

Wie ein Elfjähriger die Stängeliglace erfand
Hast du gewusst, dass die Stängeliglace per Zufall entdeckt wurde? Und das im Winter? Fünf Fakten zum Schleckeis, weil der Sommer noch immer nicht da ist.
Judith und ich haben in der aktuellen Folge des Podcasts «Uftischt» unsere vier liebsten Kiosk-Glaces enthüllt. Ein Grossteil davon sind klassische Stängeliglaces. Das Essen ist zwar ein Drahtseilakt zwischen unfreiwilliger Erotik, verklebten Fingern und drohenden Flecken. Trotzdem komme ich nicht los von den praktischen Glaceportionen im handlichen Format. Was so naheliegend scheint (Eis auf dem Stängel zum Mitnehmen), ist eine reine Zufallserfindung.
Ein Elfjähriger hat die Stängeliglace erfunden
Die Stängeliglace ist nicht etwa im Labor eines Lebensmittelmultis entstanden, sondern durch puren Zufall. 1905 verrührt der damals elfjährige Frank Epperson Brausepulver in einem Wasserglas und vergisst sein Getränk auf dem Balkon. Über Nacht herrschen Minustemperaturen, das Wasser gefriert samt dem Holzstab, den Frank zum Umrühren benutzt hat. Als er am nächsten Morgen sein Missgeschick bemerkt, löst er die festgefrorene Brause aus dem Glas und schleckt sie vom Holz. Das schmeckt so toll, dass der kleine Frank fortan beginnt, seine Erfindung in der Nachbarschaft und Jahre später am Strand zu verkaufen. Der Rest ist Geschichte.
Ich hasse es, die Holzstängeli mit Zähnen oder Lippe zu berühren
Mein grösstes Problem mit Stängeliglace ist, dass ich sie nicht ganz fertig essen kann. Ich hasse das Gefühl des Holzstängelis auf meinen Lippen und auf meiner Zunge. Schon beim Gedanken daran läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter und ich kriege Hühnerhaut. Damit bin ich offenbar nicht alleine. Eine Studie aus den USA zeigt, dass zwanzig bis dreissig Prozent aller Menschen unter sensorischer Verarbeitungsempfindlichkeit leiden und stärker auf bestimmte Sinneseindrücke reagieren. Bei mir sind das offenbar Glacestängeli aus Holz und unglasierter Ton, etwa ein Wasserkrug.
Hier besprechen wir das Phänomen im Podcast.
Die grösste Stängeliglace der Welt
Die grösste Stängeliglace der Welt war 6,4 Meter hoch und über neun Tonnen schwer. Der Rekord wurde 1997 in den Niederlanden aufgestellt und hätte 2005 in New York gebrochen werden sollen. Der Safthersteller Snapple wollte dort eine noch grössere Stängeliglace herstellen. Wegen der hohen Temperaturen ist diese aber so schnell geschmolzen, dass sich Schaulustige in Sicherheit bringen mussten, als die Glace zusammenbrach. Die Feuerwehr musste beim Säubern der Strassen helfen. Snapple wiederholte den Versuch nicht.
Trashige Stängeliglace in der Populärkultur
Wer fortgeschrittenen Alters oder affin für 70er-Jahre Trash ist, kennt «Eis am Stiel». Eine achtteilige Filmreihe über drei Teenager, die sich den Irrungen und Wirrungen des Liebeslebens hingeben und allerlei Schabernack im Kopf haben. Die erotischen Komödien sind wirklich schlecht gealtert. Ebenfalls sehr trashig und kaum bekannt ist der koreanische Animationsfilm «Aachi & Ssipak», bei dem die Bevölkerung einer dystopischen Cyberpunk-Zukunft mit Drogen in Form von Stängeliglace bei Laune gehalten wird und der erneuerbare Energieträger der Zukunft menschliche Exkremente sind. Und schliesslich qualifiziert sich auch das Video zu Katy Perrys «California Gurls» als trashiger Vertreter popkulturell missbrauchter Stängeliglaces. Zum Dahinschmelzen.
Stängeliglace zum Selbermachen
Schliesslich gibt es im Sortiment eine Vielzahl von Formen, mit denen du Stängeliglace selbst herstellen kannst. Fruchtig farbig oder grummlig grau, du hast die Wahl. Toll daran ist, dass ich keine Holzsstängeli abschlecken muss.
P.S.: Hier gibt es «Uftischt» bei Spotify zum Nachhören oder hier zum Abonnieren in deiner Lieblingsapp.
Als ich vor über 15 Jahren das Hotel Mama verlassen habe, musste ich plötzlich selber für mich kochen. Aus der Not wurde eine Tugend und seither kann ich nicht mehr leben, ohne den Kochlöffel zu schwingen. Ich bin ein regelrechter Food-Junkie, der von Junk-Food bis Sterneküche alles einsaugt. Wortwörtlich: Ich esse nämlich viel zu schnell.