Ratgeber

Das herbe Ende meiner Indoor-Kräuter

Kräuter im Wohnzimmer anbauen ist einfach, haben sie gesagt. Du musst nur die passende Erde nehmen und richtig giessen, haben sie gesagt. Nun: Sie haben sich getäuscht, die Internetquellen. Ein Indoor-Kräuter-Drama in neun Akten.

Achtung: In diesem Beitrag gibt es Tote. Verdurstete und Kollabierte. Ausserdem grosse Enttäuschungen. Vielleicht zwischendurch den einen oder anderen Hoffnungsschimmer. Doch eines ganz bestimmt nicht: ein Happy End.

Akt 1: Eine halbwegs geglückte Ouvertüre

Alles beginnt an einem idyllischen Ort: auf meiner sonnigen Fensterbank. Es ist ein warmer Frühsommertag im Mai. Überglücklich säe ich Thymian-, Oregano- und Salbei-Samen. Dass die Töpfe zu klein sind, die Erde zu grob und auch noch das ganze Saatgut auskippt, darüber sehe ich noch hinweg.

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Akt 2: Der erste Höhepunkt

In den nächsten Tagen bleibt es still. Zu still? Eine Ungewissheit macht sich in mir breit. Denn: An der Erdoberfläche tut sich nichts. Gar nichts. Ich versuche mich in verschiedenen Giess- und Abdecktechniken. Ich probiere, die Hoffnung zu bewahren. Fast verliere ich sie komplett. Doch dann, am achten Tag, der Wendepunkt: die Sprösslinge erblicken das Licht der Welt. Zuerst Salbei, dann Thymian, dann Oregano.

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Akt 3: Ein Konflikt entsteht

Es folgt das pure Kräuterglück. Meine Sprösslinge schiessen in die Höhe, bilden die ersten Blättchen, gedeihen einfach nur prächtig. Als glückliche Kräutermutter gebe ich mir die grösste Mühe. Bloss nicht zu viel Wasser, aber möglichst viel Licht, lautet das Credo bei meinen mediterranen Sprösslingen. Doch plötzlich stehe ich vor einem Problem: Die Sonne trocknet die Erde in den winzigen Töpfen auf der Fensterbank viel zu schnell aus. Nun nimmt das Drama seinen Lauf.

Akt 4: Die Nahtod-Erfahrung

Als ich eines Tages nach meinem Salbei, Thymian und Oregano schaue, liegen sie alle platt auf der Erde. Etliche Wiederbelebungsversuche mit Wasser folgen. Mühselig erheben sich die Kräuter wieder. Bis sie kurz darauf wieder kollabieren. Es ist ein Auf und Ab. Das muss aufhören.

Mehr tot als lebendig: meine Kräuter nach dem Kollabieren.
Mehr tot als lebendig: meine Kräuter nach dem Kollabieren.
Quelle: Darina Schweizer

Akt 5: Ein kurzes Aufatmen

Zeit für einen Ortswechsel: Meine Sprösslinge kommen in einen grösseren Topf, wie es meine Internetquellen empfehlen. Und sie kommen raus aus der direkten Sonne. Von jetzt an muss ich sie nur alle paar Tage giessen. Ich spüre Erleichterung. Und Stolz. Bis es in meinen Ohren plötzlich kaum hörbar zu summen beginnt.

Akt 6: Der nächste Konflikt

Ich schaue genau hin: Ein paar winzige Trauermücken kreisen um meine Sprösslinge. Mein Beschützerinstinkt ist geweckt. Ich mache das, was Kräutermütter nun mal tun: Ich begebe mich auf Schädlingsjagd. Rund um die Töpfe stelle ich Todesfallen aus Rotwein, Spülmittel und Wasser auf. Dutzende Mücken ertrinken kläglich. Jede einzelne ist eine Genugtuung. Doch leider kommen auch Dutzende nach. Bald schwirrt es nur so um die Töpfe. Und täuscht das oder wachsen die Kräuter plötzlich nicht mehr richtig?

