

Was rund um den Velohelm wichtig ist

Es geht um deinen Kopf. Über 30 000 Velounfälle gibt es jährlich in der Schweiz. Das sind mehr als genug gute Gründe, dich beim Fahren bestmöglich zu schützen. Mit einem Helm der passt, gut gepflegt und perfekt auf dich eingestellt ist.
Auch wenn Helme nur für bis zu 45 km/h schnelle E-Bikes vorgeschrieben sind – es gibt keinen guten Grund, auf diesen Schutz zu verzichten.
Wann muss dein alter Velohelm ersetzt werden?
Wenn dein Helm einen Sturz dämpfen oder anderweitig einen schweren Schlag wegstecken musste, ist der Fall klar: besorge dir einen neuen. Die Struktur hat mit grosser Wahrscheinlichkeit Schaden genommen, der Helm hat seine Schuldigkeit getan und ist nicht mehr sicher. Anders sieht es aus, wenn du ihn einfach nur ein paar Jahre getragen und dabei immer gut behandelt hast.
Tipps zur Helmpflege:
- Nicht in der prallen Sonne oder bei hoher Feuchtigkeit lagern
- gelegentlich mit Wasser und Seife reinigen
- nicht bekleben, bemalen oder anderweitig verändern
Die Empfehlung der Hersteller lautet meist, nach fünf Jahren zu einem neuen Modell zu greifen. Und die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) empfiehlt, sich danach zu richten. Ein «K-Tipp»-Test hat auch älteren Helmen noch eine gute Schutzwirkung bescheinigt und es ist klar, dass es kein echtes «Verfallsdatum» gibt. Es bleibt Ermessenssache, wann du dir einen neuen zulegst.
Wie alt ist dein Helm und welche Prüfnormen gibt es?
Das «Innenleben» deines Helms verrät einiges, ein Blick hinein lohnt sich. Zum einen steht dort irgendwo, manchmal etwas versteckt, das Herstellungsdatum. Ausserdem findest du die Norm, nach der dein Helm geprüft wurde.
Prüfnormen:
Eine spezielle CH-Norm gibt es nicht. Helme, die in der Schweiz auf den Markt kommen, müssen die Prüfung nach der EU-Norm EN 1078 bestehen. Die Prüfung beinhaltet einen Aufschlag mit 19,5 km/h in der Ebene und mit 16,5 km/h auf ein sogenanntes «dachförmiges Ziel», also eine Kante.
Für S-Pedelec-Helme gibt es auch in der EU noch keine allgemein gültige Norm. Die Hersteller orientieren sich an der niederländischen Norm NTA 8776, bei der mit rund 20 Prozent höheren Aufprallgeschwindigkeiten im Vergleich zur EN 1078 getestet wird.

Die richtige Grösse bestimmen
Wenn du dir einen neuen Velohelm zulegen willst, solltest du deinen Kopfumfang kennen. Diesen misst du zwei Finger breit über der Nasenwurzel, also knapp über den Augenbrauen. Dort, wo sich später die Helmkante befinden wird. Kommst du beispielsweise auf 56 cm, kannst du bei uns nach dem entsprechenden Grössenbereich filtern. Da viele Modelle über ein Verstellsystem verfügen, decken sie oft einen Grössenbereich von 4 bis 6 cm ab.
Wie der Velohelm sitzen sollte
Schütteltest: Einen passenden Helm solltest du nicht festzurren müssen. Auch bei offenen Riemen darf er nicht verrutschen, wenn du den Kopf etwas hin und her schüttelst. Achte darauf, dass der Helm richtig positioniert ist: Eben zwei Finger breit über der Nasenwurzel und nicht weit nach oben in die Stirn geschoben, wie es bei (zu) vielen Velofahrern zu beobachten ist.
Riemen einstellen: Nimm dir die Zeit, das Riemendreieck, das deine Ohren einrahmt, richtig einzustellen. Beide Stränge müssen ordentlich anliegen und nach ihrem Zusammenschluss geradewegs Richtung Unterkiefer führen.
Eng anziehen: Zwischen Riemen und Kinn sollte nur noch ein Finger passen. Gerade hier sind viele nachlässig und die Einstellung weitet sich mit der Zeit. Also: öfter mal kontrollieren und nachziehen!
Was soll dein Helm alles «können»?
Je nach Einsatzbereich sind die Helme leicht unterschiedlich konstruiert, aber das Grundprinzip ist jeweils gleich: Die harte Aussenschale steckt Schläge weg und darf auch von spitzen Ästen oder Steinen nicht einfach durchstochen werden. Die Innenschale sorgt für die Dämpfung und absorbiert die Aufprallenergie.
Einige Modelle haben MIPS integriert: Das «Multi-directional Impact Protection System» soll bei seitlichen Aufschlägen verhindern, dass das Gehirn zu starken Rotationsbewegungen ausgesetzt wird. Gleitschichten im Helm, die sich bei einem Sturz gegenläufig zur Schale verschieben, nehmen Teile der Energie auf. Ein ähnliches System von POC nennt sich SPIN. Weitere (selbsterklärende) Komfort- oder Sicherheitsfeatures nach denen du Filtern kannst, sind zum Beispiel Reflektoren, integriertes Licht, ein Blendschutz, Fliegengitter in den Lüftungsschlitzen oder auch eine Visierscheibe.
Citybike- und Trekking-Helme
Diese Modelle sind robust und langlebig konstruiert. Sie haben entweder die klassisch-ovale Bauform oder ähneln den etwas abgerundeteren BMX- und Skaterhelmen. Trekkinghelme wie der uvex Active CC bieten auch auf langen Touren einen hohen Tragekomfort und sind gut belüftet. Bist du eher auf kurzen Strecken im dichten Stadtverkehr unterwegs, können Reflektoren oder integrierte Lichter ein grosser Mehrwert sein. Die Autos werden immer höher, dein Rücklicht nicht. Da ist es gut, wenn du mit einem Helm wie dem Lumos auf Kopfhöhe für zusätzliche Sichtbarkeit sorgst.
Speziell für schnelle E-Bikes
Bei S-Pedelecs (bis 45 km/h) besteht in der Schweiz Helmpflicht. Dass entsprechende Modelle ein paar Gramm mehr auf die Wage bringen, wiegt bei bis zu 1000 Watt Motorleistung im Velo nicht so schwer. Die geschlossene Bauform ist typisch und ein Visier sinnvoll: Es hält Schmutz, Insekten, Fahrtwind, Regen oder Schnee von deinen Augen fern.
Rennvelo-Helme
Hier zählt jedes Gramm und jede Sekunde. Entsprechend leicht und aerodynamisch sind Rennvelo-Helme konstruiert. Oft kommt das In-Mold-Verfahren zum Einsatz, bei dem Aussen- und Innenschale in einem Arbeitsschritt «verbacken» statt in zwei Schritten verklebt werden. Die leichtesten Modelle wiegen mit unter 200 Gramm weniger als eine Tafel Schokolade. Triathleten setzen auf spezielle Aero-Helme wie den POC Ventral SPIN, um noch windschnittiger unterwegs zu sein und ihre Leistung möglichst verlustfrei auf die Strasse zu bringen. Auf die Spitze getrieben wird die Aerodynamik-Optimierung bei Zeitfahr-Helmen wie dem Rudy Project Wing57.
Mountainbike-Helme
Mountainbike-Helme müssen grundsätzlich den Kopf besonders im Nacken- und Schläfenbereich gut umfassen. Je nach Einsatzzweck liegt der Fokus auf unterschiedlichen Merkmalen.
Cross Country
Im Cross-Country-Bereich sind die Helme sehr leicht. Häufig handelt es sich um modifizierte Rennvelo-Modelle, die zusätzlich über ein Visier verfügen, das als Protektor und Blendschutz dient.
All Mountain und Enduro
All-Mountain- und Enduro-Helme kommen zum Einsatz, wenn zusätzlicher Schutz gefragt ist. Bei Enduro-Bikern sind ultraleichte Visierhelme wie der Fox Proframe oder Modelle mit abnehmbarem Kinnbügel im Trend. Ausserdem findest du Modelle, die mit deiner Goggle kompatibel sind oder eine Kamerahalterung für GoPro und Co. bieten.
Downhill
Den maximalen Schutz für Downhiller und Freerider bieten Vollvisier-Helme, die sich auch mit Nacken-Protektoren kombinieren lassen.
Egal wo und mit welchem Helm du unterwegs bist: Nimm dir die Zeit, ihn ordentlich auf deinen Kopf einzustellen. Denn auch ein guter Helm ist nur noch die Hälfte wert, wenn er schlecht sitzt.
Dieser Beitrag wurde aktualisiert und erstmals am 28.03.2019 veröffentlicht.

Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.