

Lumos «Firefly» im Test oder wenn das Velolicht zur Weihnachtsbeleuchtung mutiert

Von Lumos kommt mit «Firefly» ein smartes Velolicht. Mit der magnetischen Montage, der individuellen Einstellung von Front- und Rücklicht sowie der Blinkfunktion bietet es viele Möglichkeiten. Für meinen Geschmack fast zu viele.
Sehen und gesehen werden. Darauf kommt es bei einem Fahrradlicht an. Und je nach Fahrradtyp respektive der Strecke, die du mit deinem Drahtesel zurücklegst, kommt dem einen mehr Bedeutung zu als dem anderen. In meinem Fall heisst das, sehen ist wichtiger als gesehen werden. Denn ich fahre in der Regel mit meinem Gravelbike abseits vielbefahrener Strassen.
Dort sind die anderen Verkehrsteilnehmer üblicherweise Fussgängerinnen und Fussgänger, bei denen ich mich mit der Klingel bemerkbar mache. Autos sind auf meinen Schotterwegen oder im Wald nicht unterwegs. Aktuelle Frontleuchten bei mir im Einsatz sind entweder der «Blinder 900» von Knog oder «StrikeDuo» von BBB. Als Rücklicht fungiert das Radarsystem «Varia RCT715» von Garmin.
Mit diesem Setting war ich bisher sicher unterwegs. Die entsprechenden Produktetests dazu habe ich dir hier verlinkt:
Lumos Firefly mit LED
Seit 2015 ist Lumos in der Fahrradwelt wegen seiner innovativen Velohelme ein Begriff. Nun teste ich das neue smarte Bikelicht «Firefly». 2022 wurde dieses mit rund 1,1 Millionen Dollar zum am meisten finanzierten Fahrradlichtprojekt in der Geschichte von Kickstarter. Firefly gibt es in zwei Varianten zu kaufen: mit zwei oder vier LED-Leuchten. Ich habe die Variante mit zwei Lichtern im Test. Was in den jeweiligen Lieferumfängen enthalten ist, siehst du in den folgenden Abbildungen:


Quelle: Lumos
Mit Hilfe der Universal-Halterung kannst du das Fahrradlicht am Lenker oder an der Sattelstange anbringen. Die Befestigung in der Halterung erfolgt dabei magnetisch, sodass du das Licht nach dem Parken einfach abziehen und in die Hosentasche stecken kannst. Praktisch: Die Halterung gibt es auch separat zu kaufen. So lassen sich die Lichter an mehreren Fahrrädern verwenden.
Über die Lumos-App wird die Firefly konfiguriert. Die Lichter lassen sich beispielsweise als Blinker einrichten, wobei für diese Anwendung die Lumos Fernbedienung am Lenker erforderlich ist. Diese gehört bei einigen Helmen des Herstellers zum Lieferumfang dazu, ist jedoch im Lieferumfang der Leuchten nicht enthalten. Alternativ lässt sich dies auch in der App steuern. Dafür muss das Smartphone jedoch am Velo angebracht sein und das Handling wird entsprechend komplizierter.

Quelle: Lumos


Quelle: Patrick Bardelli
Sichtbarkeit alleine und in der Gruppe
Die Lumos Firefly Fahrradlichter können nicht nur mit der mitgelieferten Ladestation, sondern mit jedem Qi-Charger aufgeladen werden. Die Akkus halten im normalen Modus laut Hersteller drei Stunden (Rücklicht) respektive 2,5 Stunden (Frontlicht). Im Modus «Battery Saver» mit noch 20 Prozent der maximalen Helligkeit, hält die Frontleuchte bis zu 30, die Rückleuchte bis zu 35 Stunden durch. Zusätzlich gibt es einen Boost-Modus mit besonders hoher Helligkeit, hier soll die Batterielaufzeit allerdings deutlich geringer sein. Für meine Bedürfnisse sind 2,5 respektive drei Stunden ausreichend.
Es dauert zwischen drei und fünf Stunden, um die Lumos Firefly vollständig aufzuladen. Der Akkustand lässt sich jedoch nur in der App überprüfen. Das empfinde ich als eher lästig, ich würde das gerne an der Leuchte selbst ablesen können, so wie es zum Beispiel beim Blinder von Knog möglich ist.



