
Hinter den Kulissen
Die Schweiz im Energiesparmodus
von Stephan Kurmann
Im letzten Jahr war es das Schweizer Wort des Jahres: Strommangellage. Und spätestens nach dem bundesrätlichen Stromsparappell im September 2022 war die Schweizer Bevölkerung aufs Energiesparen getrimmt. Ein knappes Jahr später sieht die Situation anders aus: Produkte, um Strom zu sparen oder zu produzieren, setzen in unserem Lager langsam Staub an.
Vor genau einem Jahr wandte sich der Bundesrat an die Bevölkerung: mit Sparappellen. Mit der Kampagne «Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht» motivierte die damalige UVEK-Vorsteherin Simonetta Sommaruga zum Energiesparen. Ziel dahinter: Eine Energiemangellage im bevorstehenden Winter verhindern.
Und der Appell zeigte Wirkung: Die Menschen in der Schweiz kauften fleissig Energiesparprodukte wie Zeitschaltuhren, wassersparende Duschbrausen und LED-Lampen. Sie besorgten sich auch Geräte, um Strom zu speichern und im Notfall selbst zu produzieren. Der Verkauf von Powerstationen, Stromgeneratoren und Solarpanels boomte im zweiten Halbjahr 2022.
Der letzte Winter zeigte sich dann von seiner milden Seite. Wenig winterliche Temperaturen, kaum Eistage. Die Schweizer Haushalte mussten weniger stark heizen als befürchtet, auch die Wirtschaft profitierte vom geringeren Energieverbrauch.
Im Laufe des Winters zeichnete sich ab, dass die Energie reichen würde. Dies bestätigte Anfang Jahr der Geschäftsführer der Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom). Er gab Entwarnung: Die Schweiz werde vermutlich ohne Strommangel durch den Winter kommen. Gut gefüllte Stauseen und wieder fliessender Atomstrom aus Frankreich verleiteten ihn zu dieser positiven Prognose. Das Bundesamt für Energie (BFE) beurteile die Stromversorgungslage indes weiterhin als «angespannt».
Die Schweizer Bevölkerung schien den Optimismus der Elcom zu teilen: 2023 liess der Energiespareifer kräftig nach. Waren Kerzen im September 2022 noch der absolute Verkaufsschlager, verkaufte der Onlinehändler im August 2023 71 Prozent weniger Kerzen im Vergleich. Auch bei Solarpanels (-68%) und LED-Kerzen (-40%) zeigte sich ein ähnliches Bild.
Auch die Prepper besorgten sich keine weiteren Produkte zur Energiegewinnung mehr. Powerstationen, Stromgeneratoren und Brennholz landen zurzeit viel seltener im virtuellen Warenkorb der Kundinnen und Kunden als noch vor einem Jahr.
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