

Zum Tag des Nachbarn: Ein Staubsauger

Ich mag meine Nachbarn. Wenn da nur nicht dieses kleine Problem im Waschraum wäre. Zum Tag des Nachbarn am 25. Mai mache ich mir viel zu viele Gedanken – und den Mitbewohnern (leicht verspätet) ein Geschenk.
Im Mehrfamilienhaus, in dem ich und meine Lieben wohnen, leben noch acht weitere Parteien. Soweit ich das überschauen kann, verstehen wir uns untereinander gut. Die Waschküche teilen wir uns ordentlich mit einem Waschplan auf. Dabei sind wir flexibel und für Notfälle haben alle Verständnis. Das funktioniert traumhaft.
Wenn da nur nicht der Trocknungsraum wäre. Genauer: Der Boden des Trocknungsraums. Er ist wahnsinnig staubig.

Bevor ich die Wäsche aufhänge, muss ich oft zahlreiche dicke Staubknäuel aufwischen. Ich möchte nicht, dass die Trocknungsmaschine den Schmutz in unsere frisch gewaschene Wäsche bläst. «Gopf, sind wir eigentlich die einzigen, die hier Staub wischen?», entfährt es mir manchmal. Dabei weiss ich, dass dem vermutlich nicht so ist.
Weil die Arbeit auf dem rauen Boden mit dem Kehrbesen so mühsam und zeitraubend ist, sucht mich der Gedanke trotzdem regelmässig heim. Während des monotonen Wischens – zufälligerweise genau am Tag des Nachbarn am 25. Mai – komme ich ins Grübeln. Das Problem wird nicht von alleine verschwinden.
Vielleicht kommt mir wegen des Nachbarschaftstages die zündende Idee: ich bin Teil des Problems und nicht der Lösung. Denn nachdem ich gewaschen habe, kehre ich den Boden nicht. Ich hinterlasse einen staubigen Boden.
Die Lösung ist:
- Ich muss die Situation drehen. Normal soll sein, dass alle einen sauberen Raum hinterlassen.
- Ich muss mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu muss die Arbeit bequemer werden.
- Als gläubiger Nerd erschlage ich das Problem selbstverständlich mit Technologie.
Die Theorie...
Falls du jetzt an einen Staubsaugerroboter denkst, dann sind wir Brüder im Geiste. Der Gedanke ist mir auch gekommen. Der hätte dort unten ein ideales Revier: Die Fläche ist rechteckig und hat ausser einem Tisch keine Hindernisse. Es scheitert aber am Preis: Auch wenn der günstigste Roboter-Sklave mittlerweile nur knapp 200 Franken kostet – das Investment ist mir dann doch zu hoch.
Also klicke ich rüber zu den handelsüblichen Staubsaugern. Und dann mache ich, was ich sonst nie tue: Ich sortiere die Produkte nach dem Preis und suche mir eines der billigsten Modelle aus. Ich begutachte das Produkt kurz. Dann klicke ich ohne mit der Wimper zu zucken auf «bestellen».

Bewertungen von anderen Usern hat das Gerät für lumpige 60 Franken nur eine einzige, und die ist mittelmässig. Ein Kauf ins Blaue hinein. Im schlimmsten Fall sind 60 Franken futsch und ich hinterlasse eine negative Bewertung. Ein vertretbarer Deal.
Die Aufgabe ist ja anspruchslos. Auf dem Papier kann der Billig-Sauger genau das, was ich von ihm will:
- Er ist handlich
- Er lässt sich aufrecht gehend bedienen
- Er ist einfach bedienbar: es gibt nur drei Knöpfe
- Er hat dank des beutellosen Designs keine Folgekosten
...und die Praxis
Drei Tage später trage ich den handlichen Karton in unsere Waschküche. In der Verpackung ist nicht viel drin:
- der Sauger samt Schmutzbehälter
- ein Verlängerungsrohr
- ein Staubsaugerfuss
- ein Bürsteli
- die Bedienungsanleitung

Das Bürsteli verschwindet gleich wieder im Karton. Brauchen wir nicht. Genau wie die Bedienungsanleitung, denn der Sauger hat drei selbsterklärende Knöpfe: Ein/Aus, Staubbehälter lösen und Staubbehälter öffnen. Der Waschraum sieht gar nicht so dreckig aus, aber ich bin gerade so im Elan, dass ich das Gerät jetzt sofort ausprobieren will. Natürlich mit der Stoppuhr.
Erstes Learning: Ich bin massiv schneller als im Handbetrieb. Zwar ist der Fuss mit 22 Zentimetern deutlich schmaler als der unseres «grossen» Staubsaugers in der Wohnung (28 cm), trotzdem geht die Arbeit rasch von der Hand. In 2:30 Minuten ist die etwa 6x4 Meter grosse Fläche gereinigt.

Zweites Learning: Obwohl der Trockenraum gar nicht so dreckig erscheint, kommt ordentlich was zusammen. Dabei habe ich doch erst drei Tage vorher von Hand gewischt!
Fazit
Was soll ich sagen? Ich habe schon mehr Geld für wesentlich Dümmeres ausgegeben. Überschlagsrechnung: Pro Woche spare ich fünf Minuten bei einer mühsamen Arbeit. Wenn ich mir pro Stunde 20 Franken bezahlen würde, dann amortisierte sich der Sauger innert 36 Wochen. Die Investition ist schon jetzt ein voller Erfolg für mich.
Natürlich hat das Gerät auch seine Mängel: Für mich ist bei einem Staubsauger ein HEPA-Filter eigentlich Pflicht. Angesichts der Situation vernachlässige ich dieses Kriterium. Als Hauptgerät disqualifiziert sich der Sauger ausserdem durch seinen knapp bemessenen Schmutzbehälter: Den habe ich ja in drei Minuten in der gar nicht mal so staubigen Waschküche sichtbar gefüllt.
Nicht gerade glücklich macht mich die Lautstärke des SZ-1918. Er ist nicht wahnsinnig laut, aber ich bin von unserem UltraSilencer verwöhnt, dessen Name Programm ist. Angesichts der erstaunlich kräftigen Saugleistung des Winzlings geht das in Ordnung. Staub, Brösel und Steinchen saugt er im Handumdrehen weg. Irgendwo muss man für 60 Franken Abstriche machen.
Bleibt nur noch eine Frage: Geht mein Masterplan auf und greifen die Mitbewohner zum Gerät? Es widerstrebt mir etwas, noch mehr schmutzige Wäsche unserer Liegenschaft in der Öffentlichkeit zu waschen. Machen wir es so: Ich hinterlasse in einem Monat an dieser Stelle eine kurze Ergänzung, wie die Sache steht.
Update 23.8.
😊


Ich bändige das Editorial Team. Hauptberuflicher Schreiberling, nebenberuflicher Papa. Mich interessieren Technik, Computer und HiFi. Ich fahre bei jedem Wetter Velo und bin meistens gut gelaunt.