
Hinter den Kulissen
So bestimmt die zweite Welle unser Shoppingverhalten
von Alex Hämmerli
Gewitter, Hagel, Überschwemmungen – statt Sonnenbrille, Bikini und Badehose haben wir diesen Sommer bisher eher den Regenschirm eingesteckt. Das zeigt eine Auswertung aller Einkäufe bei digitec und Galaxus für die Monate Juni und Juli. Ganz besonders unter dem miesen Wetter haben die Romands gelitten.
Die erste Hälfte dieses Sommers war zum Davonlaufen: Gemäss Meteo Schweiz hat es hierzulande seit 1950 im Juni und Juli nur zwei Mal mehr geschüttet als heuer, nämlich 1993 und 2016. Entsprechend wolkenverhangen fällt die Zwischenbilanz bei den Verkäufen der beiden Onlineshops digitec und Galaxus aus.
So haben die Kundinnen und Kunden in den vergangenen zwei Monaten im Vergleich zum selben Zeitraum letzten Jahres 61% weniger E-Bikes und 58% weniger Citybikes gekauft. Sowie 23% weniger Velocomputer. Das mag teilweise am knappen Angebot liegen – viele Modelle sind seit Frühling vergriffen. Ausserdem haben sich in der ersten Corona-Welle viele Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz ein neues Velo gekauft und brauchen so schnell keinen Ersatz. Doch das nasskalte Wetter dürfte den Rückgang entscheidend mitbeeinflusst haben.
Auch Bade- sowie Freizeit-Accessoires wie Badeshirts (-33%), Badehosen (-26%), Bikinis (-23%), Schlauchboote (-37%), Rollschuhe (-41%), Drohnen (-23%) oder Sonnenbrillen (-7%) sind diesen Sommer weit weniger gefragt. Dazu kommt ein grosser Teil des Garten-Sortiments sowie der Outdoor-Spielsachen. Exemplarisch dafür stehen der Oberhitzegrill (-43%), der Kindertraktor (-35%) oder der Rasensprenger (-24%), der den Sumpf hinterm Haus nur noch pflotschiger machen würde. Unbeliebt war zudem wasserdurchlässiges Schuhwerk wie Halbschuhe (-61%), Espadrilles (-38%) oder Sneakers (-26%).
Freilich gibt es auch viele Dinge, die mit dem Regenwetter an Attraktivität gewonnen haben. Etwa solche, die uns trocken und warm halten. Zum Beispiel Regenschirme (+149%), Regenjacken und Regenhosen (+79%), Strümpfe (+231%), Pyjamas (+340%), Thermoskannen (+155%), Zubehör für den Raclette-Ofen (+190%), Heizkissen (+67%) oder Luftentfeuchter (+210%).
Zudem haben wir uns und unsere Kinder weitaus häufiger zuhause beschäftigt. Dadurch hat etwa der Verkauf von Spiel-Frisiersets (+269%) stark zugenommen. Und auch Hefte (+510%), Bastelsachen (+269%), Töggelikästen (+241%), Malbücher (+204%), Comics und Mangas (+195%), Kinder- und Jugendbücher (+169%) oder Experimentierkästen (+160%) waren gefragter als noch vor einem Jahr.
Die Glücklichen, die dieses Jahr in die Badeferien gegangen sind, haben sich unterdessen vom Schweizer Wetter unbeeindruckt mit Strandspielsachen (+140%), Strandtüchern (+54%) und Flossen (+27%) eingedeckt.
Ganz besonders unter dem miesen Wetter haben diesen Sommer die Westschweizerinnen und Westschweizer gelitten: Sie haben bei Galaxus beispielsweise mehr als 300-mal so viele Strümpfe gekauft wie im Juni und Juli 2020. Und auch beim Verkauf von Thermoskannen (+242%), Heizstrahlern (+155%) oder Zubehör für Raclette-Öfen (+583%) zeigt sich, dass sich die Romands noch sehnlicher einen trockenen Sommer wünschen als die Einwohnerinnen und Einwohner der Deutschschweiz.
Die Wetterkapriolen waren auch eine Herausforderung für die Einkäuferinnen und Einkäufer bei digitec und Galaxus. «In Erwartung auf einen zumindest normalen Sommer haben wir Dinge an Lager genommen, die nun weitaus weniger gefragt sind als erhofft», sagt Hendrik Blijdenstein, der bei Digitec Galaxus als Chief Commercial Officer für den Einkauf verantwortlich ist. «Schlauchboote haben wir zum Beispiel noch stapelweise an Lager, Regenschirme oder Strümpfe müssen wir dagegen laufend nachbestellen.»
Auf welches Produkt konntest du diesen Regen-Sommer nicht verzichten? Lass es uns in der Kommentarspalte wissen!
Grafiken: Made with Flourish.
Ich bin bei Galaxus und Digitec zuständig für den Austausch mit Journalistinnen und Bloggern. Gute Geschichten sind meine Leidenschaft, deshalb bin ich immer auf dem neusten Stand.