

Patricks Parfüms: alles Estée Lauder oder was?

Ein Parfüm ist ein Kunstwerk, Parfümeure sind Künstler und ich bin Sammler ihrer Kreationen. Parfüms sind aber auch Big Business. Wie das Beispiel Estée Lauder zeigt.
Es ist der American Dream. Eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen, die Eltern sind Immigranten aus Europa, steigt Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA zur Kosmetik-Ikone auf. Angefangen hat alles in der elterlichen Küche, wo Estée Lauder eine Hautpflegecreme nach einem Rezept ihres Onkels mischte. Der Durchbruch kam 1953 mit einem Badeöl aus Blumen- und Kräuterextrakten mit dem Namen Youth Dew (Tau der Jugend), dem der Erhalt der Schönheit und andauernde Jugendfrische zugesprochen wurde. Aus dem Badeöl wurde ein Verkaufsschlager, zumal es grosszügiger aufgetragen werden konnte als die damals gängigen teuren Parfüms.
Heute gehört der Konzern zu den weltweit führenden Herstellern von Hautpflege, Make-up und Parfüm im gehobenen Marktsegment. Zur Estée Lauder Group gehören mehr als 25 Marken, darunter Tom Ford, Frédéric Malle, By Kilian, Jo Malone und Le Labo.

Quelle: Wikipedia
Von wegen Nische
In der Welt der Parfümerie wird gerne die Unterscheidung zwischen Designer- und Nischendüften gemacht. Klassische Modehäuser wie Dior oder Chanel gehören in die erste Kategorie. Brands wie Le Labo fallen in die zweite. Dabei machen alle dasselbe: Sie mischen mehr oder weniger natürliche Duftstoffe mit Alkohol und verkaufen diese in mehr oder weniger auffälligen Flakons. Und dann gibt es da noch die unabhängigen Parfümeure, die Indie-Häuser, wie das Zürcher Label von Andy Tauer.
Allerdings gehören heute immer mehr Nischendüfte den Milliarden-Konzernen wie eben Estée Lauder oder LVMH. Creed ist ein gutes Beispiel. Das französische Traditionshaus ist seit einigen Jahren Teil der amerikanischen Investmentgesellschaft BlackRock. Und auch die Estée Lauder Group war in den letzten Jahrzehnten fleissig auf Einkaufstour.
Tom Ford
Bereits 2005 sicherte sich das Unternehmen die Rechte an der Beauty-Linie von Tom Ford. Gemäss der NZZ akquiriert Estée Lauder nach monatelangen Gesprächen nun das gesammte Markenportfolio von Tom Ford für insgesamt 2,8 Milliarden US-Dollar.

Frédéric Malle
Im Jahr 2000 eröffnet Frédéric Malle sein erstes Geschäft In Paris. Im Angebot sind neun Düfte, kreiert von neun verschiedenen Parfümeuren. Heute umfasst die «Editions de Parfums Frédéric Malle» über 30 Düfte. Seit 2015 ist das Unternehmen Teil der Estée-Lauder-Gruppe.
Le Labo
Bereits im Jahr davor, 2014, ging Le Labo ebenfalls an Estée Lauder. Le Labo wurde 2006 in New York City von Eddie Roschi und Fabrice Penot gegründet und entwickelte sich rasch zum Insider-Geheimtipp. Ihr Duft «Santal 33» wurde zum Bestseller des Brands, der noch heute oft getragen wird. Speziell an Le Labo war das Konzept, die Düfte vor Ort in den Shops für die Kundinnen und Kunden zu mischen.
By Kilian
2016 hatte Estée Lauder das 2007 von Kilian Hennessy, Enkel eines der LVMH-Gründer, ins Leben gerufene Label By Kilian übernommen. Dieses Haus hat sich speziell mit seinen Boozy Düften einen Namen gemacht. Beliebte Akkorde in dieser Kategorie sind Rum-, Whisky-, Gin- und Absinthnoten. Der Name des Konzerns LVMH setzt sich aus den Traditionsmarken Louis Vuitton (Koffer- und Taschenhersteller seit 1854), Moët et Chandon (Champagnerhersteller seit 1743) und Hennessy (Cognacproduzent seit 1765) zusammen.
Jo Malone
Schon länger zu Estée Lauder gehört Jo Malone. 1994 von der britischen Parfümeurin Joanne Lesley Malone gegründet, ging das Unternehmen bereits 1999 an die Amerikaner über. Schweren Herzens verkaufte Jo Malone damals ihren Brand, wie sie später in einem Interview zugab, an Estée Lauder. Angefangen hatte sie in ihrer Küche, wo sie zu Beginn Düfte von Hand für einige ausgewählte Freunde und Bekannte kreierte.

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Neben den oben erwähnten Häusern gehören Brands wie Clinique, Aramis und Bobbi Brown zum Estée Lauder Universum. Dem steht aber auch LVMH in nichts nach. Marken wie Bulgari, Givenchy, Kenzo, Dior, Fendi, TAG Heuer oder auch Dom Perignon sind im Portfolio der Franzosen. Egal ob Designer- oder Nischenbrands, am Ende des Tages sind sie alle Teil eines noch grösseren Ganzen.
Titelfoto: Patrick Bardelli

Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.