

Sicher auf dem SUP: Worauf du beim Stand-Up-Paddeln achten solltest

Stand-Up-Paddeln macht Spass und ist einfach zu lernen. Hier findest du ein paar Tipps und Regeln, damit du wieder sicher ans Ufer und niemandem in die Quere kommst.
Rund 1500 Seen gibt es in der Schweiz und viele davon laden zum Stand-Up-Paddeln ein. Doch bevor du Board und Paddel packst und dich ins Vergnügen stürzt, gibt es ein paar Dinge, die du beachten solltest.
1. Einwasserungsstellen und Naturschutzgebiete – hier findest du Infos
Zwar gibt es viele Seen in der Schweiz, doch nicht auf allen ist das Paddeln erlaubt. Die App Paddel-Spots.com gibt dir einen Überblick über die Gewässer und Orte, an denen du in der Schweiz, in Deutschland und Österreich einwassern und paddeln kannst. Die App wird fortlaufend aktualisiert und es kommen neue Seen dazu. Achte dabei unbedingt auf Naturschutzzonen und Sperrgebiete, die in der App angezeigt werden.
Grundsätzlich gilt, dass du mindestens 25 Meter Abstand von Wasserpflanzen wie Schilf und Seerosen halten musst (ja, das ist jetzt trockene Materie aber als Paddler sind wir der Binnenschifffahrtsverordnung unterstellt und die Gesetze, die für Kajakfahrer und Ruderer gelten, gelten auch für uns).
Umweltschutzverbände empfehlen einen Abstand von 80 bis 100 Metern, weil der Schilfgürtel die Kinderstube vieler Wasservögel ist und die Tiere nicht unnötig gestresst werden sollten. Auch von Kiesbänken, die oft Rückzugsgebiete für Wasservögel sind, solltest du dich fernhalten.
Mehr Infos über Naturschutz und Wassersport findest du zum Beispiel beim Verein Natur und Freizeit oder bei Swiss Canoe. Und: Mit gelben Bojen markierte Areale sind für Wassersportler tabu. Es handelt sich meist um Naturschutzgebiete oder um Schwimm- und Badezonen. Um die machst du am besten einen grossen Bogen.

Quelle: Stefan Munsch
2. Wind, Wetter und Wellen – was du wissen musst
Viele Wetter-Apps zeigen dir inzwischen mehr oder weniger zuverlässig an, was dich auf dem See erwartet. Vor allem der Wind ist für Paddler wichtig. Eine frische Brise mit Wellen ist für manchen erfahrenen Paddler eine willkommene Herausforderung mit Spassfaktor. Andere bevorzugen ruhigeres Wasser. Informiere dich auf jeden Fall, was dich erwartet. Und da Windstärken nicht immer in der gleichen Einheit angezeigt werden, findest du hier eine praktische Umrechnungstabelle.
Wind ab 3-5 Beaufort können dir, je nach Trainingszustand, schon einiges abverlangen, da wir als Steh-Paddler dem Wind – wie ein menschliches Segel – eine gute Angriffsfläche bieten. Schau deshalb auch auf auf die Windrichtung. Bei ablandigem Wind auf grossen Seen oder dem Meer musst du besonders vorsichtig sein, sonst bist du schnell weiter vom Ufer weg, als dir lieb ist. Wenn der Wind einigermassen parallel zum Ufer bläst, empfehle ich, wenn möglich, gegen den Wind zu starten, so dass du mit dem Wind im Rücken zurückkommen kannst, wenn du schon müde bist oder wenn der Wind auffrischt.
Bei Seen in Bergnähe gibt es oft thermische Winde, die auf den Wetter-Apps nicht angezeigt werden. Wenn du sie richtig nutzt, kannst du locker mit Rückenwind eine schöne Runde fahren. Natürlich nur, wenn der Wind zur richtigen Zeit dreht. Wenn nicht, kann es extrem anstrengend werden, dich gegen den Wind zurückzukämpfen. Informiere dich am besten bei den Locals.
Klar, bei Gewitter haben Paddler auf dem Wasser nichts zu suchen und auch bei Sturmwarnung (wenn das Sturmwarnlicht 90 mal pro Minute blinkt) musst du so schnell wie möglich ans Ufer paddeln.
3. Schwimmwesten geben extra Sicherheit
Die Wetterbedingungen können sich rapide ändern und dann ist eine Schwimmweste, die extra Sicherheit bietet, willkommen. Wenn du mehr als 300 Meter vom Ufer entfernt paddelst, musst du ohnehin (gemäss Binnenschifffahrtsverordnung) eine Schwimmweste dabei haben – zur eigenen Sicherheit, aber auch, um mögliche Retter nicht in Gefahr zu bringen. Nützlicher finde ich es, die Weste tatsächlich anzuziehen, statt sie nur auf dem Board dabei zu haben. Es gibt verschiedene Modelle, die ich in einem späteren Artikel noch erläutern werde. Viele davon sind auch im Sommer angenehm zu tragen. Und wenn es mit Weste doch mal zu heiss wird, kannst du ja immer noch zur Abkühlung ins Wasser springen.
Apropos ins Wasser springen – natürlich fallen wir Stand-Up-Paddler nicht ins Wasser. Niemals. Falls wir noch mal nass werden, dann war das immer volle Absicht. Um uns abzukühlen, oder? Klar. Und gerade deshalb ist es sinnvoll, eine Leash, also eine Fussleine, zu tragen. Da das Board ja an der Wasseroberfläche bleibt, wird es durch Wind und Wellen schnell weggetrieben. Das hat schon manchen guten Schwimmer überrascht. Mit Leash hast du deine Rettungsinsel auf Seen immer dabei.

