

Mein Rollator: Vom Kleiderständer zum Büroexpress

Von den ersten Schritten über den Kleiderständer bis hin zum Büroexpress. Mein Rollator hat bereits einiges durchgemacht, aber noch lange nicht ausgedient.
Vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich eine Rückenmarksverletzung. Wie ein Neugeborenes musste ich alle Bewegungen von Grund auf lernen. Für die ersten Schritte brauchte ich als über 100 Kilo schweres Kleinkind eine stabile und verlässliche Gehhilfe. Von Rollatoren hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung. Bei der Wahl verliess ich mich daher auf meine Physiotherapeutin. So kam ich in den Besitz von «Gemino».
Genau dieses Modell hat der Kassensturz vor ein paar Tagen als Testsieger erkoren. Aus diesem Anlass schreibe ich ein paar Worte über meinen treuen Freund, dessen zwischenzeitlich ungenutzte Phase und seinen zweiten Frühling.
Erste Gehversuche in der Wohnung
Zurück zum Anfang. Als ich aus der Reha entlassen werde, kann ich meine Beine gerade so vom Fleck bewegen. Laufen ist das noch lange nicht. In fünf Minuten komme ich mit dem Rollator und der Hilfe meiner Physiotherapeutin knappe 30 Meter weit, inklusive zwei Sitzpausen.
Mal im Stehen einen Kaffee machen oder ein paar Meter auf die Toilette gehen, liegen knapp drin. Das leichte Gewicht von «Gemino» ist für mich zu dieser Zeit noch ein Nachteil. Ich muss mich beim Laufen stark mit den Armen abstützen, wodurch der Rollator zu wenig Halt hat. Als Lösung beschwere ich ihn mit ein paar dicken Büchern.

Quelle: Ramon Schneider
Irgendwann nur noch ein Kleiderständer
In den letzten Monaten habe ich einige Fortschritte gemacht. Zu Hause gehe ich mittlerweile mit einem Gehstock auf die Toilette. Mit Krücken lege ich in fünf Minuten ohne Pause etwa 150 Meter zurück. Danach ist aber Feierabend. Meine Ausdauer reicht noch nicht aus, um mit dem Rollator aus dem Haus zu gehen. Für längere Strecken brauche ich wie gewohnt den Rollstuhl.

Quelle: Ramon Schneider
Da ich zu Hause mit Gehstock und draussen mit dem Rollstuhl unterwegs bin, ist der Rollator ein wenig in Vergessenheit geraten. Er steht ungenutzt in der Ecke. Als Zwischennutzung habe ich ihn zum Kleiderständer zweckentfremdet. Zu Top-Zeiten stemmt er drei Hosen, zwei Hoodies, drei T-Shirts und eine Fleecejacke. Stoisch lässt er alles über sich ergehen und wartet geduldig auf seinen nächsten Einsatz.
Zweites Leben im Büro
Als ich im Homeoffice mit dem Schreiben dieses Textes beginne, schaut mich mein mit Klamotten übersäter Rollator wehmütig an. Obwohl er seinen Job als Kleiderständer hervorragend ausübt, fühlt er sich fehl am Platz. Er hat was Besseres verdient. Er will bewegt werden.
Kurzerhand schmeisse ich die Kleider auf mein Bett, wische den angesetzten Staub ab und falte ihn für den Transport zusammen. Morgen kommt er mit mir ins Büro!

Quelle: Ramon Schneider
Im Büro bin ich bisher nur mit dem Rollstuhl unterwegs gewesen. Das wird sich jetzt ändern. Zwar ist der Weg in unser Sitzungszimmer noch zu weit, doch bis zur Kaffeeküche reicht’s. Und sollte ich eine Pause brauchen, kann ich auf seiner Sitzfläche Platz nehmen. Ein paar Minuten sind kein Problem, lange Sitzpausen empfehle ich dir aber nicht. Dafür ist die Sitzfläche zu unbequem.

Quelle: Darina Schweizer
Solltest du einen Rollator brauchen, kann ich dir den «Gemino» wärmstens empfehlen. An seiner Manövrierfähigkeit habe ich nichts auszusetzen, die Griffe fühlen sich angenehm an und die Bremse tut, was sie soll. Der Rollator macht bei mir nicht nur als Kleiderständer eine gute Figur, sondern eignet sich auch für kurze Kaffee-Touren im Büro. Und vielleicht auch irgendwann mal für mehr.
Fazit
«Gemino» erweist treue Dienste
Pro
- Manövrierfähigkeit
- Form der Griffe
- Verarbeitung
- Transportfähigkeit
Contra
- Sitzfläche



Bezahlt werde ich dafür, von früh bis spät mit Spielwaren Humbug zu betreiben.