

Brechen das Eis: Die Wohnaccessoires und Teppiche vom Zürcher Designlabel Sula
In der Schweiz ist Sula mit Galaxie-Teppichen bekannt geworden. Mittlerweile hat das Label auch international mit seinen Designs das Gespräch angekurbelt – ohne sich dort je vermarktet zu haben. Was die Designerin und Gründerin Nadja Stäubli antreibt, erzählt sie mir im Interview.
Obwohl Sula bereits im Ausland bekannt ist, hat sich die Marke bisher auf den Verkauf in der Schweiz konzentriert. Das soll sich mit dem neuen Namen ändern. Das Label Sula, das einmal «Schönstaub» hiess, hat letztes Jahr ein Rebranding gemacht. Zum einen, weil es jahrelang in einem Rechtsstreit mit einer deutschen Firma war, die auch das Wort «schön» im Namen trägt. Zum anderen wollte das Label zehn Jahre nach der Gründung ein neues internationales Kapitel beginnen. Um zu erfahren, wie das gelingt und was der Wechsel für die Designs bedeutet, treffe ich Nadja Stäubli im Showroom in Zürich.
Wie war es für dich nach so langer Zeit, einen neuen Namen zu finden?
Nadja Stäubli: Zuerst fiel es mir schwer, aber dann sind wir in einem Renaming-Workshop mit einer Agentur auf tolle Ideen gekommen. «Sula» war schon lange in meinem Kopf. Der Name ist von «Ursula» inspiriert und eine Hommage an meine verstorbene Mutter. Deshalb habe ich einerseits einen persönlichen Bezug dazu. Andererseits klingt der Name frisch. Du kannst ihn dir besser merken, weil er kurz ist, und er ist internationaler.

Quelle: Pia Seidel
Verändert sich ausser des neuen Namens noch etwas für dich und euer Konzept?
Wir glauben daran, dass unsere «mutigen» Produkte auch ausserhalb der Schweiz grossen Anklang finden werden und wollen deshalb ins Ausland expandieren. Ausserdem ergänzen wir unser Sortiment mit einer Basic-Kollektion.
Was bedeutet «basic» für dich?
Wir nehmen zum Beispiel unifarbene, handgeknüpfte Teppiche ins Sortiment auf.
Gibt es ausser der bisher eher mutigen Farbpalette etwas, das eure Designs vereint?
Für uns ist es die starke Meinung, die wir zu Design haben. Wir wissen genau, was uns gefällt, und trauen uns an mutige Entwürfe. Der rote Faden ist auch, dass unsere Produkte ein Konversationsstarter sind. Kundinnen und Kunden erzählen uns immer wieder, dass sie in ihrem Zuhause mehr Gesprächsstoff als ihre anderen Einrichtungsgegenstände geben.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Auf welche Herausforderungen stosst ihr bei der Internationalisierung?
Je nach Land müssen wir die Vermarktung anpassen und nach passenden Retail- und Partneragenturen suchen. In Amerika ist es beim Werben zum Beispiel wichtig, zu unterhalten und die Person hinter den Produkten zu zeigen. Unser Standort, die Schweiz, stellt ausserdem eine Hürde wegen der Transportwege und Verzollungen dar.
Wie gehst du vor, wenn du ein neues Produkt entwirfst?
Es ist meistens ein Bauchgefühl, eine Idee, die spontan kommt, weil ich etwas sehe und ausprobieren will und glaube immer, dass ich nie ausgelernt habe.
Hast du ein Beispiel dafür?
Das Material für die neuen Schneidebretter habe ich zum Beispiel auf einer Möbelmesse entdeckt und wollte sehen, was sich damit machen lässt. Es besteht zu hundert Prozent aus recyceltem Kunststoff, der aus weggeworfenen Schneidebrettern und Lebensmittelverpackungen aus der Industrie hergestellt wird.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
War dein Interesse an Design schon immer so gross?
Eigentlich habe ich Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. Doch für meine Bachelor-Arbeit habe ich den Teppich «Nebula» entworfen, der heute noch Teil des Sula-Sortiments ist.
Hast du damals eine Nachfrage nach Teppichen festgestellt oder wie kam es dazu?
Als wir unser Abschlussmodul «Zwischen Kunst und Technologie» hatten, gab die NASA gerade ihre Teleskop-Bilder frei. Das waren zu der Zeit die hochauflösendsten Bilder überhaupt. Ich war schon immer sehr interessiert in textile Möglichkeiten und wollte diese Hubble Teleskop Bilder mit Webmaschinen, die hochauflösend weben können, zu Teppichen machen. Daraus entstand ungeplant dieses Unternehmen. Bis heute ist «Nebula» der Bestseller in unserem Sortiment.
Wie erklärst du dir den Erfolg?
Das Motiv ist zeitlos. Sterne faszinieren immer. Ausserdem glaube ich, dass unsere Designstücke Fluch und Segen zugleich sind. Selten sind sie ein Impulskauf. Unsere Käuferschaft überlegt sich lange, ob sie sich etwas von uns zulegt. Aber das hat auch etwas Schönes. Es zeigt, dass ihnen unsere Produkte etwas bedeuten.

