

Teuer oder günstig? Ich teste zwei Akupressurmatten aus verschiedenen Preisklassen

Bei Akupressurmatten gibt es grosse Preisunterschiede. Hier gilt tatsächlich: Qualität kostet. Schmerzempfindliche sollten es sich aber trotzdem zweimal überlegen, bevor sie zum Premium-Modell greifen.
Sie begegnen mir auf meinem Instagram-Feed, im Schaufenster der Apotheke und im Wohnzimmer einer Freundin. Akupressurmatten sind in meinen Kreisen omnipräsent. Ihre Oberfläche ist mit tausenden von Stacheln aus hartem Kunststoff ausgestattet. Menschen legen sich freiwillig und regelmässig darauf, weil die Prozedur gesundheitliche Vorteile verspricht.
Das Stachelbett soll Verspannungen lösen, die Durchblutung anregen und Schmerzen lindern. Deshalb wird die Akupressurmatte auch als Alternative zur Massage angepriesen. Ein Argument, das meinen Argwohn beseitigt. Freiwillig melde ich mich zum Produkttest.
Welches Modell?
Gesagt, getan. Doch bereits bei der Suche im Galaxus-Sortiment komme ich ins Zögern. Auf den ersten Blick gibt es zwei Preisklassen: eine um circa 30 bis 70 Schweizer Franken und die andere circa 200 bis 230 Schweizer Franken (Stand März 2023). Was ist da der Unterschied?
Beim zweiten Hinschauen wird mir klar, dass die «teure Preisklasse» lediglich aus einer Marke besteht: Pranamat. Das in Lettland gegründete Familienunternehmen ist auf Akupressurmatten spezialisiert.
Die günstigere Preisklasse ist hingegen mit verschiedenen Marken wie Gorilla Sports, TecTake, oder Moveit vertreten. Es handelt sich um Sport- oder Gesundheits-Gadget-Hersteller, die nicht ausschliesslich Akupressurmatten produzieren. Doch was die Preisklassen tatsächlich unterscheidet, weiss ich immer noch nicht.
Um dem auf den Grund zu gehen, bestelle ich für diesen Test zwei Modelle: Die Farbe Grün lacht mir entgegen, deshalb entscheide ich mich für die Pranamat ECO in Dunkelgrün und die Quick-Aid-Matte in Schwarzgrün.

Lieferumfang und Setup
Die Pranamat ECO wird in einer schicken Kartonbox geliefert. Der Inhalt besteht aus der 76 x 45 Zentimeter grossen Matte und einem 44 x 35 Zentimeter grossen, gefütterten Kissen. Eine mehrsprachige Broschüre mit Tipps und Tricks zur Einführung liegt ebenfalls bei.

Quelle: Coya Vallejo Hägi
Die 65 x 39 Zentimeter grosse Quick-Aid-Matte wird in einer schwarzen Umhängetasche aus Kunststoff geliefert. Eine 37 Zentimeter lange Nackenrolle sowie zwei Stachelbälle sind im Paket ebenfalls enthalten.

Quelle: Coya Vallejo Hägi
Jetzt, da ich beide Modelle in den Händen halte, fallen erste Unterschiede ins Auge. Die Pranamat ECO ist schön verarbeitet und ihre Materialien fühlen sich hochwertig an. Zudem sind ihre Stacheln wie Blüten geformt. Trügerisch. Denn sie sehen gefährlich spitzig aus. Die Quick-Aid-Matte ist im Vergleich zur Pranamat ECO lieblos verarbeitet. Der Stoff wirkt billig und das Grün der Stacheloberfläche ist sehr grell. Die Stacheln der Quick-Aid-Matte sind flacher und weniger dicht angeordnet.

