

Hell wie ein Leuchtturm: Mit Unit1 übersieht mich niemand mehr

Sichtbar machen! So lautet die wichtigste Regel, wenn du in der dunklen Zeit des Jahres unterwegs bist. Ich bin es mit dem Velo, und ich habe auf meiner Pendelstrecke das Lichtset von Unit1 getestet. Es ist ein Gamechanger.
Natürlich habe ich die vorschriftsmässige Beleuchtung an meinem E-Bike. Und sogar meine Jacke ist leuchtend gelb. Aber da geht noch mehr. Zu viel gesehen werden kann man nicht, zu wenig dagegen schnell. Pro Jahr werden in der Schweiz über 800 Menschen, die mit Velo unterwegs sind, bei Unfällen schwer verletzt. In der Mehrheit der Fälle sind es Kollisionen ohne eigenes Verschulden, wie die BfU ermittelt hat.
Von Unit1 habe ich ein Set an Testgeräten zur Verfügung gestellt bekommen: Helm, Rucksack und ein Paar smarte Lichter, dazu eine Blinker-Steuerung.
Im Zusammenspiel sind die Produkte von Unit1 so clever, dass du deine Sichtbarkeit – und damit deine Sicherheit – im Strassenverkehr deutlich verbesserst.
Nachfolgend erfährst du, was die einzelnen Teile des Systems können, wo ihre Stärken und allenfalls die Schwächen liegen. Ich habe das Unit1-Set von Oktober bis Dezember auf mehreren Touren ins Büro und wieder nach Hause und auch bei Freizeitfahrten getestet.
Smart Lights: clever und multifunktional
Die smarten Lichter sind im Set-Up von Unit1 meine Lieblinge. Ich habe für den Test nicht nur ein einzelnes Licht zur Verfügung gestellt bekommen, sondern gleich ein Paar mit Case zum Laden.
Zunächst einmal fällt auf, dass sie mit zwölf Zentimetern ziemlich lang sind, in etwa so lang wie ein Kugelschreiber. Die Breite und Tiefe sind jeweils rund zwei Zentimeter. Damit passen sie gut in meine Jackentasche oder in den Rucksack.
Im Smart Light gibt es zwei LED-Rahmen, zusätzlich noch einen Mittelstreifen mit 20 weiteren LEDs. Damit können verschiedene Leuchtmuster dargestellt werden. Die Rahmen können rot oder weiss leuchten, je nachdem, ob du sie als Front- oder Rückleuchte am Velo montieren willst. Du weisst nicht, ob du gerade die Leuchte für vorne oder hinten in der Hand hast? Es ist egal. Unit1 hat den Leuchten einen Lagesensor mitgegeben. So kannst du sie einfach umdrehen, wodurch sie von rotem auf weisses Licht wechseln.

Für die Befestigung am Velo gibt es magnetische Halter als Zubehör. Mit zwei unterschiedlich langen Gummiringen montiere ich sie zum Beispiel vorne am Steuerrohr und hinten an die Sattelstütze. Alternativ kann ich sie auch direkt am Sattel befestigen. Praktisch insbesondere für das Frontlicht ist, dass ich die Neigung am Halter verstellen kann. So vermeide ich es, andere Verkehrsteilnehmende zu blenden.
Und ja, du hast oben richtig gelesen: Die Leuchten sind magnetisch. Ich muss sie also nirgendwo hineinschieben oder eindrehen. Es genügt, sie in die Nähe des Halters zu bewegen, und schon sitzen sie fest. Fest genug auch dann, wenn die Strecke holprig ist.
Wassergeschützt nach IPX-6-Norm sind sie ausserdem. Das ist nicht «wasserdicht» insofern, als dass du sie mit in den Pool nehmen könntest. Aber heftiger Regen oder der kurze Absturz in eine Pfütze macht ihnen nichts aus.
Zwischen vier und 37 Stunden hält ein Smart Light mit dem eingebauten Akku durch. Die grosse Spannweite ergibt sich, weil du in der App die Helligkeit und den Lichteffekt einstellen kannst. Am schnellsten ist der Akku leer, wenn die Leuchte in voller roter Dauerbeleuchtung arbeitet. Am längsten hält er im weissen «Beacon» Modus, bei dem die Leuchte im Sekundentakt blinkt. Einen Boost-Modus gibt es auch noch. Damit strahlt dein Velo wie der Leuchtturm von Biarritz, dafür ist der Akku nach knapp zwei Stunden leer.
Die Smart Lights lädst du über ein USB-C-Kabel, das du hinten einsteckst. Beim Duo-Pack der Leuchten gibt’s noch ein Ladecase dazu. Dieses funktioniert wie dasjenige für deine AirPods (oder In-Ears einer anderen Marke). Die Leuchten halten magnetisch im Case und werden dort geladen, einzeln oder beide gleichzeitig.

