Siri Schubert
Hintergrund

Siris Freiluftlabor: So gelingt der spontane Camping-Kurztrip

Einfach mal raus am Wochenende – aufs Velo und los. Mit einem 509 Gramm leichten Zelt, Schlafsack und Isomatte in meinen Fahrradtaschen verbrachte ich eine wunderbare Nacht im Freien.

Manchmal braucht es einfach einen kurzen Tapetenwechsel. Bewegung an der frischen Luft, ein bisschen Natur und eine Übernachtung unter freiem Himmel. Solche kleinen Abenteuer bringen Entspannung und wohlverdiente Pausen von allgegenwärtigen Bildschirmen und Alltagsroutinen.

An einem Samstagmorgen entschied ich mich spontan, eine zweitägige Radtour zu unternehmen. Noch tröpfelte es etwas, aber die Wetterprognose für den Rest des Wochenendes sah gut aus. Auf Nomady.camp fand ich einen Bauernhof in nicht zu weiter Entfernung, der gegen eine Gebühr Übernachtungsplätze auf der Wiese anbietet. Da Wildcampen vielerorts verboten ist, sind Nomady und ähnliche Anbieter gute Alternativen für alle, denen Campingplätze zu trubelig sind.

Leichte Ausrüstung, ohne auf Komfort zu verzichten

Da mein Outdoor-Schlafzimmer, ein paar Kleidungsstücke und die Kamera in meine Fahrradtaschen passen sollten, war ich froh, dass ich einige Wochen zuvor das «F10 Neon UL1»-Zelt des schottischen Herstellers Vango zum Testen bekommen hatte. Mit nur 509 Gramm Gewicht und einem kleinen Packmass könnte es eine ideale Übernachtungsmöglichkeit für Solo-Reisen bieten. Zudem habe ich die Aotrom Thermo Platinum Isomatte, ebenfalls von Vango, dabei. Dank der Platinum-Beschichtung verspricht sie gute Wärmeleistung bei einem Gewicht von 610 Gramm.

Ebenfalls im Gepäck ist der Grüezi Bag Biopod Down Wool Subzero Schlafsack, den ich schon ausgiebig getestet habe und auf dessen angenehme Wärme ich nicht mehr verzichten möchte. Als Outdoorguidin, die viel und gerne draussen übernachtet, hat guter Schlaf Priorität.

Mein bevorzugtes Reisekopfkissen ist das Cocoon Air Core Pillow Microlight, das ich nicht nur wegen des geringen Gewichts mag, sondern auch, weil es für ein aufblasbares Kissen angenehm wenig Geräusche beim nächtlichen Drehen des Kopfes macht.

Gut verpackt in wasserdichten Fahrradttaschen

Für den Wochenendausflug verstaue ich mein Gepäck in den Fahrradtaschen, die ich auch zum Pendeln ins Büro nehme: die Aqua Back Taschen von Vaude. Die Taschen sind robust, gut verarbeitet und – was für mich entscheidend ist – wasserdicht. Schliesslich sollen sowohl die elektronischen Geräte als auch meine Campingausrüstung trocken bleiben. Die Taschen lassen sich ganz einfach mit einem Klick am Gepäckträger befestigen und sind so im Nu einsatzbereit.

Mein Outdoor-Schlafzimmer, Wechselklamotten, Kamera und Snacks sind sicher verstaut in den wasserdichten Fahrradtaschen.
Mein Outdoor-Schlafzimmer, Wechselklamotten, Kamera und Snacks sind sicher verstaut in den wasserdichten Fahrradtaschen.
Quelle: Siri Schubert

Durch das hügelige Seetal zur Übernachtungswiese

Selbst wenn ich bei allem, was ich einpacke, auf geringes Gewicht und Volumen achte – am Schluss sind die Taschen voll. Da sich das Gepäck gerade an Steigungen bemerkbar macht, radle ich langsam und gemütlich.

Bepackt und voller Lust auf ein kleines Abenteuer geht es los.
Bepackt und voller Lust auf ein kleines Abenteuer geht es los.
Quelle: Siri Schubert

Das Ziel ist Genuss und nicht, einen Streckenrekord aufzustellen. Zudem will ich möglichst wenig schwitzen, da ich nur ein Minimum an Wechselwäsche aus Merinowolle dabei habe. Beim Bauernhof angekommen, bin ich begeistert von der Ruhe und dem schönen Ausblick übers Seetal. Auf dem Hof gibt es nicht nur ein rustikales WC und eine Dusche, sondern auch eine Kaffeemaschine für Gäste. Perfekt.

