Produkttest

Das Einsteiger-SUP Aqua Marina Vapor

Mit dem SUP auf den See, nicht allzu teuer und möglichst unkompliziert. Das war mein Plan. Gekauft habe ich das Aqua Marina Vapor, ein kurzes Allround-Board für (leichte) Einsteiger.

Dass ich diesen Sommer ein SUP anschaffen würde, war keine Frage. Schon im Vorjahr war ich kurz davor zuzugreifen, nachdem ich mit dem Guruu Union unterwegs und von dem Sport ziemlich angetan war. Auch das Board hätte meinen Ansprüchen fürs Erste genügt. Abgehalten hat mich vor allem mein überfüllter Keller und der Gedanke daran, neben Velos, Skiern, Schlitten, Kajak und diversen Schlägern noch einen grossen schwarzen Sack als Stolperfalle vor dem Regal zu platzieren. Dann waren erst die Boards und schliesslich der Sommer weg.

Warum das Aqua Marina Vapor?

Meine Ansprüche an das Board habe ich in der Zwischenzeit überdacht. Ich will ein etwas kürzeres, leichtes und günstiges Allround-Board für den Einsatz auf dem See. Nachdem ich während der Suche bei uns im Shop entsprechend gefiltert habe, bleiben drei Optionen übrig: Das Aztron Lunar, das Season Superlight und das Aqua Marina Vapor.

Aus 3 mach 1

Alle drei kommen im Set mit Pumpe, Teleskop-Paddel und Rucksack. Das Season Superlight hat zwar doppelte Seitenwände und ist mit bis zu 120 Kilo belastbar, gefällt mir aber optisch nicht. Es scheidet aus, obwohl es sich als «idealer Allrounder» vorstellt und das helle Design in der prallen Sonne vorteilhaft wäre, da es sich weniger erhitzt. Geplatzte Nähte sind bei günstigen Boards keine Seltenheit. Die Entscheidung fällt zwischen dem Aztron Lunar und dem Aqua Marina, die beide auch noch eine Leash im Lieferumfang haben.

Das Lunar mit der «Double-Chamber-Technologie» verfügt über zwei Luftkammern und ist sowohl breiter als auch dicker, was für Stabilität und Belastbarkeit spricht. Es trägt bei einem Volumen von 270 Litern bis zu 120 Kilo. Beim Aqua Marina sind maximal 100 Kilo möglich. Mich stört das nicht. Ich bringe nur 70 Kilo auf die Waage und will ein leichtes Board. Schnell darf es auch sein.

Das Vapor ist laut Eigenwerbung sogar ein «unglaublich schnelles SUP, sehr stabil mit ausserordentlich gutem Spurverhalten.» Mir sagt das Gesamtpaket am meisten zu und ich liege damit im Trend: Mit Verkaufsrang 10 von 246 lässt es die beiden Konkurrenten bei uns im Shop deutlich hinter sich.

Eher Volkswagen als Ferrari: Das Aqua Marina Vapor ist keine exklusive Wahl, aber für mich eine gute.
Eher Volkswagen als Ferrari: Das Aqua Marina Vapor ist keine exklusive Wahl, aber für mich eine gute.

Dinge, die mir am Aqua Marina Vapor auf Anhieb sehr gut gefallen:

  • Durch das geringe Volumen (220 Liter) geht das Aufpumpen ziemlich schnell. Die mitgelieferte Doppelhub-Pumpe lässt sich auf Einzelhub umstellen und auch zum Abpumpen verwenden.
  • Der Tragesack ist kein klassischer Rucksack. Er lässt sich komplett auffalten, was das Ein- und Auspacken erleichtert. Wenn du ihn über die diversen Schnallen gut fixierst, entsteht ein flaches Paket, das sich eng am Rücken tragen lässt.
  • Mit 8.2 Kilo ist das Board relativ leicht. Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick gut, das Handling unkompliziert und ein Reparaturset ist ebenfalls dabei.
Das Board ist deutlich komfortabler zu tragen als mein altes Kajak.
Das Board ist deutlich komfortabler zu tragen als mein altes Kajak.
Die Packlösung finde ich praktisch. Wenn du alle Teile ordentlich verstaust, fällt auch nichts raus.
Die Packlösung finde ich praktisch. Wenn du alle Teile ordentlich verstaust, fällt auch nichts raus.

Dinge, die mit auf Anhieb weniger gut gefallen:

  • Das Teleskop-Paddel verdreht sich zu leicht. Ich habe die Schrauben, die den Druck auf das Innenrohr regulieren, etwas fester gezogen. Ganz zufrieden bin aber noch nicht.
  • Der penetrante Klebstoff-Geruch hat sich noch lange nicht verflüchtigt und mich fast aus dem Auto gehauen, als ich das Board im Kofferraum gelagert hatte.
  • Dass mir kein dritter Kritikpunkt einfällt.