Quelle: Coya Vallejo Hägi

Quelle: Coya Vallejo Hägi
Der qualvolle Anfang
Nach visueller Begutachtung kommen die ersten Gehversuche. Vorsichtig setze ich zuerst einen und dann einen zweiten Fuss auf die weniger bedrohlich wirkende Quick-Aid-Matte. Es funktioniert! Nicht unbedingt bequem, aber interessant fühlen sich die Stacheln unter meinen besockten Fusssohlen an. Auch ein kurzer Gang ist problemlos möglich.

Quelle: Coya Vallejo Hägi
Bei der Pranamat ECO geht das nicht so einfach. Die Blüten entpuppen sich als regelrechte Folterinstrumente. Mit meiner Schmerztoleranz ist ein Spaziergang auf der Pranamat ECO schlicht und einfach (noch) nicht möglich. Aus Neugier will ich gleich herausfinden, ob das beim Rücken auch so ist. Bekleidet mit einem Shirt, mache ich den Liegetest. Er fällt überraschend aushaltbar aus.
Ein kurzer Blick in die Broschüre dämpft diesen Enthusiasmus. Idealerweise sollte ich mich nämlich direkt mit der nackten Haut auf die Akupressurmatte legen. Das mache ich – doch auch hier scheitere ich an meiner Empfindlichkeit. Es tut einfach so lächerlich fest weh, auf dieser Matte zu liegen.
Die Quick-Aid-Matte ist anfängerfreundlich
Am nächsten Tag bette ich mich deshalb auf die Quick-Aid-Matte. Das funktioniert besser. Hier kann ich auf Anhieb 25 Minuten lang liegen bleiben. Das liegt genau im empfohlenen Spektrum von 15 bis 45 Minuten pro Session.
Nach einer Weile merke ich ein leichtes, aber nicht unangenehmes Stechen. Es fühlt sich insgesamt gut an. Als ich mich nach 25 Minuten erhebe, spüre ich ein Kribbeln und leichtes Brennen auf meinem Nacken und Rücken. Ein Blick in den Spiegel lässt mich kurz aufschnappen: Er ist knallrot und voller kleiner Punkte!
Um die Session abzurunden, stelle ich mich barfuss, mit beiden Füssen auf die Quick-Aid-Matte. Das sticht zwar etwas mehr als im Liegen, doch fühlt es sich fast wie ein sehr intensives Kitzeln an. Vorsichtig versuche ich ein paar Schritte zu gehen.
Die harte Massage an meinen Fusssohlen tut gut. Nach wenigen Minuten muss ich mich allerdings wieder zurück aufs flache Parkett begeben. Die Empfindung wird zu intensiv. Auch jetzt spüre ich ein angenehmes Kribbeln an meinen Fusssohlen. Die Massage wirkt lange nach. Sogar zwei Stunden nach dem Gang spüre ich die Stacheln noch.
Die bestechenden Blüten der Pranamat ECO
Nach der positiven Erfahrung mit der Quick-Aid-Matte will ich mich der gefürchteten Pranamat ECO stellen. Dieses Mal bin ich mit einem dünnen Küchentuch ausgerüstet. Mein Plan: Ich lege es auf die eine Hälfe der Matte, damit nur mein halber Rücken direkt von den Stacheln traktiert wird.
Und siehe da: Die Tortur ist dieses Mal deutlich erträglicher. Sogar so, dass ich nach zwei Minuten entscheide, das Küchentuch ganz wegzunehmen. Jetzt liege ich also tatsächlich ungeschützt auf der bösen Matte und will nicht sofort wieder flüchten.

