

Pias Picks: Freiräume dank Inbetween-Kollektionen
Die neuen Outdoor-Möbel kann ich genauso gut nach drinnen stellen. Damit unterscheiden sie sich von ihrem Urahn, dem «Monobloc Chair», der an jeder Pommesbude steht.
Der Gartenstuhl «Monobloc» ist das meistverkaufte Möbelstück aller Zeiten – und doch will ich es nie in meinem Aussenbereich stehen sehen. Denn mittlerweile gibt es wohnliche Outdoormöbel und Inbetween-Kollektionen, wie ich sie gerne nenne, die das Pendant zu einer stilvollen Einrichtung sind.
Der kaltweisse Kunststoffstuhl aus einem Stück wurde 1972 vom französischen Ingenieur und Unternehmer Henry Massonnet entworfen. Er hat sich damals eigentlich an ein gehobenes Publikum gerichtet, ist aber schliesslich in jeder zweiten Pommesbude gelandet. Und das nicht etwa wegen seines schönen Aussehens, sondern weil er besonders praktisch, pflegeleicht und günstig war. Dank der Massenproduktion konnte er in weniger als einer Minute hergestellt werden. Das Polypropylen wurde heiss in eine Gussform gespritzt, abgekühlt und schon war der Standard-Stuhl fertig.

Über die Jahre haben viele versucht, den Gartenstuhl zu individualisieren und zu verschönern. Vergebens. Auch das platte Puzzlemuster in der Rückenlehne des Modells «Inca» überzeugt mich nicht. Vor allem, weil ich weiss, dass es heute tolle Alternativen wie den neuen «Bat-Chair» von Gubi gibt.
Über den Preis des Fledermaus-Gartenstuhls lässt sich streiten. Dafür glänzt er, wie so viele andere aktuelle Entwürfe, im Unterschied zum Plastikstuhl Monobloc wegen seines schicken Aussehens auch drinnen.
Monobloc vs. Bat(man)
Welches Design gefällt dir besser?
- Monobloc18%
- Gubi82%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Wohnliche Outdoor-Designs
Gubi stellt seit 1967 luxuriöse Möbel her, hat aber erst jetzt eine Outdoor-Kollektion herausgebracht. Darunter der besagte «Bat» in Alabasterweiss sowie das Design «Beetle» mit durchgehend geschwungener Schale, die an die Konturen eines Käfers erinnern soll. Er ist wasserfest und dank UV-Schutz kommt der Stuhl nun auch in der Natur zurecht. Mit solchen Ergänzungen ist die skandinavische Marke mit Sitz in Mailand keine Ausnahme. Auch Blomus ist Vorreiter in Sachen Inbetween-Kollektionen gewesen. Das Lifestyle-Label aus dem Sauerland wurde mit anderem Namen bereits 1921 gegründet und hat in den letzten zwei Jahren Gartenkollektionen lanciert. Wahrscheinlich in der Annahme, dass die Leute heute einen höheren Anspruch an Ästhetik und Komfort haben. Sie wollen ihren Garten zum Freiluftwohnzimmer machen und nicht jedes Mal Möbel oder Auflagen reinholen.

Für den Flow
Auch an der Architektur lese ich ab, dass wir uns mehr Spielraum wünschen. Es gibt zu Hause immer öfter Bereiche, die fliessend ineinander übergehen. Ob Loggia oder Wintergarten – sie alle reissen Barrieren nieder und bringen uns der Natur ein Stück näher. Inbetween-Designs sind da die logische Konsequenz. Sie sind für Zwischendrin und laden zum zwanglosen Mischen ein. Genau das, wonach ich suche. Ich will Möbel, mit denen ich über die Jahre im Flow bleibe und die mir ein Leben im Freien ermöglichen, aber im Winter auch einkehren können. Statt alles doppelt zu kaufen, kann ich mir einen einzigen Esszimmerstuhl wie den von Kave Home zulegen. Das Gleiche gilt für andere Sitzgelegenheiten und Tische.


Um das Wohnzimmer nach draussen zu verlegen, braucht es einerseits Möbel im Sun-/ Waterproof-Look, andererseits leichte Materialien sowie taktile Stoffe. Blomus hat die diesjährige Kollektion namens «Stay» so gestaltet, dass ich mir überall mal schnell eine gemütliche Outdoor-Lounge schaffen kann. Da kann keine klobige Gartenlounge mithalten. Auch das Sofa «Breeze» von Hersteller Zuiver hält im Notfall als Sofa her, wenn ich in der nächsten Wohnung keinen Platz an der Sonne haben sollte – etwas, das ich über den Monobloc-Stuhl nicht sagen könnte. Er ist trotz unspektakulärer Form eine Sensation für mich. Wie konnte er es so weit schaffen? Antworten darauf finde ich vielleicht in der Doku von Hauke Wendler oder dem Buch zum Film des Verlags Hantje Cantz. Der Schriftsteller ist den Plastikstuhl-Spuren acht Jahre lang auf der ganzen Welt gefolgt und hat auch mit Menschen gesprochen, die einen besitzen. Stay tuned.


In der Serie «Pias Picks» teile ich regelmässig Dinge, die auf meiner Merkliste landen, weil sie dir vielleicht auch gefallen.
Auftaktbild: GubiWie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.