Quelle: Pia Seidel
Heute bietet ihr unter dem Namen «Studio Sula» auch Dienstleistungen an. Welche sind das?
Entweder entwerfen und produzieren wir neue Produkte für eine Marke oder wir sind «nur» Produzenten, die Designs einer anderen Marke umsetzen.
Welches Projekt habt ihr zuletzt gemacht?
Für das Hotel Davoserhof haben wir Teppiche, Tabletts und Decken gemacht und für das Zürcher Restaurant Vito Pizza haben wir einen getufteten Teppich in Form einer Pizza gemacht.
Hast du umgekehrt auch schon mal besonders viel von einer Kooperation gelernt?
Ja, ich finde es immer spannend zu sehen, wie grössere Brands arbeiten. Dennoch nehme ich etwas vom Know-how, wie beispielsweise ein Sortiment weiterentwickelt werden kann, mit.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Neben eurer eigenen Kollektion und den Auftragsarbeiten, arbeitet ihr auch mit Schweizer Brands. Kommt es dabei manchmal zu künstlerischen Differenzen?
Nein, das gab es noch nie. Es ist nur wichtig, dass du von vornherein klärst, wer welche Aufgaben und Kosten übernimmt – für Sampling, Vertrieb, Kommunikation, Fotoshooting, Social-Media-Kampagnen. Zum Beispiel haben wir mal Seife und Tücher mit der Zürcher Seifenmanufaktur Soeder herausgebracht. Sie haben die Seife, wir die Tücher produziert und beide das Endprodukt verkauft.
Was wäre eine Dream-Kollaboration für dich?
Ganz viele. Am liebsten würde ich mit vielen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten wie Kelly Wearstler aus Amerika arbeiten. Oder für einen Shop wie Bottega Veneta. Der grösste Traum wäre jedoch, ein ganzes Hotel einzurichten.
Und welcher Traum ist gerade dabei, Realität zu werden?
Im Mai kommt eine neue Kollektion mit Teppichen, Decken und Tabletts sowie die erwähnte und langersehnte Basic-Kollektion heraus. Ausserdem habe ich für jemanden eine Produktpalette für 2024 entworfen. Für wen, verrate ich aber noch nicht.

Quelle: Pia Seidel
Was sind das für Menschen, die ständig auf der Suche nach besseren Designlösungen sind? Die einen neuen Stuhl oder Tisch entwerfen, obwohl es das schon zigtausendfach gibt? In dieser Serie stelle ich dir solche Menschen und ihre Leitmotive vor. Folge mir, um den nächsten Beitrag auf dem Schirm zu haben.
Auftaktfoto: Pia SeidelWie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.