
Meinung
Mein täglich Eau de Parfum gib mir heute
von Patrick Bardelli
Im Black-Friday-Kaufrausch? Schlag ruhig zu, aber vorsicht: Deine Schnäppchen könnten zurückschlagen. Diese Produkte wurden bekannten Sportlern zum Verhängnis.
Die Tage rund um den Black Friday sind für uns Editoren nicht einfach. Wer nimmt sich schon Zeit, um profunde Abhandlungen über das Streaming-Angebot Play Suisse zu lesen oder Pias Kerze beim Abbrennen zuzuschauen, während links und rechts die Preise ins Bodenlose purzeln? Natürlich hast du Lunte gerochen und stöberst bis zum Burnout in den Angeboten mit der schwarzen Wolke.
Vielleicht gelingt es, den Black Friday mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Glaub mir: Selbst harmlose Produkte können in den falschen Händen zu Waffen werden. Da das Leben die besten Geschichten schreibt, schreibe ich einfach ab. Du sparst dir 60 Prozent Google-Suchen zum Thema und profitierst von drei billigen Wortspielen zum Preis von einem. Deal? Deal.
Da ist zum Beispiel die Geschichte des Goalies, der eine seiner unglücklichsten Aktionen im Badezimmer hatte. Anfang des Jahrtausends war Santiago Cañizares ein Siegertyp. Stammkeeper beim spanischen Meister FC Valencia und endlich auch in der Nationalmannschaft, mit der er 2002 zur Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea fahren sollte. So einer darf sich auch mal etwas gönnen, bevor er frisch geduscht und die pumucklrot gefärbte Haarpracht verwuschelt zum Mannschaftsessen im Teamhotel schreitet. Cañizares hat nicht nur Pech mit seinem Friseur, sondern, wie mein Kollege Patrick Bardelli, eine Schwäche für gute Düfte.
Tragisch wird es, als Cañizares an seiner Kernkompetenz scheitert: Dinge festhalten. Das Eau de Cologne kracht zu Boden, der Flakon zersplittert und eine Scherbe bohrt sich in Santiagos Fuss. Die Folge: Sehne durch, WM passé, Nationalmannschaft adé. Ähnliches gelang in den 90ern Dave Beasant, der das fallende 2-Kilo-Vorratsglas Salatdressing mit dem Fuss stoppen wollte und sich für acht Wochen ausser Gefecht setzte. Sein Beruf: ebenfalls Torhüter.
Gefährlich!
Santiago Cañizares' Pech war das Glück des jungen San Iker. Iker Casillas, damals gerade 20 Jahre alt, übernahm und hörte erst nach 167 Länderspielen, zwei Europa- und einem Weltmeistertitel auf. Wenn ich mal den Beginn einer Weltkarriere bezeugen durfte, war es seine. Champions League Final 2002, Hampden Park in Glasgow. Ich in der Kurve, er auf der Ersatzbank. Bis zur 68. Minute, in der sich Reals Nummer 1, César Sánchez, altmodisch auf dem Platz verletzt und Casillas ihn ersetzt. Der junge Iker rettet den Königlichen den Sieg und hält einfach alles. Gut, ein Eau de Cologne ist nicht dabei. Dafür hinterlässt Zinedine Zidane mit seinem Siegtor eine unnachahmliche Duftmarke. Während der 20-jährige Casillas schon zum zweiten Mal die Champions League gewinnt, hat mein 21-jähriges Ich in Schottland ganz andere Probleme.
Keine guten Nachrichten, wenn dir eine 14-stündige Busfahrt bevorsteht, aber mit Sicherheit der Gesundheit zuträglich. Alkohol hat schon viele Sportlerkarrieren und Hobbykickerlebern zerstört. Manchem Star hat er auch im Moment des Erfolgs übel mitgespielt. Lindsey Vonn schnitt sich an der WM 2009 in Val d'Isere die Daumensehne an einer Champagnerflasche durch und Finnlands Fussballstar Jari Litmanen fiel einem Korken-Querschläger zum Opfer: Der ging ins Auge, eine längere Pause war die Folge. Hoffentlich hat er sie nicht nach dem Motto «mit dem Zweiten sieht man besser» vor dem Fernseher verbracht.
Finger weg!
Es geht noch dümmer. Während Cañizares immerhin beim ehrenhaften Versuch strauchelte, seinen Leib in Wohlgerüche zu hüllen, und Champagnerflaschen nun mal aus Glas sind, fiel eine ganze Armada von Fussballern dem TV zum Opfer. Nach Feierabend lümmeln die Stars wie du und ich auf dem Sofa und halten schon zwei Schritte zum Beistelltisch für eine Zumutung. Wenn die Fernbedienung ausser Reichweite ist, wird geangelt und gefischt, bis der Knorpel knackt. Dann gilt Alarmstufe Rot. Robbie Keane zog sich bei dem Versuch, den Zapper aufzuheben, einen Schaden im Knie zu.
