
Produkttest
Zwei Jahre auf Skinners: Ein Re-Review
von Michael Restin
Die Sockenschuhe «Skinners» gehören zu meiner Grundausstattung. Seit dem Frühjahr bin ich mit dem neuen Modell unterwegs. Die Version 2.0 macht einiges besser als der Vorgänger – aber nicht alles.
Ich bin der Typ, der in Socken durch die Welt latscht. Als ich vor knapp drei Jahren das erste Mal Skinners getestet habe, kam ich mir noch vor wie ein Freak. Inzwischen ist mir das komplett egal. Wenn die Temperaturen über zehn Grad klettern, laufe ich exzessiv in diesen wie geteert aussehenden Turntäppeli herum. Selbst dann, wenn nur die Luft warm ist.
Seit mein erstes Exemplar nach zweieinhalb Jahren löchrig geworden ist, habe ich das Update am Fuss: Die Skinners 2.0, die wieder mit einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne lanciert wurden. Alles anders machen sie nicht, aber manchmal stecken himmlische Verbesserungen oder teuflische Tücken im Detail.
Die Grundidee der Skinners ist, hochwertige Socken mit einer dünnen Sohle aus widerstandsfähigem Kunststoff zu verschmelzen. Ohne Nähte oder Klebstoff entsteht weniger als ein Schuh, aber mehr als eine Socke. Die Fusssohlen sind geschützt. Die meisten werden sie als leichte Reisebegleiter, im Fitnessstudio oder beim Spazierengehen einsetzen und nur gelegentlich tragen. Das ist anfangs auch ratsam. Da der Fuss darin keinerlei Dämpfung oder Unterstützung bekommt, ist die Umstellung hart. Ich habe mich über Monate Schritt für Schritt daran gewöhnt. Bei mir sind diese minimalsten Minimalschuhe inzwischen ständig im Einsatz, sofern ich nicht direkt barfuss laufe. Nur beim Joggen hatte ich jeweils eine Einlegesohle in die Skinners geschoben und mich deshalb gefreut, dass bei der Version 2.0 eine dabei ist.
Ein Dilemma bei den ursprünglichen Skinners war bei höheren Temperaturen das zunehmende Gefühl, barfuss auf einer Gummimatte zu stehen. Nach unten sind die Skinners wasserdicht, atmungsaktiv ist nur der Stoff oben. Das kann eine schweisstreibende Angelegenheit sein. Mit einem zusätzlichen Paar Socken steigt der Tragekomfort. Aber Socken in Socken zu tragen, widerspricht der minimalistischen Grundidee. Die zwei Millimeter dünne perforierte Sohle, die du mit den Skinners 2.0 bekommst, soll dieses Problem lösen und für ein besseres Fussklima sorgen.
Sie bekämpft nicht nur das Schweissproblem, sondern verändert auch das Gehen spürbar. Da die Sohle der Skinners nur drei Millimeter dick ist, sind zwei zusätzliche Millimeter viel. Tatsächlich ist sie in den meisten Situationen angenehm, auch wenn ich anfangs damit zu kämpfen hatte, dass sie beim Anziehen leicht verrutscht. Inzwischen bleibt sie besser in Position, da sie sich in der Form an den «Schuh» angepasst hat. Trotzdem nehme ich sie gelegentlich wieder heraus, denn bei abrupten Richtungswechseln rutscht die Sohle immer noch. Ich spiele ab und zu in den Skinners Fussball mit meinem Sohn, dabei macht sie sich gerne selbständig.
Wenn ich alt und neu übereinanderlege, kann ich kaum glauben, dass die Skinners 2.0 eine weitere Zehenbox haben sollen. Die Form scheint identisch zu sein. Weil die Schuhsocken ohne feste Struktur genug Halt bieten müssen, wurde es in der ersten Version für breitere Füsse eng.
Die Lösung beim Update liegt nicht in erster Linie unten an der Sohle, sondern an der Oberseite. Dort zieht sich der schwarze Kunststoff nun etwas höher über die Zehen und an den Seiten weiter nach innen. So haben die Zehen etwas mehr Platz und breite Füsse eine Reserve, die sich dank des dehnbaren Sockens an die Trägerin oder den Träger anpassen kann. Ob Skinners 1.0 oder 2.0 – schlussendlich entspricht die Form nach dem Eintragen exakt meinem Fuss. Aber das alte Modell lag etwas enger an.