Quelle: Patrick Bardelli
Lumos Firefly synchronisiert sich laut Hersteller leicht mit allen Lumos-Helmen und bietet so ein umfassendes Sicherheitssystem für eine verbesserte Sichtbarkeit auf der Strasse. Ausserdem gibt es die sogenannte «Team Sync» Funktion, mit der Radfahrerinnen und Radfahrer in der Gruppe mit synchronisierten Lichtmustern für eine verbesserte Sichtbarkeit sorgen können. Beide Funktionen konnte ich nicht testen.
Weitere Produktedetails findest du direkt auf der Herstellerseite.
Unterwegs im Nebel
Mir haftet ein wenig der Ruf an, ein Einzelgänger zu sein, Gruppenveranstaltungen sind nicht so mein Ding. Da liegt es auf der Hand, dass ich in der Regel auch als Einzelfahrer unterwegs bin. Zum Beispiel im Nebel. Und hier stösst so ein Lichtlein schnell an seine Grenzen. Für Verkehrsteilnehmende kann Nebel tückisch sein, da die Sichtweite häufig unter 50 Metern liegt.

Quelle: Patrick Bardelli
Und da bin ich froh, habe ich nebst den Lumos-Leuchten auch den Blinder 900 von Knog am Lenker montiert. So kann ich mich mit bis zu maximal 900 Lumen doch ein bisschen sichtbarer machen, als mit der Firefly-Leuchte von Lumos. Die geben übrigens keine Lumenzahl für ihre Produkte bekannt, da Leuchtkraft von vielen Faktoren abhängig sei. Mir scheint die Leuchtkraft im Vergleich zu Blinder und vor allem der StrikeDuo-Leuchte von BBB, die maximal 2000 Lumen auf den Trail bringt, eher bescheiden zu sein. Zumindest im Nebel.

Quelle: Patrick Bardelli
Fazit: trendy und trotzdem nichts für mich
Mit der Firefly erweitert Lumos das Produktportfolio und kreiert in Kombination mit seinen Helmen ein kleines Lumos-Lichtuniversum. Das macht durchaus Sinn. Alles vom selben Hersteller, alles miteinander kompatibel. Gewisse Funktionen, wie beispielsweise das automatische Bremslicht, sind jedoch nur in Kombination mit einem Helm verfügbar. Das ist dann die Kehrseite der Medaille: Man macht sich von einem Brand abhängig. Ausserdem frage ich mich, ob es wirklich notwendig ist, wie ein voll beleuchteter Tannenbaum durch die Gegend zu fahren. Das irritiert die anderen Verkehrsteilnehmenden womöglich mehr als es vor ihnen schützt. Oder was meinst du?
Sehen und gesehen werden. Lumos vermarktet die Firefly für mehr Sicherheit auf der Strasse. Da sehe ich auch in erster Linie den Nutzen des Produkts: Es erhöht die Sichtbarkeit im Strassenverkehr. Auf Schotterstrassen und Waldwegen abseits von viel befahrenen Verkehrswegen scheint mir der Nutzen eher begrenzt zu sein. Die 30 Gramm leichten LEDs wirken auf mich nicht sehr robust. Zum Vergleich: Die StrikeDuo-Leuchte von BBB bringt knapp 220 Gramm auf die Waage. Und im Gelände zählt einerseits robustes Zubehör und andererseits eine starke Leuchtkraft, damit ich sehe, wohin ich mein Bike lenke.
Ausserdem will ich eine Frontleuchte, die ich nicht über eine App bedienen muss, sondern direkt während der Fahrt am Lenker. Insgesamt ist Lumos Firefly ein trendiges Produkt für den Strassenverkehr, dass aber für meine Bedürfnisse mit seinen vielen Funktionen und der Bedienung über die App zu kompliziert im Handling ist.
Aktuell ist das Produkt ausverkauft. Es soll jedoch laut Auskunft unserer Einkaufsabteilung ab Ende Januar wieder verfügbar sein.
Titelfoto: Patrick Bardelli

Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.