

«Stay Warm» von Dagsmejan im Test: Leichter Stoff, warme Nächte

Die «Stay Warm»-Serie der schwedisch-schweizerischen Firma Dagsmejan verhilft mir im Winter zu einem erholsamen Schlaf. Ja, der Preis ist hoch, aber es steckt auch viel Innovation in den Kleidern.
Geht es rein nach dem Ausgangsmaterial, müsste ich im «Stay Warm»-Pyjama von Dagsmejan riechen wie ein Schaf, das einen Hustenbonbon lutscht. Denn mein Test-Schlafanzug besteht aus Merinowolle und Modalstoff mit Eukalyptusfasern. Aber natürlich haben Shirt und Hose nur den Geruch meines Waschmittels.
Obwohl der Pyjama von Dagsmejan also riecht wie meine anderen auch – ich erkenne ihn trotzdem sofort. Ich kann fühlen, dass er anders ist. Er ist besser, so viel verrate ich dir jetzt schon vor dem Fazit am Ende dieses Testberichts.
Welches Material verwendet Dagesmejan?
Für die «Stay Warm»-Linie setzt Dagsmejan auf eine Mischung aus 38 Prozent Merinowolle, 56 Prozent des Modalstoffes Lyocell mit Eukalyptusfasern und sechs Prozent Elastan. Bei der Merinowolle ist die Herkunft zu 100 Prozent rückverfolgbar. Sichergestellt ist auch, dass die Wolle ausschliesslich von Schafen stammt, die nicht dem Mulesing-Verfahren unterzogen werden. Beim Mulesing wird den Tieren Haut rund um den Schwanz entfernt, in der Regel ohne Betäubung. Das soll verhindern, dass die Tiere in diesem Bereich von Maden befallen werden, ist aber stark eine umstrittene Praktik. Dagsmejan arbeitet für die Zertifizierung mit der Organisation Nativa zusammen.
Lyocell, Hauptbestandteil des Pyjamas, ist seit einigen Jahren stark im Kommen und hat in vielen Bereichen die Baumwolle abgelöst. Der Modalstoff ist auch bekannt unter dem Markennamen Tencel. Lyocell gilt im Vergleich zur Baumwolle als nachhaltiger. Für ihre Herstellung werden zum Beispiel schnell und wassersparend wachsende Holzfasern verwendet. Das Ausgangsmaterial wird quasi verkocht und aus der Cellulose in einem industriellen Verfahren Regeneratfasern gewonnen. Das klingt und ist sehr technisch. Das Ergebnis sind Stoffe, die weicher und auch nach vielen Waschgängen formstabiler sind als Baumwolle.
Was macht den «Stay Warm»-Pyjama besonders?
Ich habe von Dagsmejan zum Testen Hose und Shirt zur Verfügung gestellt bekommen. Gerade in den vergangenen kalten Nächten war das ein willkommenes Upgrade. In der Regel habe ich bisher zum alten Baumwoll-Schlafanzug gegriffen. Der wärmte auch zuverlässig, aber liess mich auch mal überhitzen. Genau das passiert mir mit «Stay Warm» nicht.

Quelle: Martin Jungfer
Der Stoff ist sehr leicht, vor allem das Oberteil. Im Vergleich zum Mittelwert meiner anderen Pyjama-Oberteile im Schrank ist das von Dagsmejan 25 Prozent leichter. Ich habe mich deshalb auch zunächst gefragt, wie mich das Teil warm halten soll. Ein wenig kommt beim Anziehen der Vibe von Skiunterwäsche auf. Das liegt zum einen am Design mit den Bündchen am Bein, die das Hochrutschen über die Wade verhindern. Zum anderen sind es Material und Schnitt. Hemd und Hose liegen eher eng an, was ich persönlich mag. Es hat zudem objektive Vorteile, wenn du nicht zu viel Stoff um dich hast in der Nacht, der letztlich dazu führt, dass du unbequem auf irgendwelchen Falten liegst. Dagsmejan vermeidet das durch flache Nähte und den Verzicht auf eingenähte Etiketten. Und ich mag zwei Komfort-Features besonders:
Warme Hände dank Daumenschlaufen
An den Ärmeln gibt es Schlaufen, durch die du deine Daumen stecken kannst. Das kenne ich sonst eher von Laufshirts für den Winter. Aber es ist auch bei einem Pyjama sinnvoll, wie ich jetzt weiss. Lese ich abends im kühlen Schlafzimmer noch ein Buch, frieren die Hände zuerst. Mit den Daumenschlaufen kann ich den Ärmel so weit vorne halten, dass ein grosser Teil der Hand warm bleibt.