Schlau ist auch, dass ich die Leuchten mit einem Fingertippen aus dem Case befreien kann. Drücke ich auf einer Seite leicht darauf, hebt sich die andere an und ich kann die Leuchte entnehmen.
Beim Einsetzen ins Ladecase und beim Ein- oder Ausschalten melden sich die Smart Lights jeweils kurz mit einer Info zum Ladestand. Dann leuchtet eine Anzahl LED der mittleren Leiste. Das ergibt eine Info zum Akku-Füllstand. Unterstützt wird das, weil die LED grün, orange oder rot sind. Da weiss ich auf einen Blick, wann es Zeit zum Laden ist.
Der Helm: schwer, aber multifunktional
Ich habe schon einmal einen Helm getestet, bei dem die Beleuchtung integriert ist. So richtig glücklich wurde ich damit nicht. (Hier ist mein Testbericht des «Brighton» von Alpina nachzulesen.) Viele solche Helme sind mir schlicht zu schwer. Der «Aura» von Unit1 ist mit 460 Gramm bei Grösse M zwar auch kein Federgewicht, aber bei ihm stimmt für mich die Balance. Er fühlt sich beim Fahren nicht schwer an und sitzt gut. An den Kopfumfang lässt er sich per Drehrädchen anpassen. Unter dem Kinn hält ein praktischer Magnetverschluss den Gurt zusammen.

Bei der Sicherheit hat der «Aura» alles, was du dir wünschen kannst. Natürlich erfüllt er die Mindestnorm EN1078, aber auch die strengere NTA 8776, die eine grössere Schutzwirkung der Helmschale verlangt. Bei der Konstruktion der Innenschale setzt Unit1 auf MIPS, also das System, bei dem vor allem gefährliche Rotationsbewegungen des Kopfs bei einem Sturz verringert werden sollen.
Für die Belüftung sorgen 16 Kanäle, die tatsächlich für viel frische Luft am Schädel sorgen. Bei winterlichen Temperaturen fast zu viel, ich ziehe mir da aber sowieso meine wärmere Mütze drunter.
Für die Sichtbarkeit hat der «Aura»-Helm jeweils ein LED-Band vorne und hinten. Vorne gibt’s weisse LEDs, hinten ist es das gleiche Prinzip wie bei den Smart Lights, also ein Rahmen aus LEDs plus weitere LEDs in der Mitte. Diese sind nötig, um das Bremslicht zu ermöglichen, das der «Aura» integriert hat. Verlangsamt sich deine Fahrt, registriert das die Remote Control (siehe unten) und schaltet zusätzliche rote Beleuchtung hinzu.
Ausserdem können die LEDs hinten gelbes Licht erzeugen. Drücke ich auf der Remote Control vorne am Lenker den Pfeil nach rechts, signalisiert der Helm das – ganz so, wie bei modernen Autos mit einer dynamischen Lichtlinie. Das Handzeichen gebe ich trotzdem immer noch, schon aus jahrelanger Gewohnheit.
Ich verzeihe dem Helm sein Gewicht nicht nur wegen der Beleuchtung. Mir gefällt auch gut, dass ich vorne je nach Bedürfnis das passende Visier befestigen kann – und zwar magnetisch. Sogar eine Kombination aus Sonnenschutz-Visor und Windschutz-Visier ist möglich. Das Visier ist so positioniert, dass es auch Menschen mit Brille nutzen können. Am besten setzt du zuerst den Helm ohne Visier auf. Das Visier klickst du danach an. So vermeidest du, dass sich Visier und Brille ins Gehege kommen.
Mir bläst bei den Testfahrten etwas zu viel Wind seitlich und von unten ins Gesicht. Ist es kalt und windig bei der Anfahrt ins Büro, greife ich doch lieber zu meiner normalen Velobrille.
Brauche ich das Windschutz-Visier nicht (mehr), verstaue ich es meistens im Stoffsäckchen. Wenn es schnell gehen muss, kann ich das Visier aber auch einfach abnehmen und es oben auf dem Helm platzieren. Dort hat es einen magnetischen Parkplatz.
Remote Control: klein, aber oho
Die Remote Control sieht am billigsten aus – ist aber so etwas wie das Hirn des Systems. Mit dem daumengrossen Plastikteil, das du dir an den Lenker montierst, holst du aus den Leuchten und dem Helm das Maximum heraus. Ist einmal alles per Bluetooth und über die App verbunden und eingerichtet, genügt ein Tippen auf eine Pfeiltaste und die Smart Lights sowie der Helm blinken wie ein Auto. In der Remote Control steckt ein Gyrosensor. Bremst du auf dem Velo, geht ein Signal an Helm und Smart Lights, sie mögen ein Bremslicht darstellen. Das funktioniert im Test ausgezeichnet.
Einzige Herausforderung: Wo montiere ich den Blinker-Schalter am Lenkrad meines E-Bikes, wo wegen der Klingel, Gangschaltung und Remote für die Motorunterstützung der Platz ohnehin schon eng ist? Vorläufig ist es mal der Platz neben der Klingel. Auch wenn ich dafür den Daumen schon recht lang machen muss, um an den Schalter zu kommen. Besonders beim Linksabbiegen muss ich meine Hand vom Lenker nehmen, um den Knopf zu erreichen. Was so wenig komfortabel ist, dass ich dann einfach wieder altmodisch per Handzeichen «blinke».

Vielleicht schafft Unit1 es ja, dass die nächste Generation der Steuerung kompakter wird und weniger Platz braucht. Meine Lieblingslösung wäre eine Integration in die Bosch-E-Bike Steuerung – was aber wohl mangels standardisierter Schnittstellen ein Traum bleiben wird.
Einen grossen Vorteil hat die Remote Control noch: Drücke ich beide Richtungstasten gleichzeitig, schalte ich damit alle meine Leuchten gleichzeitig an oder aus. Das ist besonders im Winter praktisch, denn mit Handschuhen sind die kleinen Knöpfe am Helm und an den Leuchten recht schwer zu bedienen.
Die App: konfus und daher kein Spass
Es wirkt fast, als wäre den Leuten von Unit1 nach all den cleveren Ideen für die Hardware bei der Software die Lust ver- und die Luft ausgegangen. Für die Unit1-App habe ich beim Testen starke Nerven gebraucht. Und viel Zeit, die Tutorial-Videos auf der Support-Seite von Unit1 anzuschauen.
Zuerst einmal: Es ist eine Registrierung nötig. Finde ich unnötig. Aber klar, aus Marketing-Gründen will man mich natürlich kontaktieren, um mir künftig weitere Unit1-Neuheiten schmackhaft zu machen. Auf dem Anmeldescreen gibt’s immerhin eine Anmeldung per Apple-Account. Das macht es einfacher und schneller, aber denkste. Es funktioniert nicht. Dann eben auf dem konventionellen Weg mit E-Mail, Passwort, Bestätigung und so weiter.
Dann habe ich es ewig nicht geschafft, dass sich die per Bluetooth 5.0 gekoppelten Leuchten und der Helm auch noch mit der Remote Control verbinden. Immer wieder ein Freeze, nachdem die erste Leuchte gekoppelt werden konnte. Erst ein Hilferuf an den Unit1-Support konnte das Problem lösen. Ein radikales Reset aller Gadgets und Neuaufbau aller Verbindungen war nötig. In Foren berichten andere Nutzer von ähnlichen Problemen beim Verbinden.
Und da wäre noch die App. Dort kann ich Beleuchtungsszenen definieren, wie du sie vielleicht vom Hue-System her kennst – nur eben für meinen Helm und die Smart Lights. Ausserdem sehe ich dort die Laufzeit der Akkus und kann das Wetter-Monitoring aktivieren. Fahre ich dann zum Beispiel durch Nebel oder Regen, wechselt die Beleuchtung auf einen Stroboskop-Effekt. Auch eine Crash-Detection-Option mit automatischer Benachrichtigung eines vorher festgelegten Kontakts ist möglich.

Insgesamt ist mir die App zu überladen und unlogisch aufgebaut. Ich bin mir bis heute nicht sicher, wie ich zu bestimmten Punkten komme, um zum Beispiel die Helligkeit des Smart Lights einzustellen. Wobei die App da auch oft genug nicht zwischen den beiden Leuchten unterscheidet, die ich habe, sondern zum Beispiel beide gleichzeitig ansteuert. Oder ich will einen Lichtmodus wechseln, aber die Bluetooth-Verbindung steht noch nicht. Alles kein Weltuntergang, aber in der Summe nervt es.
Rucksack: auch ein Halter für ein Smart Light
Der Rucksack ist zwar auch ein Teil des Unit1-Universums. Aber um diesen Test hier nicht noch länger zu machen, als er bereits ist – danke fürs Lesen bis hierher – gibt es für ihn einen eigenen Testbericht:
Nur so viel an dieser Stelle: Am Rucksack gibt es ebenfalls eine magnetische Halterung, in die ein Smart Light passt. Und das dann natürlich auch wieder alle oben beschriebenen Funktionalitäten hat.
Fazit
Durchdacht bis fast ins letzte Detail
Du kannst dich auch mit Produkten anderer Hersteller gut sichtbar machen, klar. Aber Unit 1 macht einige Dinge richtig gut, einfach besser. Die Leuchten sind wirklich «smart» und leuchten mit 200 Lumen vorne und 120 Lumen hinten kräftig. Das Zusammenspiel der LED-Leisten mit der Helmbeleuchtung, gesteuert über die Remote am Lenker und über die App, ist durchdacht. Features wie das Hochfahren der Lichtleistung bei Nebel oder Regen helfen effektiv, die Sichtbarkeit und Sicherheit zu erhöhen.
Mein einziger Kritikpunkt ist die in meinem Fall schwierige Erstinstallation und die Bedienung der App. Bei beiden hoffe ich auf künftige Software-Updates und ziehe deshalb keinen Stern ab.
Pro
- magnetische Befestigung von Visieren
- Helm mit sehr guten Sicherheitsstandards und praktischen Details
- einfaches Laden im Case
- Smart Lights können nicht falsch montiert werden
- gut durchdachtes, aufeinander abgestimmtes System
Contra
- teils verwirrende App mit zu vielen Optionen


Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.