Klein, aber fein: Das Zelt passt genau für eine Person

Sonst bin ich ja bei Solo-Kurztrips meist mit einem Tarp, einem Biwaksack oder einer Hängematte unterwegs, um Gewicht und Platz zu sparen. Ein Zelt bietet mir jedoch höheren Komfort: Im Gegensatz zum Tarp bin ich besser vor Wind und kleinen Tieren, die mir übers Gesicht kriechen (ja, ich meine euch, ihr Schnecken), geschützt. Und im Vergleich zum Biwak-Sack habe ich weniger stark mit Kondenswasser, das auf den Schlafsack tröpfelt, zu kämpfen.

Handlich im wahrsten Sinne des Wortes: das leichteste Zelt des schottischen Herstellers Vango.
Handlich im wahrsten Sinne des Wortes: das leichteste Zelt des schottischen Herstellers Vango.
Quelle: Siri Schubert

Jetzt geht’s ans Zeltaufbauen. Eigentlich ist es einfach mit der faltbaren Stange, wenn man den Dreh raus hat. Ganz intuitiv ist es aber nicht. Deshalb hätte ich mir zuvor die Online-Anleitung anschauen sollen. Aber so etwas geht bei spontanen Ausflügen schon einmal unter. Einmal gemacht, ist der Zeltaufbau aber tatsächlich kinderleicht. Da Innen- und Aussenzelt gemeinsam aufgestellt werden, ist es in ein paar Minuten zu schaffen.

Innen- und Aussenzelt werden mit ein paar Heringen und einer faltbaren Stange gemeinsam aufgerichtet.
Innen- und Aussenzelt werden mit ein paar Heringen und einer faltbaren Stange gemeinsam aufgerichtet.
Quelle: Siri Schubert

Von den Massen her ist das kleine Zelt perfekt für eine Person geeignet:

  • Länge: 230 Zentimeter
  • Breite: 120 Zentimeter
  • Höhe: 70 Zentimeter
  • Packmass: 27 x 8 x 22 Zentimeter
  • Gewicht: 509 Gramm

Mit einer Körpergrösse von 164 Zentimetern ist das Zelt für mich geräumig. Ich kann meine Kamera und andere Wertgegenstände bequem am Kopfende unterbringen. Grössere Menschen werden dagegen nicht so viel Platz haben.

Gelungene und praxistaugliche Features

Richtig gut gefällt mir das Mini-Vorzelt, in dem Schuhe und andere Dinge, die nicht nass werden sollen, in Griffweite bleiben. Das Innenzelt schützt vor Insekten und anderen unliebsamen Besuchern und das mit einer Stange erhöhte Fussende verhindert, dass ich versehentlich die Aussenhaut des Zeltes berühre und so Feuchtigkeit eindringen kann.

Der Seiteneinstieg ist für mich das am besten durchdachte Feature. Ich kann durch die grosse Öffnung bequem hinein und hinaus krabbeln. Bei kleinen Zelten mit Fronteinstieg und beim in windigen Nächten tief gespannten Tarp bleibt mir oft nichts anderes übrig, als auf dem Bauch ein Stück weit über den Boden zu robben. Bei Nässe ist das richtig unangenehm. Vielleicht fehlt mir da die Gelenkigkeit. Das Vango-Zelt lässt mich hingegen auch ohne jahrelange Yoga-Praxis trocken aus dem Zelt steigen.

Dass das Zelt durchdachte Details aufweist, überrascht mich nicht. Denn das schottische Unternehmen Vango ist seit 1966 in der Outdoorbranche tätig. Die Erfahrungen, die sie in dieser Zeit gesammelt haben, fliessen in die Produkte, die von kleinem Ultraleicht- bis hin zu grossem Familienzelt reichen, ein.

Die Nacht im Freien

Sobald es Abend wird, steige durch die Öffnung ins Zelt und sinke bequem in die Aotrom Thermo Matte. Dank der strukturierten Oberfläche und der Luftkanäle passt sie sich der Körperform an. Mit der Stirnlampe am Kopf lese ich noch ein bisschen, bevor ich einschlummere.