Quelle: Stefan Munsch
Und jetzt das grosse Aber: Auf Flüssen ist eine Fussleine extrem gefährlich und ein absolutes No-Go. Wenn du mit der Leash an einem Hindernis hängen bleibst, hast du keine Chance, sie gegen den Wasserdruck zu lösen. Durch die Strömung wird dein Fuss in Richtung Hindernis gezogen und dein Kopf unter Wasser gedrückt. Ich habe es selbst bei einem Fluss-SUP-Kurs (natürlich mit den entsprechenden Sicherungsleuten in meiner Nähe) ausprobieren können und es ist wirklich nicht lustig. Wenn du eine Leash im Fluss tragen möchtest, dann nimm eine spezielle Fluss-Quick-Release-Leash, die am Rumpf befestigt ist, sodass du sie gut erreichen kannst. Wenn du auf einem Fluss paddeln möchtest, empfehle ich ausserdem, das mit einem ausgebildeten Guide zu tun.

Quelle: Stefan Munsch
Zum Thema Sicherheit gehört auch, dass du dein Board mit deinem Namen und Kontaktdaten, am besten Handynummer, anschreibst oder einen wasserfesten Anhänger anbringst. Falls dein SUP auf dem See gefunden wird, können die Rettungskräfte einfacher herausfinden, ob du in Sicherheit bist oder ob sie eine Such- und Rettungsaktion starten müssen.
4. Lycra und Sonnenschutz: So bist du gut angezogen
Schon im April sehe ich Paddler, die sich an den ersten warmen Frühlingstagen mit einer dicken Schicht Sonnencreme ummantelt in Bikini oder Badehose aufs Brett stellen. Das ist, mit Verlaub, keine sehr gute Idee. Denn der Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser ist ziemlich hoch, so dass beim Ins-Wasser-FallenSpringen ein Kaltwasserschock einsetzen kann. Sich für die Wasser- statt Lufttemperatur anzuziehen ist sinnvoller; entweder mit einem Neoprenanzug (auch hier folgt ein detaillierter Artikel) oder mit einem speziellen SUP-Trockenanzug. Auch Variationen wie lang- oder kurzärmelige Neoprenshirts mit normalen Sportshorts sind möglich.

Quelle: Siri Schubert
Wenn es wärmer wird, trage ich oft Lycra-Shirts, gerne auch mit langem Arm und UV-Schutz, um meine Haut vor zu starker Sonneneinstrahlung zu schützen. Wie schnell man sich eine UV-Überdosis einfängt, hat mein Kollege Martin Jungfer bereits getestet. Und eingecremt auf dem Board zu schwitzen, finde ich sowieso nicht angenehm. Auch der schmierige Sonnencremefilm, der an vielen SUP-Einstiegsstellen auf dem Wasser flimmert, begeistert mich wenig und ist schädlich für Tiere und Pflanzen im und am Gewässer.
Bei der Sonnenbrille achte ich darauf, dass sie schwimmt, oder ich befestige sie mit einem Neopren-Brillenband. Ich persönlich mag polarisierte Brillen, die Reflektionen auf dem Wasser reduzieren, aber das ist Geschmackssache.
5. Vorfahrt auf dem Wasser: Fast immer müssen Paddler warten
Der eine hat Vorfahrt, der andere das Nachsehen – so funktioniert es auch auf dem Wasser. Kursschiffe und Güterschiffe haben immer Vorfahrt, das versteht sich von selbst, sie können ja auch nicht schnell ausweichen und schon gar nicht bremsen. An Schiffsanlegestellen ist Paddeln nicht gestattet – hier musst du genügend Abstand halten. Segelboote haben ebenfalls Vortritt. Das gleiche gilt für Berufsfischer, die du an den kreisförmigen gelben und weissen Markierungen erkennst. Wenn Fischerboote Angeln, die mit farbigen Bojen gekennzeichnet sind, seitlich oder hinter sich herziehen, musst du 50 Meter Abstand halten. Sonst riskierst du, dass deine Ausrüstung und die des Fischers beschädigt werden. Dann ist keiner mehr happy. Motorboote haben zwar laut Binnenschifffahrtsverordnung keine Vorfahrt, ich würde es aber nicht auf ein Kräftemessen ankommen lassen.
6. Saubere Sache: Reinige dein SUP, bevor du einen neuen See erkundest
Invasive Arten, unter anderem die Quaggamuschel, machen sich in Schweizer Seen breit. Reinige dein SUP mit biologisch abbaubarem SUP-Reiniger und Wasser, damit du keine blinden Passagiere mitnimmst.
Glückwunsch, du hast es bis hierhin geschafft und denkst vielleicht: Uff, das sind ja viele Regeln für ein bisschen Paddeln. Aber tatsächlich werden die Tipps und Regeln schnell zur Gewohnheit. Wenn du weisst, wo du paddeln darfst und worauf du achten musst, ist die Zeit auf dem Wasser einfach viel entspannender.
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Titelfoto: Stefan Munsch

Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.