

Glitzereinhörner und Schneckenhäuser

Es gibt Spielzeug, dessen Reiz in hundert Jahren nicht verblasst und anderes, das ist fast schon vergessen, kaum hat man es ausgepackt. Eine – nicht ganz ernst gemeinte – Zusammenstellung.
Allem Wandel in der Spielwarenwelt zum Trotz: Wenn es um die Lieblingsspielsachen unserer Kinder geht, ist vieles genau so, wie es immer war. Die Zeit und der Raum zum Spielen hingegen haben in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Früher und öfter muss das freie Spiel heute einem strukturierten Alltag mit schulischen Aktivitäten weichen oder wird zu sehr durch Zeitvertrieb wie Fernsehen und Computerspiele ersetzt; es fehlt zudem an Orten, an denen sich Kinder auch einmal ohne Aufsicht von Erwachsenen aufhalten können. Die Konsequenz: Kindern fällt es oft nicht mehr so leicht, sich in ein Spiel einzufinden und darin auch länger zu verweilen; manch eines weiss nicht mehr, wie man ein Rollenspiel angeht oder es fehlt ihm die Ausdauer, die etwas komplexeren Regeln eines Kartenspiels zu erlernen und zu üben.
Gutes Spielzeug, da sind sich Experten einig, fordert immer wieder zu neuen Spielen auf, lässt sich verändern und vielseitig benutzen und regt die Fantasie an. Genau das tun Bauklötze, Bälle und Puppen, Knetmasse und Legos, aber auch Wasser, Sand und Steine - und bringen Kindern damit viel über die Welt bei. Eine kleine - nicht ganz ernst gemeinte - Auflistung der beliebtesten Spielsachen:
Was so rollt
Es ist schon erstaunlich, auf wie viele Arten sich Rundes im Kinderzimmer manifestiert: Da sind Bälle aus Plüsch und Bälle, von denen einem die Geschwister Frozen entgegenblicken, Bälle, die sich zu einem Frisbee zusammendrücken lassen, Bälle, die leuchten und Bälle, aus denen es klingelt, Fussbälle und Basketbälle, aufblasbare Weltkugeln, Murmeln, die alle irgendwann unter dem Sofa verschwinden und Bällchen, die erst in jede Ecke des Zimmers hüpfen, bevor sie sich auf Nimmerwiedersehen verabschieden. Aber deshalb hat man sie ja auch gerade im Dutzend gekauft.
Kaufen und Verkaufen
Bevor die Holzpoulets und Plüschrüebli in den Kochtopf kommen, muss natürlich zuerst einmal eingekauft werden. Je nachdem, wie viele Sammelaktionen man im Laufe eines Elternlebens schon mitgemacht hat, kann man seine Kinder dabei auch gleich auf das gewünschte Einkaufsverhalten einschwören: «Nei, Schätzli, ich wett lieber d Biotomate us de Region, nöd die vom Discounter.»
Steinli, Stäckli, Schnäggehüsli
Die Triade des Draussenspiels. So zeitlos wie die Faszination der Kinder darüber, was sich bei einem Waldspaziergang alles aufspüren lässt, so unausweichlich folgt seit Generationen die Diskussion, ob man die fünf Dutzend Steine und die kleine Schneckenfamilie nicht doch mit nach Hause nehmen dürfte. Oder dann wenigstens den Ast, den das Kind seit einer halben Stunde keuchend hinter sich herzieht. Nur ein einziges Mal. Nur heute. Bitteee.
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Sie täten es für ihre Kinder, hört man vornübergebeugte Väter murmeln, die sich dann die Nacht damit um die Ohren schlagen, dem Nachwuchs zum neuen Feuerwehrauto ein Szenario aus brennenden Häusern zu errichten. Der Weg ins Kinderherz ist von bunten Steinchen gepflastert.
Der Klassiker
Dagegen kommt selbst die tollste Actionfigur nicht an: Das Spielzeug, das gerade das Gspänli in seinen Händen hält. Denn selbst wenn es sich dabei um eine Barbiepuppe ohne Extremitäten oder einen abgewetzten Plüschpanda handelt - am Unwiderstehlichsten ist das, was man selbst nicht hat. Ausserordentlich populär auch: Das Plastikding, das der kinderlose Bekannte kürzlich als Geschenk mitgebracht hat und das seither Hits aus den Achtzigerjahren plärrt und unerbittlich gegen die Kommodentür fährt. Und, ach ja, blinkt.

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Journalistin und Mutter von zwei Söhnen, beides furchtbar gerne. Mit Mann und Kindern 2014 von Zürich nach Lissabon gezogen. Schreibt ihre Texte im Café und findet auch sonst, dass es das Leben ziemlich gut mit ihr meint.<br><a href="http://uemityoker.wordpress.com/" target="_blank">uemityoker.wordpress.com</a>