

Reine Luft von Fanatic im Test

Das Fanatic «Pure Air» trägt einen renommierten Markennamen und ist ein Allround-Board für Einsteiger. Ich bin Umsteiger und vergleiche das inflatable SUP mit meinem Aqua Marina Vapor. Gibt's für mehr Geld auch mehr Board?
Die Luft ist tatsächlich rein. Das ist schon mal gut. Als ich das «Pure Air» von Fanatic aus seiner Verpackung befreie, strömt mir kein penetranter Klebstoffgeruch entgegen, wie es bei meinem Modell von Aqua Marina der Fall war. Ich habe mir ein günstiges Board angeschafft und bin damit für den Anfang zufrieden. Inzwischen ist auch der Gestank verflogen. Von Fanatic erwarte ich allerdings ein wenig mehr. Ich teste das Pure Air Set, wobei Set bedeutet, dass ein Paddel enthalten ist.

Für Fanatic-Verhältnisse ist das Pure Air ein Schnäppchen. Anders als das teurere Schwestermodell Fly Air ist es einlagig konstruiert und dadurch mit 8.1 Kilogramm gut zwei Kilogramm leichter. Fanatic nennt das «budgetorientierte Qualitätsbauweise» und ist mit dem Modell in den letzten Jahren gut gefahren. Während andere Hersteller jährlich neue Prints und Farben auf den Markt werfen, bleibt Fanatic beim zeitlos-schlichten Design in Blau und Weiss mit roten Akzenten. Mir gefällt's.

Ist der Vergleich zwischen einem günstigen Modell und Markenware sinnvoll? Ich finde schon, denn auch das Pure Air richtet sich an Einsteiger, ist ein Allround-Board und preislich keine Lichtjahre von meinem Aqua Marina Vapor entfernt. Mich interessiert, wofür du bei Fanatic etwas mehr investierst.
Ein Schlafsack? Ein Zelt? Eine Tasche!
Das Board wird mit einer Tasche geliefert, die in Tokio wahrscheinlich schon fast als Einzimmerwohnung durchgehen würde. Neben dem Pure Air samt Finne, Pumpe und Paddel könnte ich zusätzlich noch Kleidung für eine Ferienwoche darin unterbringen. Leider hat sie keine Rollen. Du kannst sie nur als Rucksack tragen und siehst damit, falls du keine Hulk-Figur hast, von hinten aus wie ein himmelblauer SpongeBob.
Als Quader mit Beinen und Armen willst du vermutlich keine längeren Strecken laufen. Aber die Qualität der Tasche ist unbestritten gut und sie trägt sich den Umständen entsprechend ganz ordentlich. Strapazierfähiges Material, ein massiver Reissverschluss und breite Kompressionsgurte erwecken den Eindruck, dass das Teil langlebig ist. Auf jeden Fall ist sie deutlich hochwertiger als der faltbare Origami-Packsack von Aqua Marina.
Fanatic Pure Air: 1
Aqua Marina Vapor: 0

Doppelhub pumpt einfach gut
Über die Pumpe muss ich nicht viele Worte verlieren. Die Fanatic Power Pump HP2 kann ziemlich genau das, was mein Modell von Aqua Marina auch kann: Aus rotem Plastik sein, zwischen Einzel- und Doppelhub umgeschaltet werden und den Druck anzeigen. Das Werkzeug ist hier wie dort kein Kaufgrund, aber effizient. Nach ein paar Minuten bist du startklar. Während mein Vergleichsboard von Aqua Marina mit maximal 1 Bar/15 PSI aufgepumpt werden soll, wird beim Pure Air ein Maximum von 20 PSI angegeben. Empfohlen sind aber auch bei Fanatic 15 PSI. Unentschieden in Sachen Luft und Druck.
Fanatic Pure Air: 2
Aqua Marina Vapor: 1
Verarbeitung und Shape: Stabilität geht vor
Wenn sich das Pure Air beim Pumpen langsam von der Flunder zum 3D-Objekt verwandelt, liegt es gutmütig und dickbäuchig vor dir. Es ist 14 Zentimeter hoch, 83.8 Zentimeter breit und 315 Zentimeter lang. Damit wirkt es eher stabil als grazil. Dafür nehme ich ihm auf den ersten Blick ab, dass es 105 Kilogramm trägt ohne abzusaufen oder sich durchzubiegen. Einen besonders ausgeprägten Gleichgewichtssinn verlangt es dir sicher nicht ab.
Bei meinem Aqua Marina Vapor ist das anders. Es ist schmaler und sieht etwas dynamischer aus, dafür fährt es sich wackeliger. Es soll 100 Kilo tragen. Das macht es auch, liegt dann aber so tief im Wasser, dass der Spass auf der Strecke bleibt. Ich habe in Physik nur bedingt aufgepasst, aber dass die 284 Liter Volumen des Pure Air für deutlich mehr Auftrieb sorgen als die 220 Liter des Aqua Marina erscheint mir logisch.
Das Fanatic-Modell hält, was der Name verspricht. Es fühlt sich vom Deckpad bis zum Tragegriff hochwertig an und ist durchdacht gemacht. Markierungen helfen beim richtigen Zusammenfalten. Welcher Shape für dich passt, musst du selbst entscheiden. Aber der Qualitätseindruck des Fanatic ist besser.
Fanatic Pure Air: 3
Aqua Marina Vapor: 1
Verflucht, die Finne