Gemütlich eingerichtet auf einer Wiese, jetzt kann die Nacht kommen.
Gemütlich eingerichtet auf einer Wiese, jetzt kann die Nacht kommen.
Quelle: Siri Schubert

In der Nacht wache ich ein paar Mal auf. Das ist bei mir beim Zelten in der ersten Nacht normal, denn unbekannte Geräusche versetzen mein Gehirn sofort in den Wachmodus. Auf der Matte lag ich auf dem Rücken bequem, da ich mich aber im Schlaf auf die Seite gedreht hatte, drückten Schultern und Hüfte in den Boden. Das war zu erwarten, denn die Aotrom ist nur rund fünf Zentimeter hoch. Als Seitenschläferin bevorzuge ich Isomatten mit zehn Zentimetern Höhe. Also rolle ich mich wieder auf den Rücken und schlafe auch wieder ein.

Durch die reflektierende Beschichtung bietet die aufblasbare Isomatte viel Wärme.
Durch die reflektierende Beschichtung bietet die aufblasbare Isomatte viel Wärme.
Quelle: Siri Schubert

Am Morgen wache ich ziemlich gut erholt auf – und mir ist warm. Nicht das stickige, schwitzige Warm, das sonst beim Zelten manchmal auftritt, sondern ein angenehmes, kuscheliges Warm. Und das, obwohl die Temperatur nachts auf fünf Grad sank. Das lag sicher zum Teil am Grüezi Bag Schlafsack, der mich bei anderen Touren ja schon mit seinem guten Körperklima überzeugt hatte. Und auch die Isolation der «Aotrom Thermo Matte» hat zum wohltemperierten Schlaf beigetragen. Denn wenn ich von unten gut von der Kälte abgeschirmt bin, friere ich auch sonst nicht so leicht.

Tatsächlich ist eine wärmedämmende Isomatte beim Campen für guten Schlaf unerlässlich. Denn der Boden ist meist deutlich kälter als die Luft. Da der Schlafsack an der Körperunterseite komprimiert wird, wärmt er nicht so gut. Hier leistet eine Isomatte gute Dienste, da sie dafür sorgt, dass die Kälte des Bodens nicht bis zum Körper vordringt.

Aussen nass, innen trocken – das silikonbeschichtete Material hielt die Feuchtigkeit fern.
Aussen nass, innen trocken – das silikonbeschichtete Material hielt die Feuchtigkeit fern.
Quelle: Siri Schubert

Trocken geblieben bin ich auch. Zwar hatte sich reichlich Tau an der Aussenhaut des Zeltes gesammelt, aber nach innen gedrungen war davon nichts. Die Silikon-beschichtete äussere Hülle des «F10 Neon UL1» hat gute Dienste geleistet.

Gutes Material für kleine und spontane Abenteuer

Mit knapp über 500 Gramm Gewicht und einem kompakten Packmass lässt sich das Zelt problemlos mitnehmen. Und nach dem Übernachten passt es auch gut wieder in die Hülle. Da der Stoff sehr dünn ist, sollte das Packen behutsam erfolgen, um ihn nicht versehentlich mit den Heringen oder dem Gestänge zu beschädigen.

Das «F10 Neon UL1» von Vango eignet sich fürs Bikepacking, für Trekking-, Pakcraft- und Kanu-Touren, für mehrtägige Trailrunning-Events und andere Etappen-Veranstaltungen. Da es mehr Schutz und besseres Temperatur- und Feuchtigkeitsmanagement bietet, sehe ich es als gute Alternative zu Tarp oder Biwaksack.

Die «Aotrom Thermo»-Matte hat mich von der Wärmeleistung her bei geringem Gewicht (610 Gramm) und Packmass überzeugt. Mit einem R-Wert (der Wärmedurchgangswiderstand) von 4,2 ist die Matte für alle vier Jahreszeiten geeignet. Da ich Seitenschläferin bin, bevorzuge ich dickere Matten wie diese, aber das ist Geschmackssache und auch eine Preisfrage, da die Matte von Vango deutlich günstiger ist.

Vaude Aqua Back (48 l, Gepäckträgertasche)
Velotasche
CHF95.–

Vaude Aqua Back

48 l, Gepäckträgertasche

Noch haben wir das neue «F10 Neon UL1» nicht im Sortiment, wenn du aber sofort ins Abenteuer starten möchtest, ist das mit 700 Gramm immer noch sehr leichte F10 Hydrogen Air mit Luftgestänge oder das nur 1,25 Kilo wiegende F10 Helium UL1 vielleicht etwas für dich.

In Siris Freiluftlabor teste ich neue Trends, geniale Hacks und Outdoor- sowie Sportausrüstung unter realen Bedingungen. Folge mir für weitere Mikroabenteuer unter freiem Himmel und Tipps, wie diese am besten gelingen.

Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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