

Nachhaltiger leben mit der Challenge «Go Green»
Der diesjährige Earth Day liegt hinter uns. Nun richte ich meine Aufmerksamkeit auf jeden Tag und absolviere dafür die 30-Tage-Challenge namens «Go Green».
Um umweltfreundlicher zu leben, brauche ich immer wieder mal einen Stups. Zuletzt war das der Dokumentarfilm «Seaspiracy» oder die Doiy-Challenge-Box «Go Green». Diese enthält Ideen für einen nachhaltigeren Alltag. Manche davon konnte ich gut, andere weniger gut umsetzen. Vor allem aber habe ich viel Neues gelernt. Auch über mich.

Die Marke Doiy bietet unterschiedliche Ratgeber an. Während die einen inspirieren, jeden Tag eine neue Yoga-Übung auszuprobieren, regen die anderen dazu an, die Gewohnheiten im Alltag zu verändern. Die Idee hinter der Box «Go Green» ist, dass in Sachen Nachhaltigkeit bereits kleine Dinge Grosses bewirken können. Dieser Gedanke gefällt mir. Deshalb probier ich’s aus und ziehe über einen Monat täglich ein Ticket. Vorne steht die Aktivität. Hinten steht eine kurze Erklärung dazu.


Schon lange gestalte ich meinen Lebensstil schrittweise umweltfreundlicher. Zum Beispiel bei der Ernährung – ich esse selten Fleisch, noch seltener Fisch und ersetze zunehmend Milchprodukte durch vegane Alternativen. Trotzdem gibt es immer noch zahlreiche Dinge, die ich verändern kann und die mir Disziplin abverlangen.
Ein Leichtes
Die erste Aktivität «Fang an dich gemäss der ‹Abfallhierarchie› zu verhalten», war ein Leichtes. Hierzulande gibt es gute Möglichkeiten, den Müll sauber zu trennen und als ordentlicher Mensch mache ich das nur zu gern. «So kann aus den Rohstoffen ein neuer Gegenstand entstehen», heisst es auf der Rückseite. Stimmt. Im Produktdesign wird zunehmend auf rezyklierte PET-Flaschen gesetzt. Ein Beispiel dafür sind die Laptoptaschen, über die Redakteur Martin Jungfer kürzlich berichtet hat.
Ein weiteres Ticket, das mir fast schon zu simpel vorkam, ist «Verwende Mehrwegflaschen zu Hause und bei der Arbeit». Dank der Trinkwasser-Brunnen in Zürich und den vielen schönen Trinkflaschen-Designs mache ich das schon seit Jahren. Ausgesprochen leicht fielen mir auch die Punkte «Geh lieber zu Fuss statt ins Auto zu steigen» und «Nutz die öffentlichen Verkehrsmittel oder Mitfahrgelegenheiten». Ein Auto habe ich gar nicht und ich fahre bis auf bei strömenden Regen immer mit meinem Fahrrad von A nach B. Da ich auch keinen Drucker besitze, war es genauso einfach, auf E-Tickets umsteigen, um den «weltweiten Papierverbrauch zu senken», wie es auf der Rückseite heisst. Genau genommen sollte die Go-Green-Box aus diesem Grund eine App sein. Bisher setzt Doiy aber auf die Kompensierung: Ein Prozent des Umsatzes aus dem Verkauf dieses Produkts wird an die gemeinnnützige Organisation One Tree Planted gespendet.
Etwas kniffliger

Schwieriger ist die Umstellung hingegen auf Mehrwegkaffeebecher. Wegen Corona haben sich die Hygieneregeln verschärft. Viele Cafés bieten den Kaffee nur in den eigenen Kartonbechern an. Deshalb plane ich ab jetzt mehr Zeit ein, mache meinen Kaffee selber oder trinke ihn vor Ort. Seit die Terassen wieder geöffnet sind mal im Sitzen, aber meistens im Stehen. Das gibt mir ein schönes neues Ritual und das Gefühl, wieder in Italien zu sein. Dort frühstücke ich gerne das süsse Cornetto im Stehen und trinke meinen Espresso dazu.
Auf die richtigen recycelbaren Verpackungen umzusteigen, ist auch nicht ganz ohne. Zunächst einmal kenne ich nur wenige der Zeichen auswendig. Deshalb stoppe ich beim Einkaufen mehrmals, um rasch im Netz zu recherchieren, was dahinter steckt. Seitdem ich mich mit Biokunststoff beschäftigt habe, weiss ich nämlich: Nur weil «Bio» drauf steht, muss nicht alles biologisch abbaubar sein. Allein unter den TÜV-Austria-Zertifizierungen gibt es Unterschiede. Wenn ich mich für ein Produkt mit dem Zeichen «OK compost HOME» entscheide, ist das besser als ein «bio-based» Produkt, weil es komplett biologisch abbaubar ist.
Mühe habe ich als Warmduscherin vor allem mit dem Abstellen des Wassers, während ich mich einseife. Etwas leichter fällt es mir seit die Temperaturen draussen steigen und ich mir eine gut riechende feste Seife zugelegt habe. Denn durch die Aktivität «Kauf Seife lieber stückweise, statt Flüssigseife in Flaschen» bin ich auf viele tolle Alternativen gestossen. Marken wie «I want you naked» bieten nicht nur Duschgel, sondern auch die Gesichtsreinigung in «harter Schale». Redakteurin Natalie Hemengül hat diese bereits einmal ausführlich getestet.
Neu entdeckt