Wie sehr die Skinners stinken können, wenn sie feucht werden, weiss ich aus leidiger Erfahrung. Von meinen eigenen Exemplaren und vor allem, seit meine Kinder auch welche haben, die sie fast täglich tragen. In der Schule, in Pfützen und im Matsch, um sie anschliessend klatschnass in irgendeinem Beutel oder Schuhregal zu vergraben. Während bei Version 1.0 der «antibakterielle Silberfaden» den Gestank nicht verhindern konnte, kann es bei der Version 2.0 die neue «StretchKnit» genannte Mischung aus Kunst- und Naturfasern natürlich auch nicht so richtig. Die Neuen stinken einfach anders. Vielleicht etwas weniger, aber auch sie beginnen irgendwann zu müffeln. Dann lautet die Lösung schlicht: waschen. Das geht bei keinen Schuhen so einfach wie bei den Skinners. Auf links ziehen, ab in die Waschmaschine, wenn’s eilig ist kurz trocken föhnen, fertig.
Zwar ist die Wunderformel gegen üble Gerüche immer noch nicht gefunden, dafür mag ich das neue Material und Design mit den Farbverläufen und dem dezenten Logo. Es sieht dynamisch und nicht mehr ganz so sockig aus. Der Stoff ist etwas dicker und hat mehr Struktur.
Ein einzelner Skinner 2.0 ohne Einlegesohle bringt mit 102 Gramm in Grösse L (43/44) gut 17 Gramm mehr auf die Waage als mein ausgelatschter Vorgänger. In den meisten Situationen fühlt sich das gut an. Die Sohle wölbt sich weiter über den Fuss und der Stretch-Stoff sitzt luftig. Nur im Wasser saugt er sich voll und wird deutlich schwerer als der Ur-Skinner. Auf dem SUP oder am Strand bist du mit der alten Version besser bedient.
Eine Neuerung wäre mir fast entgangen: Er krümelt nicht mehr. Zu den Eigenheiten dieses skurrilen «Schlüpfers» gehörte es vor drei Jahren, dass anfangs immer wieder Sohlenpartikel abfielen, bis die Skinners richtig eingelaufen waren. Das nervte nicht nur im Rucksack oder der Reisetasche, sondern war auch unschön für die Umwelt. Da betont der Hersteller, ohne heikle Klebstoffe, giftige Weichmacher und mit weniger als einem Prozent Produktionsabfall in Tschechien zu produzieren – und dann krümelt ein Teil der Sohle einfach so beim Laufen ab. Das passt nicht ganz zusammen. Bei der Version 2.0 ist mir dieses Problem zumindest nicht mehr aufgefallen. Ob das dazu beiträgt, dass die Sohle wie versprochen noch langlebiger ist als beim Vorgänger? Sie soll nun im Durchschnitt 800 Kilometer halten. Ich werde es irgendwann wissen. Beim Modell 1.0 ist sie nach etwas mehr als zwei Jahren Dauereinsatz gerissen. Nicht schlecht für so eine dünne Schicht.
Die Macher haben beim Update die richtigen Prioritäten gesetzt und vor allem den Tragekomfort verbessert. Mit der luftigen Einlegesohle hast du die Wahl, worauf du stehst. Durch den neuen Stoff und die weiter über den Fuss gezogene Sohle sind die Skinners 2.0 etwas schwerer und sitzen insgesamt lockerer. In den meisten Lebenslagen ist das kein Problem, sehr angenehm und für Menschen mit breiteren Füssen sicher die bessere Wahl. Im Wasser oder beim Sport mit schnellen Richtungswechseln fühle ich mich im alten Modell wohler.
Die veränderte Passform habe ich anfangs gar nicht so stark wahrgenommen. Aber sie ist relevant und es lohnt sich, bei der Grösse genau hinzuschauen. Nachdem mein altes Paar an den Zehen eher knapp sass, habe ich bei der neuen Version die Grössen 43/44 und 45/46 anprobiert und mich schliesslich doch wieder für die kleinere entschieden, weil die Zehen genug Platz haben. Am besten misst du deine Füsse anhand der Grössentabellen aus, es gibt für die Versionen 1.0 und 2.0 jeweils eine eigene. Die Unterschiede zwischen den Modellen sind so, wie die Skinners: klein, aber fein.
Zu allen Modellen in der Übersicht
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.