Produkttest

Übers Wasser fliegen: Erste Versuche auf dem Wing SUP

Siri Schubert
21.8.2023

Als ich vor rund fünf Jahren in Hawaii die ersten Wingfoiler sah, war ich hypnotisiert. So schön und elegant sahen die Menschen mit übergrossen Schwingen aus. Seither träume ich davon, es auch zu versuchen. Jetzt habe ich die ersten Flügelschläge getan.

Es gibt Dinge, die mich unglaublich reizen. Wingfoilen gehört dazu, also fast schwerelos mit einem Segel auf einem Tragflächenboard übers Wasser zu gleiten. Gleichzeitig sagt die Stimme der Vernunft: Es wird ewig dauern, bis du es kannst. Und du brauchst viel Wind, der konstant aus einer Richtung bläst – also Bedingungen, die wir in der Schweiz nur selten haben. Bisher hat die Stimme der Vernunft immer gesiegt.

Jetzt nicht mehr. Als ich den Slingshot Blaster und das passende aufblasbare Slingshot Tracker Board sah, witterte ich meine Chance. Denn Wing SUP bietet einen guten Einstieg ins Wingfoilen. Es ist einfacher zu erlernen als Wingfoilen und funktioniert schon bei wenig Wind. Ich kann förmlich hören, wie meine Stimme der Vernunft leiser wird. Zumindest ausprobieren will ich den Wing mit einem Stand-Up-Paddelboard.

Was genau ist Wing SUP?

Wing SUP ist, wie der Name schon vermuten lässt, das Entlanggleiten auf dem SUP mithilfe eines Wings und des Winds. Auf das Foilboard, also das Board, das sich bei genügend hoher Geschwindigkeit aus dem Wasser hebt und dann auf dem Foil, also der Tragfläche aus Carbon, gleitet, kannst du beim Wing SUP verzichten. Stattdessen kannst du dein Stand-Up-Paddelboard nutzen.

Du musst also lediglich in einen Wing investieren. Ich habe aber statt meinem eigenen Touring-Board das Slingshot Tracker Board mit dem Wing ausprobiert, weil es kürzer und damit wendiger ist. Durch die lange, breite Mittelfinne hält es zudem einfacher den Kurs als ein Board, das nur eine Heckfinne hat. Klar kann man jetzt fragen, warum ich nicht gleich ein Foilboard genommen habe und es mit Wing, aber ohne Foil versucht habe. Im Vergleich zu einem Foilboard ist ein SUP oder in diesem Fall der Slingshot Tracker sehr stabil und hat mehr Volumen, was das Aufstehen mit dem Wing und natürlich auch das Stehenbleiben erleichtert.

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So startest du am besten

Wing SUP ist ein Spiel mit den Elementen. Neben den Kräften des Wassers und des Winds kommen noch der Flügel und das SUP dazu, die du im Griff haben musst. Deshalb meine ganz klare Empfehlung: Mache zum Einstieg einen Kurs bei einem Profi. Auf dem Wasser gelten – wie auf der Strasse auch – gewisse Regeln. In einem Kurs lernst du, was du zu beachten hast, wo Naturschutz- und Sperrzonen sind, wer Vorfahrt hat und wie du sicher auf den See und wieder zurückkommst. Zudem erspart dir ein Kurs mühsame Selbstversuche, die wahrscheinlich im Wasser und vielleicht sogar auf der anderen Seeseite enden.

Für mich war klar, wen ich anrufe, um einen Einsteigerkurs zu machen. Dani Reinhart, der gemeinsam mit seiner Frau Nici das Honu Wassersportcenter Thunersee führt. Dani kennt sich auf dem Wasser aus wie kaum ein anderer. Schon als Kind begann er mit dem Windsurfen, später kam Stand-Up-Paddeln als Racer mit internationalen Rennerfolgen sowie Wakeboarden dazu. Wingfoilen, Pumpfoilen und Wakefoilen sind die jüngsten Wassersportarten, in denen Dani eine Vorreiterrolle einnimmt. Also vereinbarte ich einen Kurstermin.

