Ratgeber

So hält dein E-Bike-Akku länger

E-Bikes sind Arbeitstiere, die vielen von uns den Alltag erleichtern. Es sei denn, der Akku steigt aus. Mit ein wenig Pflege kannst du die Lebensdauer des teuren Teils verlängern.

«Akku vergessen!» So regelmässig, wie bei «Dinner for one» Butler James über das Tigerfell stolpert, fliegt bei uns zuhause frühmorgens die Wohnungstür auf. Frau R. stürmt herein, rupft das Ladekabel aus dem Bosch PowerPack und hechtet wieder in die Garage, wo ihr leidgeprüftes E-Bike steht. Ich schüttle nur den Kopf und schaue von Zeit zu Zeit, was ich für das geschundene Gefährt tun kann. Bremsen entlüften, Beläge wechseln, Kette reinigen und mit Allwetterspray pflegen. Solche Sachen. Und natürlich pumpen. Platte Reifen erhöhen nicht nur das Pannenrisiko, sondern auch den Rollwiderstand. Es sind Kleinigkeiten, die dem Akku mehr als nötig zu schaffen machen. Nach über 14 000 Kilometern bergigem Stadtverkehr bei Wind und Wetter zeigt «unserer» langsam erste Anzeichen von Altersschwäche. Die Reichweite nimmt ab und ein neuer ist teuer.

Zu allen E-Bike Akkus

Zum Glück ist der alte noch lange nicht am Ende. Wenn du ein paar Sachen beachtest, kannst du das Ableben deines Akkus herauszögern.

Vergiss den Memory-Effekt

Der Memory-Effekt machte früheren Akkus zu schaffen, sie kamen mit häufigen Teilentladungen nicht klar. Deshalb hält sich die Meinung, dass möglichst erst dann nachgeladen werden sollte, wenn der Akku nahezu komplett leer ist. Bei Lithium-Ionen-Akkus, die in praktisch allen aktuellen E-Bikes verbaut sind, gibt es das Problem nicht mehr. Du kannst sie jederzeit ans Ladegerät hängen und es spielt auch keine Rolle, wenn du nur ein paar Minuten lang «auftankst». Falls du den Akku lange nicht benutzt, solltest du ihn in einem mittleren Ladezustand lagern. Ist er kaum oder komplett geladen, belastet das die Zellen unnötig und die Lebensdauer sinkt. Die Empfehlungen schwanken von 30 bis 60 Prozent bis hin zu 50 bis 80 Prozent. Der genaue Wert spielt keine Rolle. Bei einer sehr geringen Selbstentladung von ungefähr einem Prozent pro Monat übersteht dein Akku so oder so locker einen «Winterschlaf» und ist danach direkt wieder einsatzbereit.

Lass dich nicht vom Begriff «Ladezyklus» täuschen

Wie weit komme ich damit? Wie oft kann ich den Akku laden, bevor er den Geist aufgibt? Wenn es um die Haltbarkeit der Batteriezellen geht, fällt schnell der Begriff «Ladezyklus». Er beschreibt, wie oft der Akku entladen und wieder voll geladen werden kann. Falls du den Akku nur halb voll lädst, hast du entsprechend nur einen halben Ladezyklus verbraucht. Ein aktueller Lithium-Ionen-Akku steckt um die 1000 Ladezyklen weg. Wenn du im Schnitt nur 40 Kilometer weit kommst, kannst du also schon einmal um die Erde radeln. Wie weit er dich schlussendlich tatsächlich trägt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dem Gewicht, der Geschwindigkeit, der Umgebung, dem Reifendruck, der Temperatur, der Trittfrequenz, ... die Aufzählung liesse sich noch deutlich verlängern. Mit dem Reichweiten-Assistent von Bosch bekommst du ein Gefühl dafür, wie sie die Strecke, die du schaffst, beeinflussen.

Wie weit könnte es bei der nächsten Tour gehen?
Wie weit könnte es bei der nächsten Tour gehen?

Laden und lagern bei Raumtemperatur

Mich nervt der Kabelsalat in der Wohnung, doch dem Akku kommt das Raumklima entgegen. Mit sinkender Temperatur nimmt seine Leistungsfähigkeit ab, da sich der elektrische Widerstand erhöht. Kalte Keller sind deshalb nichts für ihn, genauso wie Hitze ein Batteriekiller sein kann. Meide die Extreme, wann immer es geht. Wenn du es gut mit deinem Akku meinst, lädst und lagerst du ihn in trockener Umgebung und bei Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad. Falls du keine andere Möglichkeit hast und dein Akku samt Bike viel in der Kälte fährt oder steht, kannst du ihm zumindest eine Schutzhülle spendieren.

Finger weg vom Hochdruckreiniger

Viel musst du nicht tun, um deinen Akku und die damit verbundenen elektronischen Komponenten sauber zu halten. Genau genommen lieber etwas weniger als zu viel. Du kannst ihn mit einem feuchten Tuch reinigen und die Kontakte etwas fetten. Wenn du das restliche Bike säubern willst, entfernst du vorher den Akku und lässt den Hochdruckreiniger besser im Keller. Nimm lieber einen Niederdruckreiniger und halte auch damit nicht voll auf Lager und Kontakte. Ganz auf Wasser verzichten kannst du mit einem speziellem E-Bike-Reiniger, der trocken abgewischt werden kann.

Das bisschen Dreck geht mit einem feuchten Lappen weg.
Das bisschen Dreck geht mit einem feuchten Lappen weg.

Eine «gute» Fahrt für den Akku

Wie im Auto kannst du Energie sparen, sofern du vorausschauend fährst und die Motoreinheit nicht unnötig quälst.

  • Achte auf deine Trittfrequenz. Wenn du schaltfaul bist, wälzt du viel Arbeit auf den Motor ab. Das geht zu Lasten deines Akkus. Ab 50 Umdrehungen pro Minute aufwärts kann der Motor dich am effizientesten unterstützen.
  • Verzichte auf unnötiges Gewicht. Dazu gehört vor der Anschaffung eines neuen E-Bikes oder Akkus auch die Frage, welche Reichweite du überhaupt benötigst. Legst du ausschliesslich Kurzstrecken zurück, reicht ein kleinerer Akku mit geringerer Kapazität.
  • Pumpe deine Reifen bis zum maximal zulässigen Reifendruck auf und kontrolliere sie regelmässig, wenn du mit einer Akkuladung möglichst weit kommen willst.

Das Batterie-Management

Über das Batterie-Management-System (BMS) wird der Akku vor zu hohen Betriebstemperaturen, Überlastung und Tiefentladung geschützt. Von seinem Wirken bekommst du erst etwas mit, wenn dein Display mal eine Fehlermeldung ausspuckt. Es trägt aktiv dazu bei, dass dein Akku lange durchhält und mit dem Antrieb harmoniert. Aus diesem Grund ist es nicht unbedingt eine gute Idee, sich einen günstigen No-Name-Akku oder ein Ladegerät von Fremdherstellern als Ersatzteil zu beschaffen. Im besten Fall funktioniert alles. Wenn es dumm läuft, geht gar nichts mehr. Sofern du die hier angesprochenen Punkte beachtest, solltest du sowieso nicht so schnell Ersatz benötigen.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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