

Mit Klickparkett hast du kinderleichtes Spiel

Familie Teufelberger verlegt Parkett und begeht dabei Fehler. Aber lieber wir als du. Weshalb ich dich an unserem Erlebnis teilhaben lasse und dir die richtigen Lösungen auf dem Silbertablett serviere.
Mein Bruder Nick ist unterdessen 12 Jahre alt und damit mental reif genug, sich angemessen zu verhalten. Deshalb fliegt der olle Kinderteppich raus und macht Platz für Parkett. Klick-Parkett, um genau zu sein. Dieser will aber verlegt werden. Gut, wenn du vier Geschwister hast und der Vater früher bei einem Bodenleger gejobbt hat. Naja, immerhin eines der Geschwister hilft mit: ich. Die andere Schwester frönt der Wanderlust, die zwei Brüder stellen sich tot und kommen nicht aus den Federn. Zu viele Köche verderben den Brei sowieso.
Vergolde dir deinen Boden
Bevor wir aber nur daran denken können, irgendwas zuzuschneiden und zu verlegen, muss der Boden vergoldet werden. Und zwar in Form einer Unterlagsbahn mit Dampfbremse. Natürlich gehen auch andere Farben. Die einzelnen Bahnen lassen sich ganz einfach per integriertem Klebestreifen zusammenfügen – fast wie bei einem Briefumschlag. Da wir rechts oben mit dem Verlegen beginnen werden, kommt auf die rechte Seite ein Distanzband, das uns hilft, den Wandabstand einzuhalten.

Kurze Eingewöhnungszeit
Dann muss sich das Parkett akklimatisieren. Heisst: Zwei Tage vorher ins Zimmer legen, damit sich die Dielen im Nachhinein nicht ausdehnen. Auch die Tischkreissäge wird vom Keller in den ersten Stock gehievt. Des Weiteren benötigen wir Hammer, Schlagholz, Zugeisen, Zollstock, Winkel und Bleistift. Dann kann endlich losgelegt werden.

Die Bretter, die die Welt bedeuten
Die erste Diele wird in voller Länge hingelegt. Gesägt werden muss trotzdem. Denn da es sich um Klickparkett handelt, besitzt jede Diele eine Art Nut auf der einen und eine Feder auf der anderen Seite. Diese muss ab, da die Sockelleiste nicht breit genug ist, um sie später abzudecken. Nun wird die Diele mit der abgesägten Seite direkt an das Distanzband gelegt. Das nächste Brett wird etwa in einem 45-Grad-Winkel angesetzt und dann runtergefaltet, damit sich die beiden Stücke verbinden. Achte darauf, dass du Dielen aus verschiedenen Packungen mischst, damit sich Muster und Farbverläufe auf den gesamten Raum verteilen. Die nächste Diele muss bei uns zugeschnitten werden, da wir am Ende der Reihe angelangt sind. Dafür die Diele umdrehen, mit der Nut zur Wand und an der Schnittstelle mit dem Winkel anzeichnen. Achtung: Da auf dieser Wand kein Distanzband ist, einen Zentimeter abziehen.


Die nächste Reihe beginnen wir mit dem Verschnitt der vorherigen. Die Feder ist hier ja schon weg, sodass die Diele einfach hingelegt werden kann. Dadurch, dass sie viel kürzer als die der ersten Reihe ist, sollte der Fugenversatz automatisch eingehalten werden. Dieser besagt, dass die Fugen mindestens 20 Zentimeter Abstand zueinander haben sollten. Nun die restlichen Dielen der Reihe hinlegen und miteinander verbinden. Am Anfang haben wir Diele für Diele auch mit der vorherigen Reihe verbunden. Falsch! Zumindest bei unserem Klickparkett war es ein Ding der Unmöglichkeit, so alle Dielen zu verbinden. Deshalb erst zum Schluss die gesamte Reihe mit der vorherigen verbinden. Ein Bisschen steht sie aber noch auf, was normal ist. Einfach mit Schlagholz und Hammer noch mehr ineinander hauen. Du solltest merken, wenn sich die Dielen absenken.