Quelle: Coya Vallejo Hägi
Es fühlt sich so an, als ob ich auf einem See aus Flammen treiben würde – und das ist wirklich besser als es klingt. Nur an gewissen Stellen, die mehr Druck ausgesetzt sind, kommt punktuell Schmerz auf. Doch es ist interessanterweise angenehm.
Als ich von der Pranamat ECO aus nach meinen Kopfhörern greifen will, stosse ich allerdings schnell an die Grenzen ihrer Freundlichkeit. Ich greife schräg nach hinten, verlagere mein Gewicht auf die rechte Seite – und bereue mein Vorhaben sofort.
«AAAAAH!»
Eine betäubende Welle Schmerz spült von der Seite aus über mich hinweg. Nach einer halben Minute fange ich mich wieder. Ich lerne: Abrupte Gewichtsverlagerungen und Verschiebungen sind auf der Pranamat ECO keine gute Idee.
Ein besseres Gefühl bringt mir der Blick auf die Uhr: Auch auf der bösen Pranamat ECO habe ich 25 Minuten geschafft. Ob das der Vorbereitung mit der Quick-Aid-Matte, meiner Tagesform oder dem Wetter zu verdanken ist, weiss ich nicht.
Beim Lösen von den Stacheln fliesst eine abschliessende Welle Schmerz über den Rücken. Nun kribbelt er intensiv – und wieder sehe ich im Spiegel die knallrote Haut. Es sieht wie ein richtig schlimmer Sonnenbrand aus – zusätzlich zu hunderten kleinen Löchern. Schön ist das nicht – dafür fühlt es sich wohlig und warm an. Da ist auch immer noch ein leichtes Brennen, aber sehr subtil und erfrischend.
Zeit, mich barfuss auf die Pranamat ECO zu stellen. Das ist weiterhin schwierig. Ich schaffe knapp drei Sekunden mit meinem ganzen Gewicht auf der Matte. Besonders in der Fussmitte wird der Schmerz schnell sehr stark. Deshalb kommt meine Kommode als zusätzliche Abstützhilfe zum Einsatz. So ist der Gang auf der Pranamat ECO machbar.
Nicht nur für die Horizontale: Übungen und Einsatzmöglichkeiten
Du kannst auf der Akupressurmatte nicht nur liegen. Auch sanfte Dehnübungen oder sogar leichtes Yoga sind möglich. Ich habe es auf der Quick-Aid-Matte versucht. Sie dient als gute Grundlage, um gewisse Yoga-Übungen aufzupeppen. So bekommt der Sonnengruss eine prickelnde Zusatznote. Doch Übungen wie Katze-Kuh oder jegliche Bewegungen, die die Stacheln ans Schienbein bringen, sind auch auf der weniger schmerzhaften Matte eine Tortur.
Mit der Pranamat ECO wage ich mich gar nicht erst an solche Experimente. Mit ihr teste ich dafür die Vorschläge aus der beigelegten Broschüre. Der Hersteller legt mir darin nahe, dass ich sie auch auf anderen Unterlagen als dem Boden verwenden kann. Zum Beispiel im Bett.

Quelle: Coya Vallejo Hägi
In meinem Test gestaltet sich das schwierig. Auf der weichen Oberfläche meiner Matratze kann ich meine Bewegungen nämlich schlechter kontrollieren. Deshalb schleife ich meine Beine ungewollt über die Blüten hinweg und hole mir so ein paar Kratzer.
Dafür eignet sich das Kissen von Pranamat perfekt als Fussunterlage im Homeoffice. Während ich Mails beantworte, kann ich mir so eine angenehme Massage verpassen. Das finde ich praktisch und angenehm – und würde das Kissen auch für längere Zeit unter meinem Arbeitstisch liegen lassen.
Du kannst dich auch mit dem Bauch nach unten auf die Akupressurmatte legen – auch das ist ein interessantes Erlebnis. Mir kommen bei dieser Position aber meine Rippen zu sehr in die Quere. Es entstehen Druckstellen, die mich davon ablenken, ruhig zu atmen. Das solltest du während der Session nämlich tun.
Möchtest du weitere Inspiration für einfache Übungen, kannst du beim Youtube-Channel von Pranamat vorbeischauen – dort findest du kurze Videos mit Tipps und Tricks zu verschiedenen Anwendungen.
Pflege und Gebrauch
Die Akupressurmatten können und sollen hin und wieder gewaschen werden. Dafür entfernst du bei beiden Modellen die äussere Schicht. Beim Öffnen der Matten fällt mir erneut der Qualitätsunterschied auf: Im Innern der Quick-Aid-Matte befindet sich billiger Schaumstoff. Die Pranamat ECO enthüllt eine Kokosfasermatte, die ihrerseits nochmals in einen Baumwollbezug gepackt ist.

