

Kalter Kaffee: Das Cold Brew Kit von Goat Story im Test
Goat Story hat seinem Cold-Brew-Set ein Update verpasst. Statt mit Beutel kommt dieses nun mit einem Sieb daher. Welchen Unterschied das für den kalten Kaffee macht, habe ich getestet.
Das Ende des Sommers ist für die meisten das Ende der Cold-Brew-Zeit. Deshalb geht es nicht mehr lange, bis das Getränk von den Menüs der Zürcher Cafés gestrichen wird. Weil ich den kalten Kaffee jedoch mittlerweile genauso gern wie handgebrühten Filterkaffee und hundertmal lieber als Espresso trinke, möchte ich ihn das ganze Jahr über zu Hause selber machen. Deshalb habe ich mir einen Kaffeebereiter von Goat Story zugelegt.
Die slowenische Marke bot bisher neben Trinkflaschen und Handbrew-Sets ein «Cold Brew Kit» an, das aus einem Glasbehälter mit Deckel und drei abgepackten Kaffeebeuteln besteht. Letztere sollten das Brühen erleichtern und die perfekte Kaffee-Extraktion mittels der «Immersion»-Methode sicherstellen, bei der das Kaffeepulver stundenlang im Wasser extrahiert. Leider gelang das im Praxistest nicht. Die Beutel vereinfachten zwar den Prozess, aber das Ergebnis war fad. Das lag vor allem am Kaffee des Sets. Kaffeebohnen sollten eigentlich immer frisch gemahlen werden, weil ihre Aromen flüchtig sind und sich bereits rund 15 Minuten nach dem Mahlen verabschieden. Nicht mal eine 24-stündige Extraktion kann die verloren gegangenen Geschmack zurückholen.


Diese Mängel sind offenbar auch an Goat Story nicht vorbeigegangen. Jetzt hat die Marke ein neues Set herausgebracht, das sie mir auch gleich als Muster für einen zweiten Versuch zur Verfügung stellte. Der neue Brüher besteht aus demselben stilvollen Glasbehälter wie vom Vorgänger, einem luftdichten Deckel sowie einem feinmaschigen Filter, der am Deckel befestigt wird.

Neues Set, neues Glück: Verpackung und Design
Die schlichte Form und das mattierte Glas der Karaffe sagen mir auf Anhieb zu. Aber auch die grafischen Elemente, das Logo und die Massangaben, sind eine elegante Ergänzung zum sonst minimalistischen Design. Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Komponenten des zweiten Kits hochwertig. Der Test wird verraten, ob sie es sind.

Einziger optischer Minuspunkt: Bei der Verpackung wurde nur Wert auf die Funktion gelegt. Wer das Set also verschenken möchte, entfernt den Standard-Karton lieber oder packt ihn hübsch ein. Ein weiteres Manko – zumindest für mich – ist der Durchmesser. Die Karaffe ist breiter als herkömmliche Flaschen und passt nicht in das dafür vorgesehene Kühlschrankfach.

Erster Gebrauch des neuen Kits
Beim Vorgänger-Kit hat mir gefallen, dass ich an nichts denken musste. Kaffeebeutel in den Glasbehälter legen, Wasser bis zum obersten Strich auffüllen und ab damit in den Kühlschrank. Beim neuen Set fühle ich mich etwas alleine gelassen. Ausser einer Bedienungsanleitung für den Deckel und das Sieb, wurde kein geeignetes Cold-Brew-Rezept für die Massangaben der Karaffe beigelegt. Also mache ich mich im Netz und bei Kollege Simon Balissat schlau, der bereits zwei verschiedene Methoden, Cold Brew zuzubereiten, getestet hat.
In den meisten Rezepten heisst es, dass ich 6 Gramm Kaffee auf 100 Milliliter kaltes Wasser und Kaffeebohnen mit mittlerer oder heller Röstung benötige. Diese Karaffe hat ein Volumen von 800 Millilitern. Daher nehme ich 48 Gramm Bohnen und mahle diese mit der gröbsten Stufe meiner Mühle, sodass sie der Partikelgrösse von Rohrzucker entsprechen. Auf diese Weise umgehe ich eine Überextraktion, die Cold Brew bitter schmecken lässt. Dann gebe ich sie in den Filter und verschraube diesen mit dem Deckel, der auch kopfüber tropfenfrei verschliesst.



Den Kaffee lasse ich mal 20, mal 24 Stunden ziehen, bis ich den Kaffeesatz herausnehme. Beide Male bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Der Cold Brew mundet, weil ich meine Lieblingsbohnen verwenden und Eiswürfel selber dosieren kann. Sobald das Sieb herausgenommen habe, gibt es in der Karaffe auch genügend Platz, um mit etwas Wasser aufzugiessen, sollte das Ergebnis einmal zu intensiv schmecken. In Cafés ist dabei die Dosierung selten perfekt. Ich habe schon mehrmals beobachtet, dass der Kaffee nachträglich beliebig und mit einer zu grossen Menge Wasser gestreckt wurde.
Nach mehreren Versuchen immer noch happy
Das selbstgemachte, erfrischende Getränk überzeugt mich auch in den kommenden Tagen. Im Kühlschrank kann es bis zu zehn Tage halten, aber bei mir überlebt es nur zwei Tage. Das Einzige, was mich bei häufigem Gebrauch stört: Im Gegensatz zum Sieb ist die Karaffe nicht besonders leicht zu reinigen. Auf der matten Glasoberfläche zeichnen sich nach dem Trocknen immer unschöne Wasserflecken ab, die ich manuell entfernen muss.
Fazit: Ein Auge für Details fehlt, aber es schmeckt
Das Cold Brew Kit von Goat Story erfüllt seinen Zweck, ist einfach zu bedienen und gibt optisch eine gute Figur ab. Es wäre für Einsteigerinnen und Einsteiger jedoch hilfreich, wenn ein passendes Rezept für diesen Cold Brew Bereiter im Lieferumfang dabei wäre. Wenn du dann aber mal deine Mischung gefunden hast, kannst du damit einen leckeren kalten Kaffee brühen. Preislich liegt es im Mittelfeld. Alessis Modell namens «Mazagran» kostet knapp 50 Franken und das Luckies-Grind-Modell knapp 20 Franken. In Zukunft würde ich dennoch lieber auf ein schmaleres Design wie das von Alessi in Form einer Flasche setzen, damit es besser in meinen Kühlschrank passt.

Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.