
Hintergrund
30 Jahre tüfteln an der Kraftstation «Eisenhorn»: Ein Mann auf der Suche nach Perfektion
von Michael Restin
In der eigenen Wohnung zu trainieren kann schön sein. Sofern die Geräte so gestaltet sind, dass sie sich nicht verstecken müssen. Wenn ich dieses Jahr etwas schätzen gelernt habe, dann hochwertige Holz-Home-Fitness.
Was sich gut anfühlt, nimmst du gerne in die Hand. Was gut aussieht, musst du nicht verstecken. Was du nicht versteckst, benutzt du häufiger. Das ist die bestechende Logik hinter ansprechend gestalteten Sportprodukten, die nicht mit Kunststoff, Stahl oder strahlenden Displays protzen, sondern auf Holz setzen. Das wirkt nicht billig und ist es oft auch nicht. Doch wenn sie Teil deines Alltags werden und Routinen zum Positiven verändern, sind sie ihren Preis wert. Bei mir hat das in einem Fall schon so gut funktioniert, dass mein Wunschzettel zum Woodzettel mutiert.
Als ich vor ungefähr einem Jahr nach Plaffeien im Kanton Fribourg gefahren bin, um eine Kraftstation namens Eisenhorn und ihren Erfinder kennenzulernen, habe ich mit vielem gerechnet. Aber nicht unbedingt damit, dass dieses Eisenhorn, eine elegante Konstruktion mit hölzernen Komponenten, kurze Zeit später in meinem Wohnzimmer hängen würde.
Gefallen hat mir das Konzept auf Anhieb und überzeugt war ich nach einem ersten Praxistest auch. Es fühlt sich gut an, es sieht gut aus, es braucht wenig Platz und ist sehr vielseitig. Gegönnt hätte ich es mir trotzdem nicht. Meine Frau schon. Deshalb trainiere ich seither fast täglich an diesem Gerät, das sich auch noch in einem speziell dafür entworfenen Eichenschrank verbergen lassen würde. Aber es muss sich gar nicht verstecken. Ich schaue es gerne an und, noch besser, ich gehe genauso gerne dran. Bisher bin ich in kein Motivationsloch gefallen und sattgesehen habe ich mich noch lange nicht.
Nach dem Training am Eisenhorn hole ich manchmal meine Faszienrolle von Trigger Point hinter dem Sofa hervor. Sie entspannt mich, solange sie danach wieder hinter dem Sofa verschwindet, denn schön geht anders. Die Produkte von Blackroll & Co. sind zweckmässig, aber keine Ausstellungsstücke. Rollholz hätte Teile im Sortiment, die ich mir dauerhaft ergänzend zum Eisenhorn vorstellen könnte. Handarbeit und Holz aus dem Schwarzwald können sich sehen lassen. Auch wenn ich sie noch nie benutzt habe, sind die Produkte schon länger auf meinem Radar.
Ähnlich ist es mit dem Giboard von Gibbon. Seit ich mich an der Sportmesse OutDoor by ISPO auf der Mini-Slackline versucht habe, liebäugle ich mit dem Slack-Skate-Fun-Sportgerät fürs Wohnzimmer und surfe immer mal wieder auf der Seite vorbei.
Das Board ist ein koordinativ herausfordernder Mini-Spielplatz für die ganze Familie und zusätzlich hübsch genug für einen Platz im Alltag. Selbst der Preis ist kein Hindernis. Das ändert sich beim nächsten Produkt.
In meinem Leben spricht alles dagegen, für ein Laufband mit integrierter Workstation von Walkolution das Konto zu plündern. Weder habe ich dafür Platz noch bin ich fähig, im Gehen oder Joggen die richtigen Tasten auf der Tastatur zu treffen. Deshalb ist meine persönliche Sportlerin des Jahres Kollegin Anne aus unserem Translations-Team. Sie macht nicht nur einen guten Job, sondern legt gleichzeitig auch bis zu 25 Kilometer pro Arbeitstag auf ihrem WalkingPad zurück.
Hat sie ihr Tagesziel erreicht, verschwindet das flache Gerät aus dem Blickfeld. Das ist praktikabel und funktioniert für sie einwandfrei. Einen Lottogewinn später würde ich mir an ihrer Stelle «viva la Walkolution» rufend ein Upgrade in die soeben gekaufte Villa stellen. Welche solvente Zielgruppe an der Edel-Manufaktur aus Süddeutschland besonders interessiert sein könnte, verraten der silberhaarige Herr und die herbstblonde Dame, die auf den Produktbildern wahlweise Zeitung lesend oder auf dem Tablet tippend spazieren gehen.
Bei Walkolution geht es nicht unbedingt um die Marathon-Bestzeit, sondern um Gesundheit und Wohlbefinden. Auf einem flüsterleisen, von Buchenholz dominierten Gerät, das ohne Strom auskommt und mit seiner Lauffläche aus federnden Birkenholzlamellen zur Bewegung einlädt. Schöne Sache. Schaue ich mir in zwanzig Jahren wieder an.
Mit dem Rudertrainer verbindet mich eine Art Hassliebe. Einerseits lege ich mich gerne in die Riemen, es ist eine wunderbare Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining. Andererseits zwickt dabei manchmal mein Rücken und es ist nicht einfach, die Motivation hochzuhalten. Sätze, die mit «ich hatte auch mal eines, aber ...» beginnen, habe ich im Zusammenhang mit Rudergeräten mehr als einmal gehört. Erst wird trainiert, dann prokrastiniert, dann verkauft.
Ich habe im Laufe der Zeit verschiedene ausprobiert, allerdings nur im Studio, auf Messen oder zu Testzwecken. Doch in mein Wohnzimmer würde es auf Dauer weder ein Concept2 noch die «Ever Given» unter den Rudergeräten, der Assault Rower Elite, schaffen. Schon eher der mit Holz verkleidete Auglethics Eight. Oder aber ein Holz-Rower mit Wasserwiderstand. Auf keiner anderen Variante rudert es sich derart entspannt.
Egal ob Kraft, Ausdauer, Koordination oder Entspannung im Vordergrund stehen soll – es finden sich in allen Bereichen Lösungen, die nicht nur funktionieren, sondern sich auch gut in die Wohnung integrieren lassen. Sogar die aus der Schulturnhalle bekannte Sprossenwand gibt’s von BenchK längst in elegant und multifunktional: mit einhängbarer Klimmzugstange, Gymnastikringen oder einem kleinen Tisch. Wie praktisch. Aber vielleicht doch eher was für's Kinderzimmer.
Titelbild: WalkolutionEinfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.