Quelle: Coya Vallejo Hägi
Pranamat empfiehlt, den äusseren Leinenbezug per Handwäsche zu reinigen und danach an der Luft zu trocknen. Dasselbe dürfte bei der Quick-Aid-Matte gelten.
Mit der Zeit nimmt meine Schmerztoleranz zu und es wird immer aushaltbarer auf der Akupressurmatte. Vielleicht ist das auch bei dir der Fall. Trotzdem solltest du nicht auf der Matte einschlafen oder zu lange liegen bleiben. Bist du schwanger, solltest du auf die Nutzung der Akupressurmatte verzichten. Hast du eine Hauterkrankung, klärst du besser mit deinem Arzt oder deiner Ärztin ab, wie und ob du die Matte brauchen solltest.
Ist das Stachelbad die Schmerzen wert?
Nachdem ich mich während mehreren Wochen täglich auf die Stacheln gelegt habe, lautet die Antwort dazu: ja. Ob ich tatsächlich stressfreier, entspannter und klarer im Kopf bin, kann ich zwar nicht sagen. Wirklich wertvoll ist für mich die Zeit auf der Matte.
Die intensive Erfahrung bringt mich nämlich sofort in meinen Körper zurück – und das finde ich therapeutisch. Denn im hektischen Alltag vergesse ich schnell, präsent zu sein und richtig zu atmen. Auf der Akupressurmatte wird meine Achtsamkeit fast im Handumdrehen geweckt: Ich komme an, ich atme – und spüre.
Das fantastische Gefühl direkt nach dem Stachelbad rundet die wohltuende Erfahrung ab. Zudem finde ich es spannend, die Anpassungsfähigkeit meines Körpers zu beobachten. Zu Beginn schien es mir unmöglich, länger auf den Stacheln zu liegen – und plötzlich tat ich es einfach. Faszinierend! Eine Erkenntnis, die auch für andere Lebensbereiche hilfreich sein kann.
Fazit: Qualität kostet – Schmerzempfindliche greifen aber besser zum günstigen Modell
Der Preisunterschied zwischen der Pranamat ECO und der Quick-Aid-Matte ist substantiell. Nachdem ich beide Produkte getestet habe, verstehe ich ihn aber absolut. Die Pranamat ECO ist sehr schön verarbeitet. Der Bezug aus Leinen und die als Blüten angeordneten Stacheln sehen hübsch aus. Sie braucht allerdings Überwindung und Ausdauer, denn ihre Stacheln sind wirklich spitzig und länger als die der Quick-Aid-Matte.
Für die Quick-Aid-Matte spricht, dass sie günstiger ist und flachere Stacheln hat. Diese dürften sich für Einsteigerinnen und Einsteiger besser anfühlen. Allerdings solltest du darauf achten, dass die Schmerztoleranz mit der Zeit zunimmt – weshalb du vielleicht irgendwann doch zum fortgeschritteneren Modell greifen möchtest.
Möchtest du eine einsteigerfreundliche Matte, die dein Budget nicht zu sehr belastet, kann ich dir die Quick-Aid-Matte – oder die vergleichbaren Produkte von TecTake, Moveit oder Gorilla Sports – empfehlen.
Setzt du lieber auf hochwertige Materialien und willst ein Produkt, das auch optisch etwas hergibt, lege ich dir die Pranamat ECO wärmstens ans Herz – hier musst du dir einfach bewusst sein, dass die ersten Sessions etwas stacheliger ausfallen könnten.


«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen.