
Hinter den Kulissen
Mit Herz und Ruhe: Patricks Erfolgsformel im Retail
von Catherine Barth
Das Beratungsunternehmen Universum kürt jährlich die Top-Arbeitgeber im IT-Bereich. Dieses Jahr knallen bei uns die Korken: Wir haben es zum ersten Mal in die Top 10 geschafft - direkt auf Platz 5.
Manuel Stadler huscht im Büro an mir vorbei. Als ich ihn auf die Topplatzierung im Universum-Ranking anspreche hält er inne. Die Freude ist gross, das ist ihm anzusehen. Manuel ist bei Digitec Galaxus für die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden für unsere Softwareentwicklung zuständig. Er ist nahe dran und weiss, wie schwierig es ist, geeignete Spezialisten zu finden. Das Beratungsunternehmen Universum befragte im Zeitraum von Oktober 2019 bis April 2020 rund 4'500 Fachkräfte zur Attraktivität der Arbeitgeber im IT-Bereich. Diverse Kriterien wie flexible Arbeitsbedingungen, Löhne oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten spielten dabei eine Rolle.
Wir haben es zum ersten Mal unter die Top 10 geschafft. Was bedeutet dies für uns als Firma?
Manuel: Primär wollen wir mit unserer Authentizität und nicht mit guten Rankings überzeugen. Aber es wäre gelogen zu sagen, dass wir nichts auf diese Platzierung geben. Das gute Resultat bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Attraktivität als Arbeitgeber, insbesondere in der Softwareentwicklung, stetig erhöhen können. Mit digitec und Galaxus verfügen wir über zwei starke Marken. Und es ist schön zu sehen, dass wir auch mit unserer Arbeitgebermarke begeistern können. Ich bin überzeugt, dass die Kundenzufriedenheit einhergeht mit der guten Positionierung als Arbeitgeber. Denn nur, wer mit seinem Kerngeschäft in der Öffentlichkeit auf positive Resonanz stösst, kann sich auch als spannender Arbeitgeber positionieren. Daher haben alle Mitarbeitenden ihren Teil beigetragen.
Die Mitarbeitenden tragen unsere Erfolgsgeschichten nach aussen
Was erhoffst du dir von dieser Platzierung?
Sie ist eine schöne Bestätigung, dass unsere Kultur und unsere Arbeitsmethoden grossen Anklang finden. Die Auszeichnung soll helfen, weitere Talente für uns zu gewinnen. Neben der Signalwirkung nach aussen, ist es auch Lohn für die bestehenden Mitarbeitenden, die in den letzten Monaten und Jahren viel Energie und Herzblut investiert haben. Sie sind es, welche die Kultur leben und unserem Spirit das nötige Etwas verleihen. Sie tragen unsere Erfolgsgeschichten nach aussen und wir erhalten so Aufmerksamkeit von Leuten, die ebenfalls wie wir arbeiten möchten.
Der Kampf um IT-Talente ist hart. In welchen Bereichen ist es besonders schwierig?
Gerade bei Senior Software Engineers gestaltet sich die Rekrutierung schwierig. Dies hat verschiedene Gründe: Ein erfahrener Entwickler hat sich in den letzten Jahren meistens mit einem gewissen Tech-Stack beschäftigt, sich in einer bestimmten Branche bewegt und verfügt daher über klare Vorstellungen, wohin seine Reise gehen soll. Viele möchten sich weg vom reinen Coding bewegen, mehr koordinative Verantwortung übernehmen oder in die disziplinarische Führung einsteigen. Deshalb ist der passende Bewerberkreis für Senior Positionen kleiner als bei anderen Positionen. Gerade in diesem Zusammenhang ist es umso schöner zu wissen, dass wir im Ranking bei erfahrenen IT-Spezialisten, sog. Professionales, dieses Jahr direkt in die Top 5 gewählt wurden.
Wie punkten wir bei potenziellen Mitarbeitenden?
Ich könnte nun über flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Führungspositionen in Teilzeit oder Weiterbildungsbudget sprechen. Ich bin aber überzeugt, dass alle unsere Mitbewerber auf dem Markt in der Zwischenzeit im 21. Jahrhundert angekommen sind und diese Bedingungen ebenfalls bietet. Daher möchte ich das Augenmerk auf was ganz anderes legen. Alle unsere Mitarbeitenden arbeiten mit grosser Eigenverantwortung und können sich täglich mit neuen Ideen einbringen. Dabei ist es wichtig, dass man auch mal «out of the box» denkt und unkonventionelle Ideen ausprobiert. Wir begrüssen als Arbeitgeber solch innovatives Denken. Es spielt keine Rolle, von wem eine gute Idee kommt, ob vom Junior Engineer oder Lead Engineer, wenn sie gut ist, wird sie auch rasch umgesetzt. Unser «Innovation Board» ist dafür Dreh und Angelpunkt. Hier haben wir im Vergleich zu anderen Unternehmen sicher die Nase vorne und können bei potenziellen Mitarbeitenden, welche «piratisch» unterwegs sind, punkten. Dabei vergessen wir aber nie, unsere Anstellungs- und Arbeitsbedingungen mit dem Puls der Zeit weiterzuentwickeln.
Zuletzt möchte ich unsere hauseigene Cafe-Bar «Pause» in Zürich erwähnen, die sich zu einem wichtigen Treffpunkt bei Digitec Galaxus gemausert hat. Sei dies für einen Know-how-Austausch oder einen Feierabend-Drink. Die Pause punktet bei Internen genauso wie bei Externen. Natürlich sind auch potenzielle Mitarbeitende immer willkommen.
Und wo haben wir noch Nachholbedarf?
Ich bin der Meinung, dass wir potenziellen Bewerbenden, ob aktiv suchend oder nicht, noch mehr Einblicke in unsere tägliche Arbeit bieten müssen. Sei es in Form eines Blogs, eines Artikels oder über einen anderen Kanal. Reine Positionsbeschreibungen wirken generisch und gehen schnell mal unter. Mit mehr Content können wir potenziellen Mitarbeitenden detaillierte Einblicke bieten und ihnen mehr von unserem Daily Business, unseren Zielen und Visionen erzählen. Und wer kann das besser als unsere eigenen Mitarbeitenden?
Wir wollen nicht der Preise wegen ein guter Arbeitgeber sein
Bei den Studierenden liegen wir im Ranking etwas weiter hinten auf Platz 9. Bieten wir weniger Möglichkeiten für Studienabgänger?
Wir bieten Absolventen eine rasche Einarbeitung, die auf grosser Eigenverantwortung beruht. Absolventen können so schnell in den Arbeitsalltag einsteigen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Aufgrund unserer Struktur und des komplett selbst entwickelten ERP-Systems kommen auch Flexibilität und Ideenreichtum nicht zu kurz und werden aktiv gefördert. Wir rekrutieren jedes Jahr viele Studienabgänger und werden das auch künftig machen. Luft nach oben gibt es dennoch: Aktuell sind wir daran mehr Energie ins Hochschulmarketing zu investieren, weshalb ich hoffe, dass wir unsere Platzierung im nächsten Jahr verbessern können. Schön wär's zudem, wenn wir nicht nur in der Informatik, sondern auch bei Studienabgängern in anderen Bereichen punkten würden.
Und nächstes Jahr stehen wir auf Platz 1?
Klar, ambitioniert ist schliesslich ein Firmenwert von uns. Aber schlussendlich wollen wir nicht der Preise wegen ein beliebter Arbeitgeber sein. Wir bleiben, wer wir sind und fokussieren uns auf die Benefits, die uns von der Konkurrenz abheben. Eben, dass Mitarbeitende sich eigenverantwortlich einbringen und den Status Quo über den Haufen werfen dürfen. Ja, sogar sollen. Das zeichnet uns aus. Dabei müssen wir bleiben und wo möglich noch ausbauen. Dann kommen wir dem Podest automatisch näher.
Mit Nachrichten finde ich mich nicht ab – mich interessieren die Geschichten dahinter. Die Neugierde ist meine ständige Wegbegleiterin: Dank ihr verbringe ich den Samstagnachmittag in meinem Lieblingskafi, lausche Stadtgeschichten, plane gleichzeitig meine Reiseabenteuer und kreiere neue Eventideen. Die Zen-Meditation muss warten.