

«Wer mich ärgert, bestimme ich» – So erlangst du mehr innere Souveränität
Wer würde nicht gerne Missverständnisse, Ärger und Groll einfach an sich abprallen lassen? Selbstführungs-Coachin Karin Kuschik liefert in ihrem gleichnamigen Buch «50 Sätze, die das Leben leichter machen» und damit einen Kompass für mehr innere Souveränität.
Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, auf unangebrachte Kommentare, in nervenaufreibenden Situationen oder gegenüber unangenehmen Personen souverän und gelassen zu reagieren? Einfach cool und entspannt einen Satz raushauen, der das Gegenüber sprachlos macht, ohne grenzüberschreitend zu sein – sicherlich ein von vielen geträumter Tagtraum. Den bringt die Coachin Karin Kuschik mit ihrem aktuellen Spiegel-Bestseller «50 Sätze, die das Leben leichter machen» ihren Leserinnen und Lesern auf humorvolle Art näher.

Jedes Kapitel im Buch steht unabhängig für sich, umfasst einen der 50 Sätze und ist stets gleich aufgebaut: Kuschik beschreibt kleine Anekdoten aus dem wahren Leben, die die Betroffenen zur Weißglut hätten bringen können. Anhand der unaufgeregten Reaktionen dieser Personen zeigt die Autorin, wie du in solchen Momenten gelassen bleiben und souverän reagieren kannst. Abschließend fasst sie in drei Stichworten zusammen, was dir der jeweilige Satz schenkt.
«Dann nehme ich es lieber leicht»
Eine Hochzeitsgesellschaft in Thailand: Die Schwester der Braut ist in einen blütenweißen Sarong gekleidet, steht jedoch ungünstig neben einem deutschen Touristen, der gerade mit dem Verschluss einer Flasche Sojasoße kämpft. Was als nächstes passiert, kannst du dir denken: Die Flasche ploppt auf, die Sojasoße verteilt sich quer über das nun nicht mehr so weiße Kleid. Die Reaktion der Brautschwester auf das völlig ruinierte Kleid? «Mai pen rei», «Macht nichts!». Aber nicht einfach aus Höflichkeit, sondern als Lebensformel, die Kuschik als Gleichmut übersetzt: «Egal, ob es etwas macht oder nicht, wir entscheiden einfach, dass es uns nichts macht.»
Lassen wir einfach nicht zu, dass uns kleine Dinge das Glück verderben.
Das Wort «einfach» in diesen Sätzen ist vielleicht etwas fehlplatziert. Zumindest solange die gleichmütige Reaktion noch nicht geübt ist. Doch die Autorin hat einen guten Einwand: Statt alle Energie in Aufregung, Ärger oder Angst zu stecken, kannst du sie auch ins Üben der Gelassenheit investieren, bis der Gleichmut irgendwann von selbst kommt.
Was dieser Satz schenkt? Entspannung, Selbstbestimmung und ganz viel Leichtigkeit, schreibt die Autorin.
«Das verzeihe ich mir am besten gleich mal selbst»
Was sind im zwischenmenschlichen Bereich die größten Ängste, die Menschen hegen? Die Angst zu versagen und die Angst nicht geliebt zu werden. Und dabei sind wir oft selbst unsere größten Kritiker und zermalmen uns nach kleinen Fehlern unerbittlich, obwohl sich im Nachhinein nichts mehr ändern lässt.
Nicht so eine Psychologin, die Kuschik wegen einer Ausbildung in Energetischer Psychologie einmal besuchte. Stundeninhalt sollte die Spritzenphobie der Autorin sein. 90 Minuten ging es um Auftragsklärung, Muskeltests, das Üben von Abläufen, Mitschreiben, Ergebnischeck und so weiter, bis die Psychologin sagt: «Wenn du es genauso machst, ist auch deine Fahrstuhlangst weg.» Sie hatte die ganze Zeit versucht, die falsche Phobie zu therapieren. Umso erstaunlicher ihre Reaktion, die Kuschik neugierig machte: «Dann verzeihe ich mir das am besten gleich mal selbst». Anstatt voller Scham eine Entschuldigung zu stammeln, entschied sie sich, menschlich professionell und souverän damit umzugehen, schreibt die Autorin. Der Satz schenkt: Selbstliebe. Gelassenheit. Empathie.
Wenn wir nämlich statt unserer oft gnadenlosen Bewertung und all der peinlichen Gefühle, die das mit sich bringt, eine Portion Toleranz für uns selbst akzeptieren können, werden wir vom Opfer der Umstände zum Gestalter der Möglichkeiten.
«Ich bin mir nicht sicher, was das heißt»
Kuschik erzählt in diesem Kapitel die Geschichte einer Klientin: Nach einem Termin mit ihrem Chef denkt sie, ihre Präsentation bei einer wichtigen Konferenz sei grundlos gestrichen worden. Der Chef hatte sie nicht mehr erwähnt, auf den Folien war sie nicht vermerkt, er wich ihrem Blick ständig aus. Das reichte, um die Geschichte im Kopf weiter zu konstruieren und bereits gedanklich nach einer neuen Anstellung zu suchen.
Warum hatte sie nicht nachgehakt? Um sich ihren Ärger und die Aufgeregtheit nicht am Tonfall anmerken zu lassen, halten sich viele in solchen Fällen zurück. Doch die unangebrachte Zurückhaltung bringt das Missverständnis erst so richtig in Schwung. Ein beiläufiges «Wann ist meine Präsentation geplant» hätte die Situation hingegen sofort entschärft. Tatsächlich nämlich erfuhr die Klientin auf Nachfrage: Der Chef hatte kurz vor dem Meeting eine Augenbehandlung. Deshalb hatte er die Folien nicht selbst bearbeitet, wodurch der Vortrag der Klientin versehentlich fehlte. Die beeinträchtigten Augen führten dazu, dass er das Fehlen nicht selbst bemerkte und erklärte zudem, warum er den Blick immer wieder abwendete.
Wir neigen dazu, uns die Realität zu konstruieren. Fragen wir nicht nach, um unsere Vermutungen einzuordnen, kann das schnell zu einem Selbstgänger in die falsche Richtung werden. Deswegen rät die Autorin häufiger mal zu einfachen Sätzen, die mit viel Klarheit belohnt werden: «Ich bin mir nicht sicher, was das heißt», «Ich bin mir nicht sicher, was Sie damit meinen» oder auch «Ich bin mir nicht sicher, was das konkret für mich bedeutet».
Neugierig geworden? Dann viel Spaß beim Selbstlesen oder -hören dieser drei und der weiteren 47 Sätze für mehr innere Souveränität.
Und wenn du auch noch wissen möchtest, wie du am besten sagst, was du möchtest, kannst du hier weiterlesen:
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.