In diesem Stil geht’s weiter, bis die Wand nicht mehr gerade ist. Und zwischendurch immer wieder mit einem Beselchen wischen, damit der Untergrund eben bleibt.
Bis in den letzten Winkel
Leider ist das Zimmer von Nick nicht perfekt rechtwinklig, weshalb ein paar Anfangs- und Enddielen abgeschrägt werden müssen. Das ist aber auch keine Hexerei. Mit dem Winkel wird die Wand gemessen, auf die Diele übertragen und so zugeschnitten. Am kniffligsten ist definitiv die letzte Reihe. Einerseits müssen die Dielen in der Breite zugeschnitten werden, andererseits müssen Aussparungen beim Türrahmen gemacht werden. Also wird alles genau gemessen und wieder überall ein Zentimeter Wandabstand miteinberechnet. Wir machen das Schritt für Schritt. Zuerst wird die Diele in der Breite gekürzt. Erst danach zeichnen wir die Aussparungen des Türrahmens an und sägen diese zu. Es macht Sinn, die Dielenlängen so zu wählen, dass nur eine für den Türrahmen zugeschnitten werden muss. Diese letzte Reihe kann nicht mehr mit dem Schlagholz in Form gehauen werden, hier kommt das Zugeisen zum Zug. Du bringst es an der Wandseite der Diele an und schlägst mit dem Hammer auf die gegenüberliegende Seite.

Was bei Nicks Zimmer auch noch beachtet werden muss, ist die Türschwelle. Der Plattenboden im Gang ist höher als das Parkett im Zimmer. Wir haben also einen Niveauunterschied, der ausgebügelt werden muss. Hierfür haben wir eine Schwelle selbst angefertigt. Dazu die Höhe der Platten und die Höhe des Parketts messen und auf eine Leiste oder Vierkantholz übertragen. Die Breite des Holzes wird dabei von der Tiefe des Türrahmens bestimmt. Am Ende haben wir ein schräges Stück Holz, das in den Tührrahmen passt.
Stelle dein Projekt auf den Sockel
Der Boden sieht gut aus, es fehlen aber noch die Sockelleisten aus Eiche. Ich will nicht vorgreifen, aber damit hatten wir mit Abstand die meisten Probleme. In den normalen rechtwinkligen Ecken lief’s noch gut. Da müssen die aufeinandertreffenden Leisten beide auf Gehrung mit einem Winkel von 45 Grad zugeschnitten werden. Zwei Ecken des Zimmers laufen aber in einem stumpfen Winkel von 135 Grad zu. Die Kappsäge (die andere Seite der Tischkreissäge) bringt aber höchstens 45 Grad hin. Mein Vater und mein Freund beginnen beide zu zeichnen. Ob das was bringt? Mit vereinten Kräften dämmert es uns aber ziemlich schnell. Wir gehen vom Nebenwinkel, der 180 minus 135, also 45 Grad beträgt, aus. Nun die Winkelhalbierende berechnen, was nach Adam Riese 22,5 Grad macht. Wir brauchen ein paar Anläufe, bis wir den Winkel in die richtige Richtung zugeschnitten und beide Sockelleisten aufeinandergepasst haben. Deshalb ist es nie schlecht, zu viel von allem zu haben.


Sind alle Leisten zugeschnitten, müssen sie noch an der Wand befestigt werden. Die eigentliche Idee ist es, mit einem Elektro-Tacker zu arbeiten. Vergiss es! Entweder der Druck ist zu gering oder das Mauerwerk zu hart, aber die Nägel hängen verkrümmt im Holz. Also müssen doch Bohrmaschine, Dübel und Schrauben her. Nur unter der Terrassentür geht’s dann doch mit dem Bostitch. Da wurde nämlich mit Holz gearbeitet.
Nach einem Tag Arbeit ist es vollbracht. Und ich muss sagen: "So schwer war's nicht!" Die grössten Hürden waren die Sockelleisten und die letzte Reihe des Bodens mit allen Aussparungen. Das Verlegen selbst ging zügig voran. Nick kann nach drei Tagen sein Matratzenlager im Büro verlassen und seine Nächte ohne Kinderteppich verbringen.



Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.