Fanatic setzt auf das weit verbreitete US-Box Finnensystem. Zur Befestigung musst du ein Plättchen in die Schiene fummeln, vorsichtig die Finne darüber schieben, sehr gut zielen und sie dann von oben verschrauben. Mir gelingt es auf Anhieb, die Schraube so im Gewinde zu verkanten, dass ich sie weder richtig festziehen noch lösen kann. Einen Kraftakt und ein paar Trockenübungen später sitzt sie endlich korrekt und macht keine Probleme mehr.
Bei Aqua Marina und anderen Einsteigerboards wird die Finne einfach eingeschoben und mit einem Plastikclip fixiert, der an einer Schnur baumelt. Dieses Stecksystem ist idiotensicher, aber nicht ganz so variabel wie die US-Box. Dort hast du die Option, die Position in der Schiene ein wenig zu verändern. Je weiter vorne die Finne, desto drehfreudiger wird das Board. Dazu gibt es diverse Finnen für unterschiedliche Einsatzbereiche. Nachteilig ist die Fummelei und die latente Gefahr, die Schraube oder das Plättchen zu verlieren. Aus Einsteigersicht endet der Finnenvergleich für mich mit einem Unentschieden.
Fanatic Pure Air: 4
Aqua Marina Vapor: 2
Das Pure-Paddel

Im Pure Air Set ist die dreiteilige Version des Pure-Paddels enthalten, was den Transport leichter macht. Im Vergleich zum Aluminium-Modell von Aqua Marina wirkt es mit seinem Carbon-Schaft hochwertiger. Was das Gewicht angeht, nehmen sich beide nicht viel und kommen auf ungefähr ein Kilogramm. Ich habe keinen Unterschied gespürt.
Aber das Pure-Paddel lässt sich weiter ausziehen und der etwas grössere Carbon-Knauf liegt besser in der Hand. Bei beiden Paddeln musste ich zum Werkzeug greifen und die Schrauben nachziehen, damit sich das Innenrohr nicht mehr so leicht verdrehen lässt. Trotzdem macht das Pure-Paddel das Rennen.
Fanatic Pure Air: 5
Aqua Marina Vapor: 2
Erpaddelte Erfahrungen
Die Erstfahrt unternehme ich mit einer Kollegin, die seit Jahren auf einem teureren Touring-Board von Fanatic unterwegs ist. Ihr Blick auf das bauchige Allround-Board ist ein anderer als meiner. Was für mich ein Aufstieg ist, ist für sie ein Abstieg. Wir drehen gemeinsam eine Runde auf dem Pure Air. Und immerhin: Es trägt uns beide problemlos, biegt sich nicht erkennbar durch und liegt gut im Wasser. Da meine Mitfahrerin mutmasslich mehr als 30 Kilo wiegt, sind wir deutlich über dem 105-Kilo-Limit. Das Aqua Marina macht schon darunter die Banane.
Am folgenden Wochenende nutze ich das Pure Air im Wechsel mit meinem Vapor intensiv. Paddle längere Distanzen auf dem Vierwaldstättersee, komme in Schiffs- und Flusswellen oder spiele mit den Kindern in Ufernähe. Was die Wendigkeit und Geschwindigkeit angeht, nehmen sich die beiden Boards nicht viel, solange ich das Aqua Marina nicht überlade. Aber das Pure Air ist tatsächlich weitaus steifer und stabiler. Das ist zum Teil dem breiteren Shape und dem grösseren Volumen geschuldet, aber auch ein spürbarer Qualitätsunterschied.
Fanatic Pure Air: 6
Aqua Marina Vapor: 2
Fazit
Das Fanatic Pure Air spielt eine Liga höher als mein Aqua Marina Vapor. Es ist das bessere Board und wahrscheinlich auch der bessere Deal. Schon im Kassensturz-Test von 2017 hat es gut abgeschnitten. Nur eine Leash musst du dir noch zusätzlich besorgen. Die ist bei Aqua Marina bereits im Lieferumfang enthalten.

Obwohl das Pure Air hochwertiger ist, bereue ich nicht, mich für das Aqua Marina Vapor entschieden zu haben. Es erfüllt meine Erwartungen. Das kleine Packmass und der schmalere Shape gefallen mir, die Qualität ist in Ordnung. Ich habe kein Board fürs Leben gesucht, sondern eines, das ich schon bald an die Kinder weiterreichen kann. Dann werde ich mir wahrscheinlich keinen Allrounder, sondern ein Touring-Board zulegen – und das Pure Air Touring ist eine interessante Option.
Hast du Lust auf die nächste Tour? Komm an Bord und folge mir hier.


Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.