
Hintergrund
Mit dem Fixie nach Marokko #7: Land in Sicht!
von Jonathan Perraudin und Christoph Zuidema
Nach der letzten Uni-Prüfung zieht es Jonathan und Christoph raus in die Welt. Nicht all-inclusive auf die Kanaren, sondern so ziemlich ohne alles nach Marokko – nur mit Fixies und leichtem Gepäck. Hier berichten sie von ihren Erlebnissen. Diesmal: Nicht ganz nüchtern im siebten Fixie-Himmel.
Temporäre Reparaturen sind gut – neue Speichen noch besser. Am allerbesten kombiniert mit neuen Bekanntschaften, und so suchen wir uns bei der Ankunft in Barcelona einen Velo-Mechaniker aus, der uns vielleicht auch das ein oder andere über die Fixie-Kultur dieser Stadt erzählen kann. Und siehe da: Nachdem er uns sagt, die 30-minütige Reparatur koste 20 Euro (wo schicken wir eigentlich unsere Spesenrechnung hin?), meint er, eigentlich sollten wir um 8 Uhr abends wieder vorbeikommen. Dann käme der Rest seiner Fixie-Crew für ein, zwei oder drei Feierabendbiere vorbei.
Geduscht und mit Dosenbier eingedeckt, kehren wir zurück und treffen als erstes auf Peter. Einen ehemaligen britischen Bahnrennfahrer, der begonnen hat, Rennen zu organisieren. Zuerst Alleycats (Schnitzeljagd mit dem Velo) und lokale Wettkämpfe, inzwischen macht er aber nur noch das, was ihm auch seinen Alltag finanziert. So hat er bei der Bahn-EM in Schottland mitgewirkt und beim Red Hook Crit in Milano ist er auch dabei.
Als völlig angefressener Velofahrer fliegt er aber nicht zu all diesen Stationen, sondern nimmt die Strecken mit seinem massgefertigten Carbonrahmen unter die Räder. Als nächstes steht übrigens Barcelona - London - Milano auf der Agenda. Ob er dies nicht mal zur Abwechslung mit Rucksack und nur einem Gang machen wolle? In englischer Manier stürzt er sein Bier und bringt nur noch ein trockenes «Nein» hervor.
Nico, der Ladenbesitzer, führt uns durch die Gassen in die nächste Bar, damit sein Feierabend richtig beginnt. Vor ein paar Jahren ist er aus Italien nach Barcelona gekommen, hat sich in die Stadt verliebt und wollte ihr mit einem Fixieshop etwas zurückgeben. Was wäre passender als ein Ort wie dieser, wo sich Fixie- und Velo-Freaks treffen können, während ihre zweirädrige Passion geflickt wird? Nico ist erst 27. Wir sind beeindruckt von seinem Werk mit dem passenden Namen «My Beautiful Parking».
Da Nicos Knie leicht lädiert ist, erklärt und zeigt uns sein Freund Alex, wie das sogenannte «Skidden» (Bremsen, indem man das Hinterrad mit reiner Muskelkraft blockiert) funktioniert – und das alles in Katalanisch. Du hast den Videobeweis weiter unten und wir werden in den nächsten Tagen sehen, wie viel bei uns hängen geblieben ist. Zuerst aber das Tutorial inklusive Liebeserklärung an Galaxus. Wie sieht's eigentlich mit Versand nach Spanien aus?
Was gibt es noch zu sagen? Uns wurde beigebracht, dass Vermuth die richtige Wahl für den Apero ist und dass Alkohol seine Wirkung schneller ohne Abendessen entfaltet. Von unseren neu gewonnenen Freunden werden wir fachkundigst in das Nachtleben von Barcelona eingewiesen und vereinbaren noch ein Treffen für den nächsten Tag vor der Weiterfahrt. Morgens bewegen wir uns dann so fort.
Wo sind unsere Velos geblieben? Wir erinnern uns. Damit wir sie auch am nächsten Tag noch besitzen, hat uns Nico angeboten, sie in seinem Laden zu lassen (vielleicht sogar im Schaufenster, sich mit fremden Federn schmückend?).
Er gibt uns noch zwei Velocaps seines Shops und mit einem Zwinkern schneidet er uns zwei Reserve-Speichen auf die richtige Grösse zu. Er glaubt wohl nicht, dass unsere Zweiräder von derselben Qualität wie seine Schaufensterware sind. Uns ist's egal. Nach einem leicht wehmütigen Abschied brechen wir auf durch den Stadtdschungel von Barcelona Richtung Süden.
To be continued...
Was ausserdem geschah: