
Ratgeber
Ommmmm
von Natalie Hemengül
Einundzwanzig Tage lang habe ich jeden Morgen meditiert. Die Erleuchtung blieb aus. Aber ein paar Lichter gingen an.
Das Home Office, das Aufeinandersitzen und gleichzeitig zu zweit Vereinsamen hinterliessen allmählich Spuren in meinem Gemüt. Das morgendliche Meditieren via Zoom mit Trainerin Carina Iten bescherte mir den Ausgleich und den routinierten Start in den Tag, den ich dringend brauchte. Einundzwanzig Tage lang. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass mein Selbstversuch dann stattfand, als ich ihn am nötigsten hatte.
Über die Vorteile des In-sich-Gehens und die Art und Weise, wie es am besten gelingt, habe ich berichtet:
Nun ist es Zeit, ein Fazit zu ziehen.
Ich habe an Ort und Stelle nach mir selbst gesucht – aber nicht gefunden. Zumindest nicht das, was ich mir erhofft hatte. Doch in der Hoffnung steckt der Wurm. Carina sagte mir zu Beginn, ich dürfe vom Meditieren nichts erwarten. Nur dann würde etwas passieren. Aber wer hofft am Anfang nicht insgeheim, diese eine Erleuchtung zu erfahren, die die dunkelsten Winkel des Verstandes in ein warmes Licht taucht?
Eben.
Es scheint, als stünde ich noch immer im Schatten. Aber nur mit einem Bein, denn ich habe dennoch etwas gelernt:
Ruhe macht süchtig
Carina führte mich und weitere Kursteilnehmer mit ihrer ruhigen Stimme täglich in eine zwanzigminütige Meditation. Mal war es eine Visualisierungsreise, mal eine Körpermeditation, mal eine Meditation mit Glaubenssätzen. Obwohl ich jeden Morgen mit dieser Ruhe startete, spürte ich, wie mein Körper spätestens am Nachmittag nach mehr verlangte. Von Tag zu Tag benötigte ich weniger Führung. Ich merkte sogar, dass geführte Meditationen mit der Zeit kontraproduktiv waren, weil ich mich zu fest darauf verliess, dass mich die Stimme schon wieder aus meiner Gedankenwelt reissen würde, sollte ich den Fokus verlieren. Bin ich hingegen auf mich gestellt, fällt es mir erstaunlich leicht, konzentriert zu bleiben.
Was beschäftigt mich?
Während meines Selbstversuchs habe ich ein Tagebuch geführt, um meine Gedanken und Gefühle vor, während und nach der Meditation festzuhalten. Wenn ich mir die Zeilen nochmals durchlese, zeichnen sich Gedankenmuster ab, die ich zuvor nicht bewusst wahrgenommen habe. Dadurch erkenne ich nun genau, welche Themen und Probleme mein Unterbewusstsein beschäftigten und kann diese angehen. Worauf ich am meisten stolz bin: Ich kann meine Gedanken nun einfacher über den Tag hinweg beobachten und so meine Stimmung über mein Mindset zu einem gewissen Grad positiv beeinflussen. Erlebe ich ein Stimmungstief, gehe ich mithilfe dieses Werkzeugs aktiv dagegen vor.
Nach Ablauf des Kurses bin ich auf mich gestellt und entschlossen, weiterzumachen. Doch die morgendlichen Disziplin verschwand genauso schnell, wie sie aufgetaucht war. Also verlegte ich meine 15-Minuten-Meditation auf den Feierabend. Eine Woche lang ging das gut – dann verfiel ich allmählich wieder in alte Muster. Heute meditiere ich einmal die Woche und bin überzeugt: Wer sucht, der findet – nur eben nicht immer das, was er erwartet.
Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.