Vorsicht!
One for All 8 Universal Fernbedienung
Universal Fernbedienung, Infrarot
Apropos Angeln: Kult-Keeper David Seaman gelang es nicht nur, sich beim Kampf mit einem Monsterkarpfen die Schulter zu verletzen, er holte sich auch eine Zerrung beim Griff nach der Fernbedienung. Weitere prominente Fernsehopfer sind Rio Ferdinand (Knie), Carlo Cudicini (Knie), Peter Nielsen (Schulter ausgekugelt) und David «Calamity James» James (Rücken). Meine Diagnose: Unprofessionell. Nach einem Blick ins Buch Sofayoga wäre das nicht passiert. Wer Positionen wie den «Kranich» und den «extrem faulen Hund» beherrscht, hat nichts zu befürchten.
Auffällig häufig tragen sich Goalies in die Liste der kuriosen Verletzungen ein. Und ich habe noch nicht einmal Kasey Keller erwähnt. Einen Vorgänger Yann Sommers im Tor von Borussia Mönchengladbach, der seine Golfschläger derart schwungvoll aus dem Kofferraum nahm, dass er anschliessend ein paar Schneidezähne weniger hatte. Ein klassisches Eigentor des Amerikaners. Danach hätte sich Keller vor Wut wahrscheinlich am liebsten selbst in den Hintern gebissen. Dass es auch zahnlos geht, bewies in den 30er-Jahren Baseballer Clarence «Climax» Blethen. Der Pitcher nahm seine Prothese während Spielen heraus und verstaute sie in der Gesässtasche. Als er eines Tages der zweiten Base entgegenrutschte, schnappten die Zähne gnadenlos zu und hinterliessen eine blutende Wunde am Hintern des Helden.
Au Backe!
Nein, Fussballer haben das Recht auf dumme Verletzungen nicht exklusiv gepachtet. In Brian Anderson fand sich im Baseball-Business zur Jahrtausendwende ein würdiger Wiedergänger von «Climax» Blethen. An den (Po-)Backen liess er nichts anbrennen, dafür weiter oben. Der Pitcher schaffte es nicht nur, sich an einer Parfumflasche zu schneiden, sondern sorgte für eine der kuriosesten Sportschlagzeilen, nachdem es ihm gelang, sich mit einem Bügeleisen das Gesicht zu verbrennen. Wie? Dumme Frage: Um zu testen, ob es schon heiss ist, hielt er es sich neben die Wange – und drehte spontan den Kopf, als der aufgeregte Kommentar im TV eine heisse Spielszene versprach. Vielleicht sollte er sich mal mit dem Fussballer Michael Stensgaard unterhalten, der seine Karriere beenden musste, nachdem er versuchte hatte, ein Bügelbrett zusammenzulegen. Ein Goalie. War ja klar. Tragisch: Diesen Fehler kann er nicht mehr ausbügeln.
Nichts für Gesichtsfalten!
Es gibt Gründe dafür, dass Mikrowellen und andere Haushaltsgeräte mit seitenweise Warnhinweisen geliefert werden. Eigentlich wollte der schottische Verteidiger Kirk Broadfoot nichts anbrennen lassen, sondern nur schnell ein Ei kochen. Dass die Mikrowelle dafür nicht das geeignete Gerät ist, merkte der hungrige Recke, als ihm das turboerhitzte Hühnererzeugnis ins Gesicht explodierte. Autsch. Mit ihm fühle ich, auch wenn die Idee sicher nicht das Gelbe vom Ei war. Sobald die Verbrennung behandelt und überschminkt ist, lohnt sich der Gang zur Mikrowelle allerdings wieder.
Es geht doch nichts über Tipps und Tricks im Haushalt, beziehungsweise Lifehacks, wie alle unter 30 sagen. Nix mit den Hacks war es bei Stürmer Darius Vassell, der seine Blutblase am Zeh kurzentschlossen mit der Bohrmaschine aufstechen wollte. Auf einen Dübel hat er verzichtet, die anschliessende Blutvergiftung setzte ihn trotzdem ausser Gefecht.
Einwandfrei für Wände, aber Ärzte haben Einwände:
Richard Wright (Goalie!) schaffte es nicht nur, sich beim Kofferverstauen an der Schulter zu verletzen. Er setzte sich auch über ein Warnschild im Rasen hinweg, und, nun ja, das Schild schlug zurück. Knöchel kaputt.
Gefahren lauern überall. Wenn nach dem Black Friday der Pöstler mit deinem Galaxus-Paket klingelt, denk an den unglücklichen Leon Andreasen. So heftig, wie Sportreporter an der korrekten Aussprache seines Namens scheiterten, scheiterte er einst an seinem Päckli und schlitzte sich böse die Hand auf. Ein schwarzer Tag für ihn, eine Warnung für dich. Bleib gesund!
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.