist kurz nachdem Dave und ich losfahren weg. Grund: Puls 180. Die Pumpe wummert und ich japse nach Luft. Da bleibt keine Zeit für Angst. Wenn das ein Trail für Anfänger ist, schiesst es mir durch den Kopf, wie anspruchsvoll ist dann wohl einer für Profis? Wie hart muss ein Nino Schurter trainieren, um Olympiasieger und Weltmeister zu werden? Sehr hart, sehr viel, sehr lange und immer wieder. Ok, das tönt jetzt mehr nach Porno, statt Bike. Muss an den Hormonen liegen, die gerade in meinem Körper eine Party feiern. Also zurück zum Biken.

Wir befahren einen kurzen Abschnitt des «Bernina Express». Der Trail Nr. 673 hat insgesamt eine Länge von rund 40 Kilometern und führt von Samedan über den Berninapass ins Valposchiavo. Die Landschaft ist atemberaubend. In den kurzen Pausen, die wir zwischendurch immer wieder einlegen, bin ich von der Schönheit der Natur überwältigt. Kein Wunder ist der «Bernina Express» einer der beliebtesten MTB-Tracks. Seine GPS-Koordinaten gehören gemäss Dave zu den am häufigsten heruntergeladenen GPS-Daten der Schweiz.

Meine Erkenntnisse nachdem wir auf dem höchsten Punkt des Trails angekommen sind:

  1. Kraft ist das eine, Technik das andere
  2. Die ständigen Rhythmuswechsel bringen mich um
  3. Hormone sind was Geiles
  4. Die Dinge sind selten so einfach, wie sie scheinen

Ich fahre meinen ersten Trail runter

Die positive Nachricht ist, dass ich oben bin. Die schlechte Nachricht ist, dass ich wieder runter muss. Gut, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Aber ich brauche eine kleine Pause, was zu trinken und muss kurz durchatmen. Nach einigen tiefen Atemzügen und einem kräftigen Schluck aus der Flasche, ist mein Puls wieder in einem halbwegs erträglichen Bereich. Und die Hormone haben ihre Party unterdessen auch beendet. Das passt, denn nun ist volle Konzentration gefragt.

Es warten Wurzeln, Steine sowie kleine Steilwandkurven auf mich. Der einsetzende Regen macht die ganze Sache auch nicht einfacher und so meldet sich kurzzeitig die Angst zurück. «Nicht stürzen, nicht stürzen, nicht stürzen», geht es mir immer wieder durch den Kopf. Zum Glück habe ich mit Dave Spielmann einen Coach an meiner Seite, der sehr genau weiss, was er mir zumuten kann und wann ich eine kurze Pause brauche. Nach wenigen Minuten räumt die Angst den Trail und der Spass hält Einzug. Es ist eine coole Erfahrung! Ich mache den Gorilla, lege das Bike um, bremse nur mit den Zeigefingern und fühle mich zwischendurch fast wie ein richtiger Biker.

Meine Erkenntnisse nachdem wir unten angekommen sind:

  1. Angst ist eine schlechter Ratgeber
  2. Stimmt die Position auf dem Bike, bist du safe
  3. Je aktiver du fährst, umso kleiner das Unfallrisiko
  4. Die Dinge sind definitiv nicht so einfach, wie sie scheinen

Fazit

Der Gorilla ist mein neues Lieblingstier, Dave Spielmann ein echt cooler Typ, Biken ist geil und ich bin froh und auch ein wenig stolz, dass ich die Herausforderung gemeistert habe.

Hú!

Meine Ausrüstung

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Und nächstes Mal bei «Patrick macht Sport mit ...»

Video Producer Manuel Wenk und ich bleiben gleich im Engadin und ziehen weiter nach Silvaplana. Dort stelle ich mich neuen Herausforderungen. Stand Up Paddling, kurz SUP und Kite-Surfing auf dem Silvaplanersee. To be continued ... Folge mir in die Fluten auf meinem Autorenprofil.

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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