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Zu Fuss durch Norwegens Nationalpark: Planung eines Himmelfahrtskommandos

Arthur und Jannik sind zwei Fotografen in Ausbildung. Letzten Winter begeben sie sich in den Sportferien auf eine abenteuerliche Expedition in den Norden Norwegens. Das ist ihr Reisetagebuch.

Wir, Arthur und Jannik, sind 19 Jahre alt. An einer Zürcher Kunstschule absolvieren wir die Fotografenausbildung. Da uns die Natur fasziniert, sind wir viel in den Bergen und Wäldern der Schweiz unterwegs – meist mit Kamera, Zelt und einem Gaskocher im Gepäck. So ergibt es sich auch, dass wir während der Herbstferien 2018 bei einem Camping- und Wanderausflug in Graubünden auf die Idee für eine Expedition zum Polarkreis kommen.

Eine absurde Idee

Während vielen ausgedehnten Wanderungen besprechen und entwickeln wir unsere Idee weiter und beschliessen, in den Sportferien 2019 für zwei Wochen in den Norden Norwegens zu fahren. Dort, so träumen wir, werden wir tagsüber zu Fuss unterwegs sein und abends im Zelt unter den Nordlichtern einschlafen.

Zurück in der Schule beginnen wir – oft während des Unterrichts, wofür einige Dozenten wenig Verständnis aufbringen – uns im Internet über Norwegen zu informieren. In einem ersten Schritt suchen wir auf einer Karte den nördlichsten, per Zug erreichbaren Ort in Norwegen: Bodø, eine kleine Hafenstadt über dem Polarkreis.

Weil Bodø aber eine zivilisierte Kleinstadt ist und wir harte Krieger sind, wählen wir als Reiseziel den nahe gelegenen Saltfjellet–Svartisen Nationalpark. Dieser ist per Zug erreichbar, zum Beispiel via eines kleinen Dorfes namens Røkland, dass am Rande des über 2100 Quadratkilometer grossen Nationalparks liegt.

Hierhin soll die Reise gehen.
Hierhin soll die Reise gehen.

Auf einem norwegischen Blog, den wir mit Google einigermassen sinnvoll übersetzen, stossen wir auf die Bukkhågbua-Hütte im Saltfjellet-Svartisen Nationalpark: Über das örtliche norwegische Touristenbüro, das wir per Telefon erreichen, erfahren wir, dass die Hütte noch immer existieren soll und ohne Schlüssel kostenlos zugänglich ist.

Als unsere Planung spezifischer wird, laden wir einige Mitschüler, Freunde und Bekannte ein, uns bei unserem Abenteuer zu begleiten. Wir werden für alles zwischen verrückt und lebensmüde erklärt und so entscheiden wir uns, das Projekt zu zweit durchzuziehen. Mit dem neuen, konkreten Ziel der Bukkhågbua-Hütte vor Augen, bildet sich, nach vielen verpassten Lektionen und geopferten Freitagabenden, folgender Plan.

Ein konkreter Plan

Am 10. Februar werden wir den ersten Zug unserer insgesamt 43-stündigen Reise besteigen. Um zirka sieben Uhr morgens kommen wir in Røkland, Norwegen an, um dort unseren Fussmarsch zur Hütte in Angriff zu nehmen.

Für diese 25 Kilometer vom Bahnhof zur Hütte rechnen wir mit bis zu drei Tagen. Das Ziel wäre aber, die Hütte in zwei Tagen zu erreichen. Hier ist zur Navigation ein GPS unbedingt notwendig. Die Wanderwege sind aufgrund des Schnees nicht sichtbar. Unter «normalen», schweizerisch-sommerlichen Umständen, könnten wir diese 25 Kilometer zwar innert den sechs Stunden bewältigen, in denen wir pro Tag in Norwegen Sonnenlicht haben werden. Im Februar ist jedoch mit rund 90 Zentimeter Schnee zu rechnen. Ausserdem schleppen wir auf dieser ersten Etappe, zusätzlich zu unserer restlichen Ausrüstung, unsere kompletten Essensvorräte für die kommenden acht Tage durch die Wildnis. Darum rechnen wir mit der doppelten bis dreifachen Zeit, also mit den erwähnten drei Tagen.

Da ist die Hütte.
Da ist die Hütte.

In der Hütte werden wir während fünf oder sechs Tagen unser Basislager aufschlagen. Von dort aus unternehmen wir ein- bis zweitägige Touren in der Region, mit dem Fokus auf Fotografie, insbesondere Tier- und Landschaftsaufnahmen.

Je nachdem, wie lange wir für die anfängliche Wanderung zur Hütte benötigt haben, werden wir sie am 18. oder 19. Februar wieder verlassen, um uns auf den Rückweg zum Bahnhof Røkland zu machen. Wieder zurück in Røkland werden wir am Abend des 21. Februars in den Zug steigen und am späteren Nachmittag des 23. Februars in der Schweiz ankommen. So unser Plan.

Während der Beschaffung unseres Materials und der ständigen Analyse unserer Route (die wir mittlerweile über hunderte Wegpunkte zu einer GPX-Datei fürs GPS weiterentwickelt haben) merken wir, dass noch viele Fragen offen sind.

Wir beschliessen, uns und unser Material während eines Wochenendes in Amden am Walensee zu testen. Welche Rolle dabei unsere verschneiten Schuhe spielen, das erzählen wir dir im nächsten Teil.

Schnee im Schuh? Ganz schlecht!
Schnee im Schuh? Ganz schlecht!

Wie es dazu kam, dass Arthur und Jannik für Galaxus von ihren Erlebnissen berichten, erfährst du hier.

  • Hintergrund

    Zwei Fotografen, ein Ziel: zu Fuss durch Norwegens Nationalpark

    von Patrick Bardelli

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Wir sind zwei Fotografen in Ausbildung an der F+F (Schule für Kunst und Design) in Zürich.
Da uns die Natur sehr fasziniert, sind wir viel in den Bergen und Wäldern der Schweiz unterwegs. Meist mit Kamera, Zelt und einem Gaskocher im Gepäck.


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