
Hintergrund
Mit dem Fixie nach Marokko #7: Land in Sicht!
von Jonathan Perraudin und Christoph Zuidema
Nach der letzten Prüfung zieht es Jonathan und Christoph raus in die Welt. Nicht all-inclusive auf die Kanaren, sondern so ziemlich ohne alles nach Marokko: Nur mit ihren Fixies und leichtem Gepäck. Hier berichten sie von ihren Erlebnissen.
Unsere ersten Tage in Zahlen: 370 Kilometer, 2000 Höhenmeter, 4 Döner, 10 Pain au chocolat, ca. 24 Liter Getränke, 1 Kilo Gummibärchen. Optimale Ernährung nach einer optimalen Vorbereitung, die ja der Schlüssel zu einer erfolgreichen Reise ist. Uns bleiben dafür nach Christophs letzten Prüfungen genau vier Stunden, dann geht es mit dem Gleis 7 nach Genf. Ab dort sitzen wir im Sattel und es beginnen direkt die zwei längsten Etappen unserer Reise. Apropos perfekte Planung: Jonathan hat vergessen, die Velohosen einzupacken.
Nach den ersten Kilometern treffen wir zwei Leidensgenossen, Jaques und Olivia. Mit Satteltaschen und Tourenvelos ausgerüstet, beäugen sie unsere Ausrüstung kritisch. Doch für solche Vergleiche bleibt uns keine Zeit. Da wir in ihrem Schritttempo nie nach Marokko kommen würden, schalten wir (zumindest mental) einen Gang höher.
Immer wieder suchen wir auf unserer Reise nach Trinkwasser. Und das im Rhonetal. So schön und idyllisch die französische Dorflandschaft auch ist: Die Bürger waren für unser Vorhaben zu konsequent und haben alle Supermärkte aus ihren Dörfern verbannt. Nach einer Stunde auf dem Trockenen erblicken wir Louise. Sie sitzt auf einer Parkbank und zieht uns mit ihrer Schönheit in den Bann wie eine Sirene mit ihrem Gesang. Nach ein paar gewechselten Worten und dem Kommentar, ihr sei es schon weit genug von ihrem kleinen Dorf in dieses ein wenig grössere Dorf, wo sie als Coiffeuse arbeitet, meint sie, der Dorfladen sei nur 50 Meter weiter der Strasse entlang. Wir können es kaum glauben, ihn übersehen zu haben. Wahrscheinlich merkt auch Louise, dass diese zwei Fremden doch ein wenig zu fokussiert sind.
Da wir am ersten Tag eher sportlich unterwegs sind, fahren wir bis in die Dunkelheit und finden nur noch ein türkisches Gourmet-Restaurant, das geöffnet hat. Die Hausspezialität «Kebab» erweist sich als perfekt nach einem anstrengenden Tag.
Am nächsten Morgen stehen wir in studentischer Herrgottsfrühe auf (9 Uhr), kaufen Jonathan eine Velohose und lassen diese kulturelle Wüste hinter uns, um die ersten Anstiege in Angriff zu nehmen, denen wir nicht gewachsen sind.
Bald ruft auch schon wieder das Essen. Wir zwei Naivlinge dachten, der akademischen Welt entfliehen zu können, doch im Café von Thierry und seiner Tochter ist es damit vorbei. Er war zwanzig Jahre Professor und entschied sich dann, zu Ehren seiner Mutter ein Café zu eröffnen. Statt Studenten mit Bildung zu quälen, beglückt er nun seine Mitmenschen mit Kaffee. Wir müssen einen eher leidenden Eindruck hinterlassen haben, denn er bietet uns zum Schluss an, unsere Trinkflaschen zu füllen – inklusive Eiswürfel. Der Mann weiss, wie man Velofahrer glücklich macht!
Endlich in der Provence angekommen, liegt ein freier Tag vor uns. Wie wär's mit einer kleinen Recovery-Fahrt auf den Mont Ventoux? Nun ja… wir haben es probiert und sind unserem Offline-Navi gefolgt. Aber, was soll man da sagen, irgendwie sind wir mit dem Wakeboard an einem See gelandet.
Apropos Fails: Ganz pannenfrei ist diese Reise bis jetzt nicht abgelaufen. Zum zweiten Mal in unserem Leben (das erste Mal, um die Grosseltern stolz zu machen) konnten wir unsere Maschinenbaukenntnisse für etwas Nützliches gebrauchen und das Hinterrad von Christophs Velo flicken.
Was sonst noch geschah:
Wie es dazu kam, dass die Jonathan und Christoph für Galaxus von ihren Erlebnissen berichten, erfährst du hier.