
Produkttest
«The Outer Worlds»: Ein schrilles, schräges Weltraumabenteuer
von Philipp Rüegg
«The Ascent» kombiniert das Spielprinzip von «Diablo» mit einem düsteren Cyberpunk-Setting und schickt dich auf einen audiovisuellen Trip, der es in sich hat. Simon und ich ballern uns gemeinsam durch die korrupte von Megakonzernen beherrschte Zukunft. 14:00 geht’s los.
Vom ersten Trailer an wusste ich, «The Ascent» wird ein Spiel für mich. Ein schmutziges Action-RPG in einer «Blade Runner»-ähnlichen Zukunft mit Grafik, die dir das Wasser in die Augen treibt. Optisch und akustisch stellt «The Ascent» des schwedischen Studios Neon Giant so ziemlich alles in den Schatten. Mit aktiviertem Raytracing und ein paar anständigen Kopfhörern erwartet dich ein audiovisuelles Feuerwerk. Das Spiel bietet aber mehr als leuchtende Neon-Farben und einen fetzigen Synthwave-Soundtrack. Was, das zeigen dir Simon und ich im Let’s Play.
Spielerisch lässt sich «The Ascent» am einfachsten mit einem «Diablo» vergleichen. Statt mit Äxten und Feuerbällen kämpfst du allerdings mit riesigen Maschinengewehren, Laserstrahl-Implantaten und Spinnendrohnen. Auch bezüglich Loot bleibt das Action-RPG zurückhaltender. Du findest zwar ständig neue Waffen und Ausrüstung, die Menge bleibt aber überschaubar.
Du übernimmst die Rolle einer billigen Arbeitskraft, die in der Mega-Metropole «The Ascent Group arcology» Söldneraufträge erledigt. Die führen dich tief hinab in Monster-verseuchte Etagen voller lärmender Maschinen bis hoch hinaus, auf die Dächer der Metropole, wo du deine Augen schweifen lassen kannst. Vorausgesetzt, du wirst nicht gerade von allen Seiten aufs Korn genommen. Denn «The Ascent» ist schliesslich ein Action-Game. Gegner kommen aus allen Richtungen. Du musst immer in Bewegung bleiben und notfalls mit einer Hechtrolle in Sicherheit springen. Tausendsassa, der du bist, kannst du dabei gleichzeitig deine Waffe laden. Kämpfe sind frenetische und vor Explosionen strotzende Spektakel, die von einem wuchtigen Soundtrack begleitet werden, der parallel zur Action anzieht. Noch turbulenter wird es, wenn du co-op spielst. Denn «The Ascent» lässt sich wahlweise alleine oder bis zu viert zocken. Im Couch-co-op Modus sogar an einem Bildschirm, ohne Internetverbindung.
Du kannst dich auch ducken und hinter Deckungen verbergen. Um über die Deckung, respektive über Hüfthöhe zu schiessen, musst du mit einem zusätzlichen Tastendruck deine Waffen anheben. Diese Funktion benötigst du auch, wenn deine Gegner hinter einem Hindernis stehen. Das gibt dem Kampf etwas mehr Dynamik, weil du nicht nur stur geradeaus ballern kannst.
Weitere Hilfsmittel gibt es in Form von taktischen Granaten. Die reichen von der typischen Sprenggranate, zur Stasis-Granate, die Gegner schweben lässt oder Heilstationen, die alles im Umkreis heilen – auch deine Gegner. Es wäre aber kein Cyberpunk-Game, wenn du nicht diverse Modifikationen an dir vornehmen könntest. In jedem Distrikt findest du neben Waffen- und Rüstungshändlern auch Kliniken, wo du deinen Körper upgraden kannst. Dazu gehören schnellere Lebensregeneration, um dich herumschwirrende Klingen oder ein Laserstrahl, der alles zerfetzt, was dir in den Weg kommt. Verlangt das Spiel anfangs nicht mehr Taktik als zielen und abdrücken, musst du spätestens, wenn du einem riesigen Spinnenroboter gegenüber stehst, deine Strategie überdenken. Mit wachsendem Waffen- und Ausrüstungssortiment steigt auch die spielerische Freiheit.
Wie es sich für ein Action-RPG gehört, gibt es mit jedem Levelaufstieg Skillpunkte zu verteilen, deine Waffen lassen sich verbessern und ein Cyberdeck, um Türen und Truhen zu hacken, darf natürlich auch nicht fehlen.
Das Highlight von «The Ascent» ist die Welt. Diese gigantische leuchtende Metropole mit all ihren unterschiedlichen Distrikten. Besonders an den verschiedenen Siedlungen, wo deine Spielfigur zur Abwechslung mal die Waffe ablegt, kann ich mich kaum sattsehen. Überall wuseln merkwürdige Gestalten durch die Gegend und bunte Lichter schreien nach deiner Aufmerksamkeit. Das Spiel ist «Wo ist Walter für Cyberpunk»-Nerds. Die Levels sind zudem schön vertikal und verschachtelt. Genauso wie man sich eine übervölkerte und völlig überbaute Industrie-Stadt der Zukunft vorstellt.
Ungewöhnlich, aber perfekt ins raue Settings passend ist, dass in den Missionen ständig Zivilisten unterwegs sind. Die werden nicht selten Opfer deiner oder gegnerischer Kugeln, wenn sie sich nicht rechtzeitig in Sicherheit retten können.
Auch wenn die Kamera mal näher ans Geschehen heranzoomt oder in den erstklassig vertonten Zwischensequenzen überzeugt das Design. Die Figuren sind übersät mit Modifizierungen, mechanischen Gelenken oder irgendwelchen VR-Brillen, die an den Virtual Boy von Nintendo erinnern.
Der Detailreichtum ist beeindruckend. Dagegen wirkt die Welt von «Cyberpunk 2077» geradezu steril. «The Ascent» ist dreckig, brutal und gleichzeitig leuchtend und voller Leben. Aber wo Licht hinscheint, gibt es auch Dreck. «The Ascent» ist nicht perfekt. Bis du alle Systeme verstanden hast, dauert es ein paar Stunden. Die Navigationen ist zwar komfortabel, aber die verschiedenen Quests musst du trotzdem manuell tracken und kannst sie nicht von der Übersichtskarte anwählen. Und die Waffen könnten etwas abwechslungsreicher sein.
Das sind aber Kleinigkeiten. Wenn Action-RPGs und dystopische Zukunftsszenarien dein Ding sind, dann darfst du dir dieses Spiel nicht entgehen lassen.
«The Ascent» ist erhältlich für PC, Xbox One, Xbox Series S/X und wurde uns von Neon Giant zur Verfügung gestellt.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.