Quelle: Martin Jungfer
Bequeme Schulterpartie
Die zweite Besonderheit sind Raglanärmel. Keine Sorge, wenn dir der Begriff nichts sagt; ich kannte ihn auch nicht. Gemeint ist eine besondere Art, die Naht in der Schulterpartie zu führen. Bei einem normalen T-Shirt ist der Ärmel an der Schulter angesetzt. Beim Raglanärmel führen die Nähte schräg in die Kragennaht und zwar bis zum Halsansatz. Das hat vor allem einen Vorteil, wenn du auf der Seite schläfst, weil du nicht mit der Schulter auf einer Naht liegst.

Quelle: Martin Jungfer
Features alleine halten noch nicht warm. Den scheinbaren Widerspruch zwischen dünnem Stoff und guter Wärmeleistung hat Dagsmejan mit der eigenen Stoff-Innovation mit den Namen «Nattwarm» aufgelöst. Er soll «atmungsaktive Wärme und optimale Feuchtigkeitskontrolle» ermöglichen. Tests, die Dagsmejan in Auftrag gegeben hat, bestätigen, dass das eigene Faserduo aus Lyocell und Merinowolle besser ist als Baumwolle, Bambus oder Kunstfaser. Ich bin zwar kein Testlabor, aber habe tatsächlich in keiner der etwa 30 Nächte in dem Pyjama gefroren oder geschwitzt – und das bei Temperaturen im Schlafzimmer zwischen zwölf und 21 Grad.
Fazit: teuer, aber langlebig
Meine Frau hat unter anderem in die Ehe – und damit in unser Schlafzimmer – die Regel eingebracht, dass das Fenster immer gekippt sein muss. Ohne Frischluft kein guter Schlaf, so ihr durchaus schlagendes Argument. Das sorgte bisher dafür, dass ich meine Schlafkleidung auch danach auswählte, welche Nachttemperaturen zu erwarten sind. Je kälter, desto dickerer Stoff. Die Zeiten sind jetzt vorbei. Mein «Stay Warm»-Pyjama von Dagsmejan liefert verlässliche Wärme, ohne dass ich schwitze.
Ich würde nicht gleich von einem Wärmewunder sprechen, dafür fühlt sich «Stay warm» besonders kurz nach dem Anziehen noch etwas kühl an. Aber ich kann mich auf den Schlafanzug verlassen. Das ist eine hervorragende Voraussetzung für eine erholsame Nacht.
Bleibt zum Abschluss noch die Preisfrage: Darf und muss ein Pyjama über 200 Franken kosten? Diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen. Für mich ist guter Schlaf viel wert. Und weil ich bereits längere Zeit andere Kleidung von Dagsmejan im Einsatz habe, kann ich die Investition rechtfertigen: Ich habe auch nach vielen Runden in der Waschmaschine bisher keine Qualitätsprobleme gehabt.
Transparenzhinweis: Unsere Redaktion wählt Produkte für Tests unabhängig und selbstständig aus. Wir testen kritisch und ehrlich und sind weder dem Hersteller gegenüber verpflichtet, noch haben wir die Aufgabe, den Umsatz mit einzelnen Produkten zu erhöhen.
Hast du noch Fragen zum Pyjama von Dagsmejan an mich? Stelle sie in den Kommentaren unter diesem Beitrag.
Titelfoto: Martin Jungfer

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.