Am inspirierendsten fand ich die Aktivität, mehr Upcycling zu betreiben. Ich neige dazu, mich schnell von Dingen zu trennen. Kaum sind die Schuhe ausgepackt, verschwindet die Kartonbox bereits im Müll. Dabei sollte ich spätestens seit dem mobilen Telefonständer aus einem Eierkarton wissen: Sogar die alltäglichsten Abfälle sind Gold wert. Also habe ich beispielsweise aus einem Sonnenbrillen-Karton eine Ablage für Krimskrams auf dem Schreibtisch gemacht.
Toll fand ich auch die Idee, eine Patenschaft für einen Baum zu übernehmen. Es gibt unterschiedliche Anbieter im Netz. Darunter «dein Baum», wo du dir einen in der Umgebung aussuchen kannst. Allerdings habe ich selbst keine Urkunde erworben, sondern nur eine verschenkt. Das ist mal was anderes.
Weil ich alleine lebe, habe ich bisher den Punkt «Kauf die Lebensmittel in grossen Packungen statt in vielen kleinen Einzelverpackungen» vernachlässigt. Ich dachte immer, sie eignen sich für Grossfamilien. Doch bei haltbaren Dingen wie Nüssen lohnt sich die grosse Packung auch für mich. Ich schleppe seltener oder gar nicht, wenn ich spezialisierte E-Shops wie Koro Drogerie nutze und entsorge seither weniger winzige Plastiktüten.
Für Möbel oder Heimtextilien habe ich schon immer Flohmärkte und Brockenhäuser besucht. Dank dieser besitze ich tolle Stoffservietten, Tischdeckchen und einzigartige Möbel. Bei Bekleidung hab ich mich bis zur Challenge jedoch schwergetan. Zum einen, weil ich keine guten Shops kannte. Zum anderen, weil diese Shopping-Art mehr Zeit braucht. Dafür belohnt sie dich aber auch mehr. Jeder günstige Secondhand-Fund löst in mir grössere Glücksgefühle aus als der Erwerb von etwas Brandneuem. Mit etwas Recherche findest du schnell einige Secondhand-Läden in deiner Nähe und unter dem Hashtag «Thrifting» auf Tiktok bekommst du wertvolle Tipps.
Fazit: Wacher im Alltag

So wirklich blöd oder unmachbar fand ich keine der Aktivitäten. Mir waren darunter nur einige zu simpel oder gehörten bereits zu den Sachen, die ich schon verändert habe. Manche Tickets waren auch zu ähnlich und die Erklärungen auf der Rückseite etwas dürftig. Statt nur den Hinweis zu machen, beim Einkauf auf Zertifikate zu achten, wäre es an dieser Stelle eine Liste davon toll gewesen. Mir ist klar, dass die kleinen Tickets nicht gross genug sind, um komplexe Zusammenhänge zu veranschaulichen. Doch ein weiterführender Website-Link hätte genügt. Auch deshalb glaube ich, dass eine App statt der Box nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Format die bessere Wahl wäre.
Durch die Tickets war ich im Alltag achtsamer als zuvor. Im Stehen konnte ich meinen Cortado bewusster geniessen, beim Einkauf etwas Neues lernen und beim Thrifting dank wachem Blick ein Shirt wiederfinden, das damals – neu – schon ausverkauft war. Deshalb werde ich versuchen, so viele Aktivitäten dieser Challenge wie möglich über die dreissig Tage hinaus beizubehalten.

Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.