Ein Teil der Trauermücken liegt tot im Topfuntersetzer. Leider kommen aber immer wieder unzählige nach.
Ein Teil der Trauermücken liegt tot im Topfuntersetzer. Leider kommen aber immer wieder unzählige nach.
Quelle: Darina Schweizer

Akt 7: Die Zuspitzung

Es täuscht nicht. Die Kräuter bilden kaum mehr Blättchen, wachsen einfach nicht mehr weiter. Im Internet erhalte ich die Hiobsbotschaft: Die Larven der Trauermücken könnten die Wurzeln angefressen haben. Behutsam grabe ich meine Sprösslinge aus und kippe die Erde weg. Ernüchtert wasche ich ihre Würzelchen sauber. Sanft bette ich sie in neue Erde, diesmal spezifische Zimmerpflanzenerde. Ein erster Hoffnungsschimmer: Die Trauermücken sind verschwunden.

Akt 8: Die grosse Katastrophe

Doch leider verschwindet auch etwas anderes: meine Kräuter. Das satte Grün ihrer Blättchen verblasst allmählich. Wie Greise neigen sie erst ihre Köpfe und dann ihren ganzen Körper in Richtung Erde. Die Katastrophe ist eingetreten. Am Boden zerstört verabschiede ich mich von meinen Sprösslingen.

Akt 9: Das Ende

Was bleibt, ist ein einziger Überlebender. Mein Erstgeborener: der Salbei. Nach seinem Kampf durch kargste Erdschichten, etlichen Zusammenbrüchen, Wiederauferstehungen und schliesslich dem hart erkämpften Sieg im unerbittlichen Trauermückenkrieg steht er noch immer. Das könnte ein gutes Ende haben, denkst du? Du täuschst dich. Denn bereits beginnen auch seine ersten Blätter zu welken …

Salbei hat überlebt. Doch auch mehr schlecht als recht.
Salbei hat überlebt. Doch auch mehr schlecht als recht.
Quelle: Darina Schweizer

Ende der Vorstellung.

So fällt die Kritik aus

Welches Fazit ziehe ich nach meinem Indoor-Kräuter-Drama? Folgende Punkte hätte ich anders machen können:

  • Ich hätte die Erde vor Gebrauch für 20 Minuten bei 200 Grad im Backofen oder für zehn Minuten bei höchster Stufe in der Mikrowelle erhitzen können. So hätte ich die Larven der Trauermücken, die oft schon vor dem Kauf Eier in die Erde legen, getötet. Leider werden so aber auch wichtige Mikroorganismen zerstört.
  • Ich hätte von Beginn an grössere Töpfe verwenden können.
  • Ich hätte die Aussaat- und Kräutererde nur anfangs benutzen und beim Umpflanzen möglichst hochwertige Zimmerpflanzenerde verwenden können.
  • Ich hätte nach dem Umpflanzen weniger giessen können.
  • Ich hätte die Erde mit Vogelsand, Quarzsand oder feinkörnigem Kies bedecken können. So gelingt es den Trauermücken nicht, Eier in die Erde zu legen.
  • Ich hätte, statt Fallen aufzustellen, gleich ein Mittel gegen die Trauermücken kaufen können. Zum Beispiel eines mit Fadenwürmern oder Raubmilben, welche die Larven vertilgen. So wären die Wurzeln der Kräuter möglicherweise nicht angefressen worden.
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Nächste Vorstellung in …

Und jetzt? Ist der Vorhang gefallen? Nein, nicht ganz. Nach einer Pause werde ich eine Neuaufführung wagen. In der Hauptrolle: Eine neue Erde. Ein neues Saatgut. Und vielleicht gleich ein Smart Garden:

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Hattest du mehr Erfolg mit Indoor-Kräutern? Verrate mir deine Tipps in einem Kommentar.

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Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.


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