Auf dem See: Mit dem Blauen ins Blaue

Transport, Aufpumpen und Aufsteigen – alles easy. Das Board ist nach gut drei Minuten startklar, wenn ich beim Pumpen nicht trödle. Auf dem Wasser brauche ich etwas Eingewöhnungszeit. Vor allem als mich die ersten Schiffswellen erreichen merke ich, dass auf dem Vapor etwas mehr Gleichgewichtssinn erforderlich ist und ich die Position im «Sweet Spot» auf Höhe des Tragegriffs halten muss. Grosse Spaziergänge sind auf dem Deckpad nicht drin. Dafür bin ich vom Start weg ziemlich zügig unterwegs und das Board lässt sich brav manövrieren. Am steinigen Ufer und auf dem SUP erleben auch meine Skinners ihren zweiten Frühling. In solchen Situationen sind die Socken-Schuhe top.

  • Produkttest

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Paddeln? Ich liege lieber.
Paddeln? Ich liege lieber.

Eher Golf GTI als Ferrari

Meine Bedenken, ob das Board eine gute Wahl war, verfliegen mit jedem Paddelschlag ein wenig mehr. Das Vapor ist sicher kein Ferrari, eher ein getunter Golf GTI. Kompakt, optisch auffällig und durchaus sportlich zu bewegen, wenn es zu deiner Statur passt. Als die Kinder zu mir aufs Board krabbeln, sind wir gemeinsam knapp über dem 100-Kilo-Limit des Vapor. Es liegt nun sehr tief im Wasser, biegt sich ein wenig und ist definitiv nicht mehr gut zu fahren.

Falls du über 80 Kilo wiegst und vielleicht noch Gepäck mitführen willst, würde ich es dir nicht mehr empfehlen und zu einem Modell mit grösserer Nutzlast raten. Aqua Marina hätte im gleichen Preissegment zum Beispiel das Thrive oder das Beast zu bieten, alle Allround-Boards findest du hier.

Wichtig: Das Paddel besteht den Schwimmtest.
Wichtig: Das Paddel besteht den Schwimmtest.
Das Vapor hat eine austauschbare Mittelfinne.
Das Vapor hat eine austauschbare Mittelfinne.

Trotzdem bin ich zufrieden mit meiner Wahl. Ich bin mir bewusst, dass es sich beim Aqua Marina Vapor um ein Einsteiger-Modell handelt und die grossen Preisunterschiede zu Premium-Boards nicht nur durch die Markennamen zu erklären sind. Auch wenn sich die Schlagworte in den Beschreibungen gleichen, ist das nicht mit gleicher Qualität zu verwechseln. PVC ist nicht gleich PVC. Und die Dropstitch-Technik, durch die Ober- und Unterdeck bei aufblasbaren Boards miteinander verbunden werden, kann langlebig, dicht und steif oder einfach nur billig gemacht sein. Dass ein «doppelwandiger Kern» in günstiger Ausführung auf Dauer mit den Top-Materialien teurer Boards mithalten kann, ist ebenso unwahrscheinlich.

  • Ratgeber

    Stand Up Paddling: Finde das richtige Board

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Fazit

Ein Board fürs Leben ist das Aqua Marina Vapor wahrscheinlich nicht, auch wenn ich zur Langlebigkeit des 2019er-Modells noch nichts sagen kann. Das Gesamtpaket passt zu meinen momentanen Bedürfnissen. Es ist ein guter Einstieg in die SUP-Welt, wenn du deutlich unter dem Maximalgewicht bleibst. Zumindest bei mir ist das Vapor auch nicht für die Ewigkeit gedacht. Ich denke bereits weiter.

Wenn ich mir ein neues Spielzeug kaufe, ist von Anfang an klar, dass es nicht lange meins bleiben wird. Meine Tochter hat schon begonnen, das Board zu erobern und wird es nach und nach übernehmen. Ich schiele bereits auf das nächste SUP und werde den Sommer über das eine oder andere Modell ausprobieren. Ein längeres und hochwertigeres Flachwasser-Board würde wohl noch mehr Speed und Spass bringen als das kurze Vapor.

Gut möglich, dass ich bald mit anderen Augen auf das Aqua Marina Vapor blicke und für das nächste Board etwas tiefer in die Tasche greife. Wenn du dich für meine Erfahrungen interessierst, komm an Bord und folge mir über den schwarzen Button in meinem Autorenprofil.

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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