Zunächst dachte ich: «Das wird heute nichts, bei dem bisschen Wind können wir nicht starten.» Doch ich lag daneben. Nach einer theoretischen Einführung ging's aufs Wasser. Schon bald hatte ich den Wing soweit im Griff, dass ich von leichtem Wind getrieben übers Wasser glitt. Was für ein Spass! Echt cool, das Ganze. Es gelang mir sogar zu steuern. Wende und Halse schaffte ich dank der Instruktion von Dani, der meine Haltung und Technik vom Boot aus korrigierte, auch bald. Ganz ehrlich: Ohne die Live-Tipps und die Einweisungen von Dani hätte ich Wochen gebraucht, bis ich so weit gewesen wäre. Ich bin ehrlich überrascht, dass ich beim ersten Mal gleich gestanden und gefahren bin.

Instruktor Dani Reinhard erklärt, wie ich den Wing halten muss, um die Kraft des Windes zu nutzen und meine Gelenke nicht zu verletzen.
Instruktor Dani Reinhard erklärt, wie ich den Wing halten muss, um die Kraft des Windes zu nutzen und meine Gelenke nicht zu verletzen.
Quelle: Siri Schubert

Gutes Einsteiger-Equipment: der Slingshot Blaster

Das erste Ziel, mit dem Wing SUP übers Wasser zu gleiten, hatte ich also erreicht. Aber gleichzeitig wollte ich testen, ob der Slingshot Blaster und das Slingshot Tracker Board wirklich so einfach zu handhaben sind, wie der Hersteller es verspricht. Schliesslich wird der Wing als anfängerfreundlich angepriesen und soll auch bei wenig Wind noch segeln. Der Flügel soll ausserdem für alle geeignet sein, unabhängig von Körpergrösse und Gewicht.

Mein erster Eindruck: Ja, es stimmt. Der Slingshot Blaster ist wirklich ein Wing für Einsteiger. Was ihn so anfängerfreundlich macht? Das Erste, was mir auffiel, waren die grossen Fenster, die so platziert sind, dass ich sehen konnte, was um mich herum passiert. Das ist gerade für Unerfahrene ein geniales Feature, denn so hast du deine Umgebung im Blick und kannst frühzeitig ausweichen, wenn du einem Boot oder einem Wassersportler zu nahe kommst.

Die integrierte Leash, also die Verbindungsleine zwischen deinem Handgelenk und dem Wing, ist elastisch und die Neoprenmanschette fühlt sich angenehm an. Das ist ganz klar auch ein Pluspunkt. Die Griffe sind stabil, sodass sich die Bewegungen der Hand gut auf den Wing übertragen lassen. Allerdings wäre mir ein zusätzlicher Griff in mittlerer Position noch lieb gewesen, um mehr Möglichkeiten zu haben, den Wing zu halten.

Die Fronttube (Anströmkante/Leading Edge) und die Mitteltube lassen sich bis zu 10 PSI (0,7 bar) aufpumpen. Dadurch wird der Wing sehr steif und lässt sich gut kontrollieren. Durch die Grösse von 4,4 Quadratmetern ist der Wing fürs Üben auch bei wenig Wind geeignet.

Was mir – aber vor allem meinem Instruktor Dani – auffällt, ist, wie viele Fahrfehler der Wing verzeiht. Selbst wenn ich die Spitzen des Wings versehentlich eintauche, statt sie knapp übers Wasser zu ziehen, überschlägt sich der Wing nicht sofort. Dadurch hatte ich richtig Spass und landete erstaunlicherweise nicht im Wasser.

Wie es aussieht, wenn ich als Anfängerin nach ersten Versuchen (was genau soll ich mit dem Wing machen?) den Flügel so langsam in den Griff bekommen und dann tatsächlich vorwärts komme, siehst du in diesem Video.

Eine echte Unterstützung: der Slingshot Tracker

Zum Teil liegt mein Erfolg auch am Slingshot Tracker SUP, einem 7 Fuss (2,13 Meter) langen und 80 Zentimeter breiten aufblasbaren Board. Das Board hat genug Volumen und Stabilität, dass ich mich auf den Wing konzentrieren kann und nicht auf die Balance. Selbst Wellen eines vorbeifahrenden Motorboots können mich nicht ins Wasser werfen. Die Streifen auf dem Board markieren die Mitte und helfen bei der Positionierung der Füsse. Auch die Tatsache, dass es mit Luft gefüllt und dadurch weicher ist als ein Hardboard, ist von Vorteil. Dadurch ist die Gefahr geringer, sich oder andere zu verletzen, wenn man fällt oder kollidiert.

Was mir an dem Board besonders gefällt, sind die beiden Finnen. Die lange Mittelfinne mit einer grossen Oberfläche hilft mir, das Board beim Wing SUP auf Kurs zu halten, sodass es nicht gleich dreht und mit dem Wind fährt. Die hintere Finne, eine Click-Finne, sitzt dagegen nicht optimal im Finnenkasten. Hier hätte ich mir eine Finne zum Einschrauben gewünscht, die nicht so leicht herausfällt und verloren gehen kann.

Die grossflächige Mittelfinne hält das Board auf Kurs, sodass es nicht mit dem Wind dreht.
Die grossflächige Mittelfinne hält das Board auf Kurs, sodass es nicht mit dem Wind dreht.
Quelle: Siri Schubert

Für wen ist der Slingshot Tracker geeignet?

Das aufblasbare Board ist ideal für Einsteiger und Einsteigerinnen beim Wing SUP. Auch ein Windsurfmast lässt sich einschrauben und bietet eine weitere Möglichkeit, das Brett zu nutzen. Das habe ich allerdings nicht getestet. Und obwohl auch ein Paddel im Package enthalten ist, würde ich das Board aufgrund der geringen Länge für Erwachsene zum Stand-Up-Paddeln nicht empfehlen. Um längere Strecken zu fahren, ist es zu kurz und zu rund. Denn bei Paddleboards gilt: Länge läuft.

Wenn du das Board hauptsächlich mit dem Wing nutzen willst und vielleicht Kinder oder Jugendliche in der Familie hast, die auch gerne paddeln, ist es schon eine gute Wahl. Ansonsten würde ich mir überlegen, ein längeres Board zu nehmen, das dann auch als SUP gepaddelt werden kann wie das Slingshot Crossbreed 11 Fuss (3,35 Meter).

Mein Fazit nach dem ersten Mal

Es war richtig cool. Das Lächeln auf meinem Gesicht sagt schon alles.
Es war richtig cool. Das Lächeln auf meinem Gesicht sagt schon alles.
Quelle: Dani Reinhart

Wing SUP macht Spass. Mit der richtigen Anleitung durch einen erfahrenen Instruktor und mit gutem Anfängerequipment ist es auch gar nicht so schwer zu lernen, wie zunächst gedacht. Der Slingshot Blaster ist anfängerfreundlich und kann auch bei wenig Wind genutzt werden. So kannst du dich langsam steigern und nach und nach auch bei stärkerem Wind aufs Wasser gehen. Natürlich ist der Blaster kein Profiwing, aber dafür ist er auch deutlich günstiger als ein High-Performance-Flügel. Das Slingshot Tracker Board ist in Kombination mit dem Wing richtig gut. Als SUP für Erwachsene, die auch längere Strecken paddeln wollen, würde ich es nicht empfehlen.

Ich werde auf jeden Fall noch ein bisschen weiter üben und dann auch einen Wingfoil-Versuch starten. Denn wenn es mit dem Wing SUP gut klappt, ist das für mich der logische nächste Schritt, um vielleicht doch eines Tages wie meine Vorbilder auf Hawaii mit dem Wingfoil elegant und lautlos übers Wasser zu gleiten.

Titelfoto: Dani Reinhart

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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