
Hintergrund
Mit dem Fixie nach Marokko #7: Land in Sicht!
von Jonathan Perraudin und Christoph Zuidema
Nach der letzten Uni-Prüfung zieht es Jonathan und Christoph raus in die Welt. Nicht all-inclusive auf die Kanaren, sondern so ziemlich ohne alles nach Marokko – nur mit Fixies und leichtem Gepäck. Hier berichten sie von ihren Erlebnissen. Diesmal: Ärger mit den Bullen.
Viele Wege führen nach Rom, einige aber auch nach Marokko. Einen besonders schönen erwischen wir von Barcelona aus Richtung Süden. Schnelle Abfahrten und steile Anstiege lassen uns vergessen, dass wir nach einer durchzechten Nacht und einigen harten Etappen nacheinander eigentlich zu müde für so etwas sind. Angekommen bei Verwandten von Jonathan, gönnen wir uns endlich wieder einen wohlverdienten freien Tag. Doch auch diesen investieren wir komplett in die seriöse Planung. Trotzdem geraten wir am nächsten Tag auf einen Weg, der nicht optimal auf unsere Ausrüstung abgestimmt ist.
Hinzu kommen zu viele Platten und Christophs Speichen, die in regelmässigen Abständen brechen. All das ist ein Belastungstest für unseren Durchhaltewillen. Da kommt uns ein zufälliges Treffen wie gerufen. Eine Gruppe aus Frankreich, vor einigen Jahren nach Spanien gezogen, ist gerade beim Picknick und geniesst das schöne Leben bei Tapas und Cava – so etwas wie spanischem Champagner. Genau dazu werden wir eingeladen, als wir bei einem kleinen Parkplatz einen unserer unzähligen Reparaturstopps einlegen.
Lilly und ihre Familie vereinfachen uns die Weiterfahrt nicht. Was also tun? Dort am Strand im Schlafsack übernachten (wir haben bis jetzt noch ungebrauchte Schlafsäcke dabei, bei Interesse bitte melden)? Oder unsere Velos zu Geld machen und eine Strandbar eröffnen? Da zumindest Christophs Hinterrad kaum noch Geld bringen würde und wir trotz aller Verlockungen standhaft bleiben wollen, bewegen wir uns weiter Richtung Valencia. Doch vor der Ankunft treffen wir unverhofft auf noch mehr spanische Kultur.
In einem kleinen Dorf angekommen, folgen wir brav unserer geplanten Route, bis wir im Dorfkern vor einer zwei Meter hohen hölzernen Absperrung stehen. Mit Valencia vor Augen und wohl noch ein bisschen Cava im Blut, ist für Jonathan schnell eine Lösung gefunden: Irgendwie müssen wir da drüber. Schliesslich tummeln sich auf beiden Seiten Menschen, einige klettern über die Absperrung und die Strasse geht dahinter weiter. Unbeirrt nimmt Jonathan das Hindernis in Angriff, bevor ihn Anwohner überzeugen, es doch besser zu lassen. Und das zu Recht. Denn kurze Zeit später springen die Leute auf der anderen Seite über die Absperrung. Das nächste Mal wissen wir, dass Sätze, die «Torro» enthalten, nicht zwingend eine Essenseinladung sind.
Valencia erweist sich als einiges entspannter – «Torro» gibt es dort nur in getrockneter Form. Dennoch sind wir am nächsten Morgen froh, dass wir uns im positiven Sinne verplant haben. Getreu dem Motto «doppelt genäht hält besser» kommt in unserer Route Valencia zweimal als Abfahrtsort vor. Wir gewinnen also einen Tag und halbieren unsere folgende Etappe. Mangels Alternativen (Couchsurfing, Hostels, entlegener Strand) verschlägt es uns an einen Ort, wo wir für einmal die am wenigsten Tanzfreudigen und die Früh-zu-Bett-Geher sind.
Was sonst noch geschah: